«König Otto» tritt ab: Ära in Griechenland beendet

Athen (dpa) - «König Otto» dankt nach neun Jahren als griechischer Nationaltrainer ab. Nach dem WM-Vorrunden-Aus der Hellenen hat sich Otto Rehhagel bereits von seinem Team verabschiedet und dem Präsidenten des Griechischen Fußball-Verbandes (EPO), Sofoklis Pilavios, seinen Rückzug mitgeteilt.
Der griechische Verband hat unterdessen den Rücktritt von Otto Rehhagel bestätigt. Der Trainer habe ihm gesagt, «dass es am besten wäre, dass wir getrennte Wege gehen», erklärte Pilavios nach der Rückkehr der Nationalmannschaft. Zu einem Nachfolger für den deutschen Chefcoach äußerte sich Pilavios nicht; als chancenreicher Favorit ist der Portugiese Fernando Santos im Gespräch.
«Es waren neun herrliche Jahre, doch alles Schöne hat mal ein Ende. Der Kreis schließt sich heute und ich freue mich, mit euch so viel erreicht zu haben», zitierte die Online-Ausgabe des Fachmagazins «kicker» den 71-Jährigen. Der Verband bestätigte das Ende der «Ottokratie» und wollte noch eine offizielle Stellungnahme verbreiten. Rehhagels Nachfolger steht noch nicht fest.
Ehefrau Beate mochte das Ende der Ära Rehhagel in Griechenland zwar nicht konkret bestätigen. «Wenn es schon überall steht... Aber es ist seine Privatsache und ich will dazu nichts weiter sagen», meinte sie auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. Sie hält sich derzeit daheim in Essen auf und hatte eigentlich auch nicht vor, nach Südafrika zu reisen. «Aber wenn er noch zwei Wochen da bleiben will, überlege ich es mir vielleicht noch. Ich muss erst mit ihm sprechen.»
Rehhagels Aus - ob freiwillig oder auf sanften Druck - kam nicht unerwartet. Schon seit Tagen wurde darüber spekuliert. Beim 0:2 gegen Südkorea zum Auftakt enttäuschte das Team total und erntete harsche Kritik. «Herr Otto, es wird Zeit abzutreten», forderte «Goalnews». Auch wenn seine Elf im zweiten Gruppenspiel mit dem 2:1 über Nigeria Griechenlands ersten Sieg der WM-Historie feierte, mit dem 0:2 gegen Argentinien war das Aus besiegelt. Danach hatte der Coach Kommentare zu seiner Zukunft noch abgelehnt: «Das ist meine Privatsache.» Der Rückzug seines langjährigen Wegbegleiters und Dolmetschers Ioannis Topalidis galt jedoch als Indiz für Rehhagels Abtritt.
Der einstige Bundesliga-Trainer Rehhagel, der mit Werder Bremen (1998/1993) und Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern (1998) deutscher Meister wurde, begann seine Mission bei den Südeuropäern im September 2001. Bei der Europameisterschaft 2004 führte der Verfechter der «kontrollierten Defensive» die Hellenen sensationell zum Titelgewinn. Unvergessen ist das 1:0-Siegtor von Angelos Charisteas im Finale gegen den Gastgeber Portugal. Bei der Rückkehr nach Athen bereiteten Tausende von Fans «Rehhakles» und dem Team einen triumphalen Empfang. Später wurde der Trainer zum «Bürger der Stadt Athen» ernannt.
Die Zeit nach dem EM-Triumph verlief weniger erfolgreich. Nach dem Verpassen der WM 2006 und dem blamablen Vorrunden-Aus bei der EM 2008 stand Rehhagel vor der Demission. «Wenn ich ein paar Spiele verliere, lassen die Leute an den Blumen, die sie mir zuwerfen, plötzlich die Töpfe dran», sagte er damals. Mit der Qualifikation für die WM in Südafrika ließ der gebürtige Essener aber noch einmal aufhorchen. Insgesamt saß «König Otto» 106 Mal auf der Trainerbank der Griechen und fuhr mit ihnen 53 Siege ein (23 Unentschieden, 30 Niederlagen). Trotz der beachtlichen Erfolgsquote stand der Trainer-Routinier wegen seiner Defensiv-Taktik und der antiquierten Spielweise des Teams oft in der Kritik. Zudem führte er eine Dauerfehde mit den Medien.
Gleichwohl stärkte der Verband dem «besten Nationaltrainer aller Zeiten» lange den Rücken. Als Favorit für Rehhagels Nachfolge gilt nun der Portugiese Fernando Santos, der bis Mai beim Erstligisten PAOK Saloniki tätig war. EPO-Chef Pilavios, der den «gemeinsamen Entschluss, die sensationell erfolgreiche gemeinsame Zeit zu beenden», bereits verkündet haben soll, will den Nachfolger in den nächsten Tagen präsentieren. «Er steht in unseren Planungen schon fest», sagte der 45 Jahre alte Jurist. Und «König Otto» soll einen gebührenden Abschied erhalten. «Eigentlich müssten wir ihm eine Statue erbauen», sagte Pilavios pathetisch. Doch als «Denkmal» oder Ruheständler fühlt sich Rehhagel nicht, will noch weiterarbeiten: «Ich bin mit dem Fußball geboren und will mit dem Fußball sterben.»