Krach schießt Tore

Nein, auch nach dem 6:1 gegen Irland ist längst nicht wieder alles gut beim DFB-Team. „Wir dürfen nicht in Euphorie verfallen”, sagt Schweinsteiger. Doch sicher ist, dass die Reibungen hilfreich waren.
F. Bogner |
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Nein, auch nach dem 6:1 gegen Irland ist längst nicht wieder alles gut beim DFB-Team. „Wir dürfen nicht in Euphorie verfallen”, sagt Schweinsteiger. Doch sicher ist, dass die Reibungen hilfreich waren

DUBLIN Für die Iren musste das, was ihrer Nationalmannschaft am Freitag wiederfahren war, mit Übersinnlichem zu tun haben. „Gespenster, Geister und langbeinige Monster bescherten die fürchterlichsten 90 Minuten, an sie man sich in Irland erinnern kann”, schrieb die „Irish Times” nach der 1:6-„Horror-Show” gegen Deutschland.


Gespenster? Wenn, dann in Form von konstruktiver Kritik, die dem Team von Joachim Löw offensichtlich Beine gemacht hatte. Reibung erzeugt bekanntlich Hitze, diesmal eindeutig auch einen Leistungssprung und Tore. Beispiele dafür fanden sich auf dem Platz jedenfalls viele.

Da wäre vor allem Marcel Schmelzer, der von Löw hart angefasst worden war („kann mir ja keinen Außenverteidiger schnitzen”) und in Dublin plötzlich sein bestes Länderspiel inklusive Torvorlage zeigte. „Ich musste das ausblenden, durfte mich davon nicht beeinflussen lassen”, meinte der Dortmunder.

Miroslav Klose, von Bayern-Manager Uli Hoeneß angegriffen („nur Tore gegen Liechtenstein!”), schoss sein 65. Länderspieltor und meinte hinterher, es sei „das Beste, wenn ich den Mund halte und mich auf den Fußball konzentriere” – auch wenn er die Kritik an den letzten Leistungen generell „ein Stück weit berechtigt” fand. 

Kritisiert hatte auch Bastian Schweinsteiger – und ließ seiner Krittelei am Teamgeist ein starkes Comeback folgen. Mesut Özil, der Schweinsteigers These zuvor widersprochen hatte, übernahm dafür beim Elfmeter Verantwortung.


Nun sind sechs Tore in einem Spiel unter Löw keine Seltenheit, es war gar schon das siebte Mal. Es sei auch durchaus normal, „dass Kritik zusammenschweißt”, sagte Teammanager Oliver Bierhoff. Die Art und Weise ließ jedoch darauf hoffen, dass sich das Team im Vergleich zur EM emanzipiert haben könnte – auch dank des Krachs.


Nach der Generalkritik von Hoeneß („Löw muss mehr Druck machen”) hatten Bundestrainer und Teammanager jedenfalls auffällig oft vom gestiegenen Konkurrenzdruck im Kader gesprochen. „Wir haben auch im Training eine ganz andere Dynamik”, stellte Löw fest. Und auch wenn es die sportlich Verantwortlichen nicht direkt zugeben wollten: das ganze Getöse im Vorfeld hatte diesmal äußerst befruchtend gewirkt. Auch auf den Doppeltorschützen Toni Kroos, der derzeit keinen Platz in der ersten Elf hat. Und weil dieser sich beim FC Bayern als Stammspieler sieht, habe er den Anspruch, „das auch in der Nationalmannschaft zu sein”, sagte er der „Bild am Sonntag”. Ersatzbank? Nein, danke.


Schweinsteiger, der sich ohnehin neuerdings als Gewissen der DFB-Elf zu sehen scheint, mahnte in Dublin: „Wir dürfen jetzt nicht in Euphorie umschwenken und denken, dass alles beiseite gelegt ist.” Trotz aller Lobeshymnen soll die Reibung bleiben, keiner sich vor dem Ziel zufrieden geben. Bis zur WM 2014 ist es schließlich noch ein weiter Weg. Und das Spiel gegen Schweden am Dienstag in Berlin (20.45 Uhr, ARD) nur eine weitere Etappe.

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