Klose: Drei Tore fehlen bis zum Bomber
Miroslav Klose, das Ex-Sorgenkind im Team, hat endlich wieder schöne Gefühle – und darf den WM-Rekord von Gerd Müller ins Visier nehmen.
Gefühlige Tage sind das derzeit für Miroslav Klose. Sentiment, wohin man schaut. Sehr lange und innig hatte ihn Philipp Lahm nach seinem Treffer zum 2:0 umarmt, wollte gar nicht mehr loslassen, sagte ihm irgendwas ins Ohr. Am Tag danach wussten weder Lahm noch Klose, was gesprochen worden war, „aber es war ein sehr schönes Gefühl, ihn im Arm zu haben“, sagte Klose.
Als er nach seinem erlösenden Kopfballtreffer über sein Seelenleben sprach, klang er wie ein Verdurstender, der endlich Wasser gefunden hat. „Ich habe in dieser Mannschaft immer das Gefühl, gebraucht zu werden. Ein sehr schönes Gefühl.“ Eins, das er bei seinem Klub offenbar schon länger nicht mehr hatte. Aber: „Ich fühle mich in München sehr wohl, habe einen hervorragenden Trainer und weiß, dass ich die Qualität habe, auch wieder von Anfang an zu spielen. Ich zweifele nie an mir.“
Wie die anderen Bayern-Spieler habe er vor der Partie eine SMS von Louis van Gaal bekommen – „und von vielen Ex-Trainern, die mich mit lieben Worten aufgemuntert haben. Ein sehr schönes Gefühl. Man muss sagen: Das sind gute Trainer.“ Bundestrainer Löw lobte: „Miro war schon in vielen Spielen ein entscheidender Torschütze.“
Trotz Bindehautentzündung („Nicht schlimm, ich hab’ beim Kopfball alles gesehen“) sieht das Ex-Sorgenkind womöglich neuen Rekorden entgegen. Mit elf WM-Toren fehlen ihm nur noch drei Treffer zum deutschen WM-Rekord von Gerd Müller. „Das wäre mir eine große Ehre“, sagte Klose, „aber eigentlich ist es unfair, weil Müller nur zwei Weltmeisterschaften gebraucht hat, ich aber schon meine dritte spiele. Als Spieler kann man Gerd Müller nie erreichen.“ Jürgen Klinsmann und Sandor Kocsis hat er schon erreicht; mit zwölf WM-Treffern liegt nun ein gewisser Pele vor ihm auf Rang vier der ewigen Torjägerliste. Klose scherzt: „Meine Quote wird immer schlechter: 2002 drei Treffer im ersten Spiel, 2006 zwei, jetzt nur eins. Da brauche ich 2014 gar nicht mehr anzutreten.“
Nun scheint sein 100. Länderspiel nicht mehr weit: Im Achtelfinale könnte es klappen. „Als kleiner Junge habe ich davon geträumt, mal hundert Spiele zu machen. Jetzt ist es fast so weit. Ein sehr schönes Gefühl.“
Thomas Becker