Klose und Gomez - Kollegen? Gegner!
In der Nationalelf darf Miroslav Klose – anders als bei Bayern – neben Mario Gomez stürmen, am Samstag im Länderspiel gegen Südafrika. Ob ihm das auf die Sprünge hilft? Deutschlands Stürmer-Legende Gerd Müller hat Zweifel
MÜNCHEN Mario Gomez strahlt Dominanz aus auf dem Bild. Er hat das Kinn leicht angehoben, streckt die Brust raus, dreht die linke Schulter in Richtung des Fotografen, sein Blick ist fordernd. Kommt her, Gegenspieler, was wollt ihr? Ich bin Mario Gomez! Schräg hinter ihm, etwas verdeckt, steht Miroslav Klose. Er schaut ernst, fast ängstlich, meint man, aber es soll wohl Furcht einflößend sein. „Es zieht ein Sturm auf in Europa“, dieser Satz steht über dem Foto der beiden Bayern-Stürmer. Der TV-Sender „Sat.1“ wirbt damit in Anzeigen für „ran“, das neue Champions-League-Format.
Doch der Orkan, den Europa angeblich fürchten soll, zieht eher mannschaftsintern beim FC Bayern auf: Gomez ist im Sturm gesetzt, Klose hat Gegenwind. Seit der Verpflichtung von Arjen Robben und der Umstellung auf ein System mit zwei Flügelstürmern (Robben rechts, Ribéry links) und einem Zentrumsangreifer (momentan Gomez) ist Klose außen vor. Letzten Samstag beim 3:0 gegen Wolfsburg saß er 90 Minuten auf der Bank, wurde nicht einmal zum Aufwärmen geschickt. Künftig wird er sich mit Reha-Patient Luca Toni und Gomez um den einen Platz ganz vorne streiten müssen. Da der Italiener noch im Aufbautraining ist, reduziert sich zunächst alles auf den Zweikampf Gomez (24) gegen Klose (31).
„Das wird sehr schwer für den Miro, momentan ist Mario ganz klar gesetzt“, sagt Gerd Müller, Deutschlands Stürmer-Legende, der AZ. „Gomez ist ein kompletter Stürmer, hat alles drauf. Klose natürlich auch, aber manchmal lässt er mir zu sehr den Kopf hängen, ist zu ruhig und bescheiden, müsste mehr aus sich rausgehen.“ Das darf er nun: im DFB-Dress.
Da spielen sie dann Seite an Seite – Gomez und Klose. Kollegen also. Aber auch Gegner.
Bundestrainer Joachim Löw wird Klose am Samstag im Test-Länderspiel in Leverkusen gegen Südafrika (20.45 Uhr, ZDF live) demonstrativ aufstellen, um ihm den Rücken zu stärken und zu zeigen, dass er zu ihm hält. „Wir wissen, was wir an ihm haben und was Miro Klose für Deutschland geleistet hat“, betonte der Bundestrainer.
In Zahlen: 89 Länderspiele (nur Ballack hat im aktuellen Kader mehr Erfahrung), 45 Tore (nur Gerd Müller, Jürgen Klinsmann und Rudi Völler haben mehr). Ein Joker ist Klose nicht, zuletzt stand er für die Nationalelf 46 Mal in der Startelf. Sein einziges Saisontor erzielt er im August beim 2:0 in Aserbaidschan, bei Bayern wurde er nur 118 von 360 möglichen Bundesliga-Minuten eingesetzt, seine Torausbeute: Null. Gomez traf zwei Mal in der Liga, zwei Mal im Pokal. Klare Fakten, dennoch sagt Löw: „Ich glaube nicht, dass die Bayern auf Kloses Qualitäten verzichten wollen, sondern dass sie ihn brauchen.“ So wie Löw ihn braucht.
„Das hätte es früher bei uns nicht gegeben, dass ein Spieler im Verein nicht drankommt und dann im Nationalteam gesetzt ist“, sagt Gerd Müller, „aber Löw hat letztes Jahr auch an Lukas Podolski festgehalten, als er bei Bayern an Klose und Toni nicht vorbeikam.“ In der Nationalelf hat das Zusammenspiel Gomez/Klose nie sonderlich geklappt, man denke an die EM 2008 zurück. Der Zweikampf Gomez/Klose bei Bayern könnte am Ende im DFB-Team einen unerwarteten Sieger haben: Lukas Podolski.
ps