König von Mallorca steht auf Torero Torres

Der Schlagerstar erklärt, was Fußball mit Hippie-Idealen gemein hat, was er von Spanien hält und warum er auf Lahm eifersüchtig ist. Das EM-Gespräch (6)  
Interview: Matthias Kerber |
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Schlagersänger Jürgen Drews, der König von Mallorca.
Schlagersänger Jürgen Drews, der König von Mallorca.

Der Schlagerstar erklärt, was Fußball mit Hippie-Idealen gemein hat, was er von Spanien hält und warum er auf Lahm eifersüchtig ist.
Das EM-Gespräch (6)

AZ: Herr Drews, duldet König Fußball während der EM andere Obrigkeiten wie Sie – den selbst ernannten König von Mallorca – neben sich oder müssen Sie solange abdanken?

JÜRGEN DREWS: Nee, wir rocken das gemeinsam. Fußball und Party passt bestens zusammen! Mallorca, da wird nunmal auch gut gefeiert. Das verbindet doch. Ich sehe das immer so, Leute, die miteinander reden, führen keine Kriege miteinander. Und Leute, die miteinander feiern, schon gleich gar nicht. Der Sport hat sicher etwas die Aufgabe, auch Emotionen zu kanalisieren. Ich will nicht von Stellvertreterkriegen reden, aber man kann sich im Sport ausleben, ohne, dass man sich eben die Köpfe einschlägt. Das ist geil.

Wie lautet also Ihr königliches Dekret für die Spiele jetzt?

Dass wir Deutschen Europameister werden!

Da werden die Spanier, ]amtierender Europa- und Weltmeister, deren Insel Mallorca Sie ja als 17. Bundesland für Deutschland annektiert haben, was dagegen haben. Obwohl sie lange Zeit ein eher unterkühltes Verhältnis zu ihrem Nationalteam hatten.

Das war lange Zeit so. Es hat ja sehr lange gedauert, bis der Spanier die Nationalmannschaft für sich entdeckt hat. Man ist bei fast jedem Turnier als einer der Favoriten angetreten und ist dann früh gescheitert. Daher hatte der Spanier lange Zeit, ein gesundes Misstrauen ins Nationalteam, weil er so oft enttäuscht wurde.

Da lebte man fast nach Ihrem Hit „Irgendwann, irgendwo, irgendwie“.

(lacht) Genau.

Dieses „Irgendwie“ kam dann 2008, als Spanien im EM-Finale Deutschland schlug.

Das tat weh. Ich habe das damals auf Mallorca angeschaut. Wir Deutschen waren richtig depressiv und die Spanier feierten. Wir haben alle den Kopf hängen lassen.

Sind die Fußballer in Spanien die Toreros der Gegenwart, die Helden, denen von allen zugejubelt wird?

Absolut. Schauen Sie sich doch einen Fernando Torres an, mit seinen blond gesträhnten Haaren, den grünen Schuhen. Ich finde den Typen geil, das ist ein echter Torero.

Nach der Expertise Eurer Exzellenz: Wer sind denn die Partykönige der Welt?

Wenn es ums Feiern hier auf Mallorca geht, sind die Deutschen und Engländer nicht zu schlagen. Die Engländer haben dabei noch den Hang, ein bisschen über die Stränge zu schlagen. Ich würde daher sagen, die Deutschen sind die besten Feierbiester.

Die WM 2006 in Deutschland hat die Wahrnehmung der Welt verändert. Deutschland galt plötzlich als Feierland.

Das war extrem wichtig, dass alle gemerkt haben, dass die deutsche Jugend unbefangen feiern kann. Es war für mich ein Erlebnis zu sehen, dass man sich plötzlich zu seinem Land bekannte. Ich komme ja aus einer Generation, da wollte man gar nicht öffentlich sagen, dass man Deutscher ist. Erst 2006 habe ich gemerkt, wie schön ein gesunder Nationalismus sein kann. Auf sportlicher Ebene ist Nationalismus etwas Tolles, auf allen anderen Ebenen will ich damit nichts zu tun haben.

Sie sind der gleiche Jahrgang wie der Fußballkaiser Franz Beckenbauer, er gesangsversuchte sich einst an „Gute Freunde“, Sie hatten den Riesenhit „Ein Bett im Kornfeld“. Wofür stehen in Ihren Augen diese Lieder?

Viele sehen große Unterschiede, ich sehe hingegen sehr viele Parallelen.

Das müssen Sie erklären.

Beckenbauers „Gute Freunde“ war ein Symbol der Kameradschaft im althergebrachten Sinne. Fußball ist ein Mannschaftsspiel. Doch auch wir Hippies, ich war zwar nur eine Randerscheinung, habe aber schon etwas mitgemacht, wir waren auch eine Mannschaft. Wir waren das Team, das die Welt verändern wollte. In dem Sinne standen wir auch für Kameradschaft. Wir waren Anti-Establishment, wollten mit den alten Mustern brechen. Wir kamen aus allen Nationen zusammen. Getragen von einer Idee. Wir hatten als Ideal, dass Menschen zueinander finden, dass es einen Zusammenhalt ohne Wertung – und damit Abwertung gibt, ein Miteinander ohne Vorurteile. Wenn ich mir die jetzige Nationalmannschaft anschaue, sehe ich viel von diesem Hippie-Ideal verwirklicht. Das ist grandios. Im Fußball und in der Musik wird dieses Ideal jetzt gelebt. Das verbindet dann auch den Beckenbauer und den Drews.

Ramona soll ja auch Fan eines ganz bestimmten Fußballers sein.

Das stimmt, sie findet den Philipp Lahm so sympathisch und niedlich. Da schwärmt sie so, dass ich fast ein bisschen eifersüchtig auf Philipp Lahm werde. Ich finde, der hat eine tolle Entwicklung durchgemacht. Wenn man ihn so sieht, ihn mit seiner Stimme so hört, dann traut man ihm das gar nicht zu, dass er ein echter Führungsspieler ist, dass er Kapitän der Nationalmannschaft ist. Aber Respekt.

Sie kennen aus Mallorca ja auch Gina-Lisa bestens, die mit ihrem Treffen mit Nationalspieler Jerome Boateng für viel Aufsehen sorgte, wie ist denn die Silikon-Ikone so?

Es ist schwer einzuschätzen, was sie wirklich denkt, was sie wirklich will. Wenn die so vor dir steht, dann gehen bei einem Mann schon alle Alarmanlagen los, da schalten die Regler für die männliche Testosteronausschüttung auf grün. Zum Glück habe ich meine Ramona, deswegen bin ich da nicht so angefixt.

Man merkt den Worten trotzdem an: Die Welt des Mannes ist von der Jagd nach Bällen bestimmt.

(Lacht) Wenn man will, ist das fast philosophisch gesagt.

Eher gossenphilosophisch.

Auf jeden Fall muss ich sagen, dass ich es nie so mit dem einzelnen Ball hatte, ich war nie der große Fußballer. Ich war immer ein Freund der Bälle im Doppelpack.

Ein würdiges Schlusswort.
 

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