Korkut geht: Leverkusen sucht neuen Trainer

Trainer Tayfun Korkut hat mit Bayer Leverkusen zwar den Klassenerhalt geschafft, der Werksklub sucht für die neue Saison aber einen neuen Trainer, der Bayer wieder in den Europacup führt.
Leverkusen - Schweißgebadet, aber überglücklich: "Die letzten Tage waren nicht einfach, aber nun herrscht pure Erleichterung", sagte ein sichtlich mitgenommener Sportchef Rudi Völler im roten Retter-T-Shirt.
Zuvor hatte Bayer Leverkusen durch ein 2:2 (0:1) gegen den Erzrivalen 1. FC Köln am vorletzten Spieltag der Saison den Klassenerhalt perfekt gemacht und dadurch einen nervenaufreibenden Showdown am kommenden Samstag in Berlin vermieden.
"Uns ist allen ein großer Brocken vom Herzen gefallen, dass wir die Rettung geschafft haben", gab auch Michael Schade nach einer spektakulären Zitterpartie zu, in der Stefan Kießling (60.) und Joker Joel Pohjanpalo (71.) Bayer den hochverdienten Punkt gerettet hatten.
Milos Jojic (14.) und Youngster Lukas Klünter (49.) hatten zuvor Köln vermeintlich auf die Siegerstraße geführt und das Herzrasen bei Völler, Schade und allen Bayer-Sympathisanten noch einmal verstärkt. Nach dem Abpfiff war Völler aber zunächst in die Kabine geeilt, um seinen Trainer Tayfun Korkut und dessen Assistenten Xaver Zembrod zum Klassenerhalt zu gratulieren.
Neuanfang mit Korkut unmöglich
Zeitgleich verkündete Schade aber schon, dass die Zusammenarbeit mit dem Nachfolger von Roger Schmidt, der in zehn Ligaspielen als Bayer-Coach nur einen Sieg feiern konnte, praktisch mit dem Schlusspfiff im Berliner Olympiastadion beendet wird.
"Fußball ist ein Ergebnissport", sagte Schade vielsagend angesichts der katastrophalen Bilanz unter Korkut von nur 0,8 Punkten pro Bundesliga-Partie. "Die Ergebnisse waren nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben", betonte auch Völler, warum ein Neuanfang mit Korkut unmöglich ist.
"Ich kann nicht selbst den Vertrag aufsetzen und dann unterschreiben. Das ist nicht meine Aufgabe", kommentierte Notlösung Korkut selbst sein erwartetes Aus unter dem Bayer-Kreuz. Völler bestätigte unterdessen, dass der Klub seit geraumer Zeit Gespräche mit potenziellen Trainer-Kandidaten, aber auch mit Spielern führt, "mit denen wir nächste Saison wieder Europa angreifen wollen".
David Wagner ein Kandidat
Namen nannte der Weltmeister von 1990 natürlich nicht. Entsprechend brodelt die Gerüchteküche. Wunschkandidat Lucien Favre, der angeblich auch von Borussia Dortmund umworben wird, erhält offenbar von seinem Klub OGC Nizza keine Freigabe.
Gegen Jürgen Klinsmann, der Völler 2004 als Bundestrainer beerbt hatte, gibt es angeblich Vorbehalte vom mächtigen Gesellschafter-Ausschuss. Ähnliches gilt für BVB-Coach Thomas Tuchel, der im Sommer frei werden könnte. Eine Verpflichtung der zuletzt gehandelten Niko Kovac (Eintracht Frankfurt) und Martin Schmidt (FSV Mainz 05) scheint ebenfalls utopisch.
Weitaus realistischer sind die Kandidaten Domenico Tedesco (Erzgebirge Aue) und David Wagner, der mit dem englischen Zweitligisten Huddersfield Town um den Aufstieg kämpft. Unabhängig von der Trainerentscheidung machte die Chefetage Völler/Schade unmissverständlich klar, dass man die aktuelle Saison "schonungslos und knallhart" analysieren werde.
"Wir haben alle Fehler gemacht, die Spieler, die Trainer und das Management. Es wird alles auf den Tisch kommen und dann schauen wir, was wir besser machen müssen", kündigte Völler an.
Kießling denkt ans Aufhören
Noch nicht fix, aber absehbar ist das Karriereende von Bayer-Stürmer Stefan Kießling. "Ich muss überlegen, ob ich überhaupt weitermache", sagte der ehemalige Nationalspieler. Von Hüftproblemen geplagt, quälte sich der 33-Jährige durch die Saison und erzielte nur drei Treffer.