Krawall-Skandal: Italien gegen Serbien abgebrochen
GENUA - Serbische Fußball-Hooligans haben erneut für einen Skandal gesorgt und den Abbruch der Auswärtspartie in Italien verursacht. Wegen anhaltender Krawalle wurde das EM- Qualifikationsspiel der Serben in Genua zunächst verschoben und dann abgebrochen.
Nachdem erneut Feuerwerkskörper und Fackeln auf das Spielfeld geworfen worden waren, schickte Schiedsrichter Craig Thomson (Schottland) nach kurzer Diskussion die Teams in der siebten Spielminute beim Stand von 0:0 wieder in die Kabine. «Es wird nicht gespielt. Sowas habe ich noch nie gesehen», sagte Italiens Trainer Cesare Prandelli.
Das Spiel im Stadio Marassi hatte bereits mit 35-minütiger Verzögerung begonnen, weil es schon vor dem Anpfiff zu Ausschreitungen serbischer Anhänger gekommen war. Dabei gingen Zäune und Glasscheiben zu Bruch. Zuvor hatten Hooligans ein Polizeiauto angegriffen. Ob die Spitzenpartie der Gruppe C nachgeholt oder Italien am Grünen Tisch zum Sieger erklärt wird, war offen. Italien hatte nach drei Spielen als 7 Punkte auf dem Konto, Serbien vier Zähler.
Nach Angaben des serbischen Fernsehens soll der Torwart der serbischen Mannschaft, Vladimir Stojkovic, von serbischen Hooligans bei der Ankunft im Stadion am Mannschaftsbus attackiert worden sein. Teamkollegen sollen ihn vor Verletzungen durch Fackeln beschützt haben. Daraufhin spielte für Stojkovic Ersatztorwart Zeljko Brkic. Nach seinem Wechsel von Roter Stern Belgrad zum Lokalrivalen Partizan hatte Stojkovic nach eigenen Angaben Morddrohungen erhalten.
Italiens Torwart Francesco Viviano äußerte sich geschockt. «Es ist traurig, dass ein Fußballspiel so endet. Ich habe dem Schiedsrichter gesagt, dass ich nicht im Tor stehen kann, während hinter mir Fackeln auf mich geworfen werden», sagte er. Nach Vivianos Angaben weinten einige serbische Spieler. Serbiens Innenminister sagte der italienischen Polizei seine volle Unterstützung zu.
Bereits vor dem Anpfiff hatte die italienische Polizei den Gästeblock mit rund 1600 serbischen Fans abgeriegelt. Einige Anhänger der Serben versuchten, die Absperrungen in Richtung Rasen zu durchbrechen. Der Schiedsrichter schickte daraufhin beide Mannschaft aus Sicherheitsgründen noch vor Spielbeginn zurück in die Kabinen. Vertreter der Europäischen Fußball-Union UEFA entschieden dann, das Spiel mit rund einer halben Stunde Verspätung anpfeifen zu lassen. Serbische Anhänger hatten bereits nach der Heimniederlage ihres Team gegen Estland (1:3) am 8. Oktober in Belgrad randaliert.
dpa