Komiker Wigald Boning über die Fußball-WM, Thomas Müller und Sepp Maier

Komiker Wigald Boning ist leidenschaftlicher Fan. In der AZ spricht er über seine WM-Erinnerungen, schmutzige Worte beim Fußball schauen und Humor im Sport: "Das sind eigentlich Antagonisten"  
Interview: Patrick Strasser |
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Wigald Boning (l.) im Gespräch mit AZ-Reporter Patrick Strasser.
Wigald Boning (l.) im Gespräch mit AZ-Reporter Patrick Strasser.

Komiker Wigald Boning ist leidenschaftlicher Fan. In der AZ spricht er über seine WM-Erinnerungen, schmutzige Worte beim Fußball schauen und Humor im Sport: "Das sind eigentlich Antagonisten"

München - Der 51-Jährige Wigald Boning ist einer der erfolgreichsten Komiker in Deutschland, er wurde mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Für die TV-Serie zur WM auf dem History-Channel und Sky war der glühende Fußball-Fan für den Teil "Deutschland – Deine Fußballseele" verantwortlich. Hier äußert er sich im AZ-Interview anlässlich der Fußball-WM.

AZ: Herr Boning, erzählen Sie uns doch mal von Ihren ersten Erinnerungen an eine WM.
WIGALD BONING: Ich war sieben Jahre alt, als meine Eltern mit mir Urlaub in Großenbrode an der Ostsee machten. Eines Nachmittags übe ich am Strand Handstand, nee - Kopfstand war's. Handstand kann ich bis heute nicht. In der Ferne höre ich plötzlich großen Jubel. Nach einer Weile gehe ich zurück zu meinen Eltern, die in einer Art Schrebergarten im Vorzelt eines Wohnwagens sitzen und das Endspiel der WM 1974 gucken. Aber ich kannte mich mit dem Spiel nicht aus. Vier Jahre später war das ganz anders, ich hatte mir inzwischen die Regeln angeeignet und ein Panini-Heft komplett gefüllt. Ich wusste ja: Deutschland ist Weltmeister und geht in Argentinien als Favorit an den Start - umso größer dann natürlich die Enttäuschung.

Wigald Boning: "Emotional halte ich den Ball flach"

Die Schande von Cordoba, das 2:3 gegen Österreich.
Danach habe ich das Panini-Heft für zehn Mark auf dem Flohmarkt verkauft.

Ein Fehler.
Ein großer Fehler. Seitdem habe ich, bis heute, nie wirklich Vorfreude auf eine WM. Weil ich mich eben als Kind zu sehr vorher gefreut hatte. Also halte ich emotional den Ball flach (lacht) und lasse mich dann im Laufe der Vorrunde mitreißen - so war es auch meist.

Wie kamen Sie zu Ihrer Rolle als Protagonist dieser Fußball-Doku im Rahmen des globalen TV-Events "History of Football"?
2016 habe ich für "History" bereits "Die Geschichtsjäger" gedreht. Ich musste kaum fünf Sekunden überlegen und habe sofort zugesagt. Außerdem war es lange her, dass ich mich beruflich so ausführlich mit Fußball beschäftigt habe. 1994 eben, mit Olli Dittrich. Da hatten wir etwas Lagerkoller, weil wir kurzentschlossen in die USA gereist sind und zu spät dran waren. Unsere Hotelzimmer lagen 120 Kilometer außerhalb von Chicago. In diesen drei Wochen kam extremer Lagerkoller auf. Olli hat auf einem Automaten in der Hotellobby so lange "Pac-Man" gespielt, bis er zum Arzt musste. Dann hat er mit der anderen Hand weitergespielt.

Sie haben spezielle Persönlichkeiten für das Projekt besucht.
Trainerlegende und Weltenbummler Rudi Gutendorf zu treffen, dessen Autobiographie "Ich bin ein bunter Hund" ich mit 13 Jahren gelesen habe, ist ein Privileg. Mit ihm haben wir genau so viel Zeit verbracht wie mit Ex-Nationaltorhüter Eike Immel.

Welcher Spieler war der persönliche Held Ihrer Kindheit?
Franz Beckenbauer, dieser fürstliche Regisseur. Zumal ich als Stürmer nichts taugte, das habe ich schon mit zehn gemerkt. Also war ich eher ein defensiver Mittelfeldspieler. Die Rolle, dass man da hinten steht, dirigiert und ein wenig abräumt, fand ich gut. Als Werder-Fan habe ich für den legendären Torhüter Dieter Burdenski geschwärmt.

Wigald Boning (l.) im Gespräch mit AZ-Reporter Patrick Strasser.
Wigald Boning (l.) im Gespräch mit AZ-Reporter Patrick Strasser.
Wigald Boning (l.) im Gespräch mit AZ-Reporter Patrick Strasser. Foto: AZ

Wie schauen Sie Fußball im Fernsehen?
Weil mich das immer so mitnimmt, gehe ich ungern raus. Ich schaue am liebsten zu Hause, weil ich dann schreien, schimpfen und schmutzige Worte benutzen kann. Das kriegt dann keiner mit. Wenn Island gewinnt, freue ich mich am meisten. Ich war und bin nie Deutschland-Schlachtenbummler gewesen, stets Werderaner. Weil sich meine Cousins im Alter von acht Jahren dem HSV zugewandt haben, bin ich Werder-Fan geworden. Einer meiner Söhne ist glühender Bayern-Anhänger, schon immer. Der andere ist Werder-Fan, na ja, war er. Das klingt gerade ab, er ist nicht mehr so leidenschaftlich interessiert. Er studiert Film, ist in einer anderen Welt.

Komiker Boning: Bei Werder Bremen nicht zu Scherzen aufgelegt

Zu Ihrem Metier: Wo findet man Comedy im Fußball? Nur in Slapstick-Momenten?
Sport und Humor sind eigentlich Antagonisten, eine Schnittmenge ist jedoch trotzdem vorhanden. Aber wenn ich ein wichtiges Spiel von Werder verfolge, bin ich nicht zu Scherzen aufgelegt.

Typen wie Ex-Bayerntorwart Sepp Maier haben die Leichtigkeit in den Fußball reingebracht.
Den finde ich bis heute gut, ein sehr angenehmer Zeitgenosse. Man freut sich, wenn Spieler nicht so glattgeschliffen sind, sondern exzentrisch wie früher etwa Mario Basler.

Wen aus der heutigen Spielergeneration würden Sie als Talent scouten?
Thomas Müller steht in der Tradition von Sepp Maier und haut auch mal einen Spruch raus. Vielleicht könnte man ihn sich auch mal auf einer Bühne vorstellen - aber die Jungs haben doch keine Zeit für sowas.

Lesen Sie hier: Mehr Meldungen zur WM 2018

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