Klose: „Das können wir besser“

Es sollte der Beginn der EM-Vorbereitung sein. Die DFB-Elf spiel diesmal ohne Zauber: Beim müden 2:2 in Polen zeigt vor allem die deutsche Defensive erstaunliche Schwächen.
Danzig - Ein lockerer Aufgalopp in Polen nach der Turbo-Qualifikation für die EM am Freitag. Doch die Nationalmannschaft ist gestern in Danzig auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden. Gegen Polen holte die Truppe von Trainer Jogi Löw ein müdes 2:2.
Wer auf eine neuerliche Fußball-Gala wie zuletzt beim famosen 6:2 gegen Österreich gehofft hatte, wurde schon von den ersten Minuten an enttäuscht. Vor allem die zuletzt viel gelobten Mittelfeldakteure blieben uneffektiv. Vom weißen Ballett, das bei Zuschauern und Gegenspielern am Freitag reihenweise Schnappatmung ausgelöst hatte, war nichts zu sehen. Und das nicht nur, weil die DFB-Elf in Danzig in den schwarzen Auswärtstrikots auflief.
„Wir haben schon versucht, die Konzentration hochzuhalten. Aber das ist immer so eine Sache, die sich im Kopf abspielt“, meinte der in Polen geborene DFB-Torjäger Miroslav Klose, „das eine oder andere hat nicht gepasst. Wir haben auch nicht so umgeschaltet. Ich glaube, das können wir besser.“ Was vor allem für die Defensive, schon gegen Österreich nicht ganz sattelfest, gilt. „Da gibt es noch einigen Verbesserungsbedarf“, meinte auch ZDF-Experte Oliver Kahn.
Klose und Podolski wie gehemmt
Dabei hatten die Deutschen mehr vom Spiel – und weit mehr Torchancen. Vor allem die Exil- und Gefühlspolen Miroslav Klose und Lukas Podolski scheiterten in der ersten Halbzeit immer wieder und teils fahrlässig am grandios haltenden Keeper Wojciech Szczesny. Als ob sie der Heimat ihrer Eltern nicht zu viel Schaden zufügen wollten.
So wie in der fünften Minute, als Klose nach Götzes Pass Szczesny anschoss. In der 20. Minute schoss der Neu-Römer dann vorbei, ehe er sich später mit dem Ball am Fuß im Fünfmeterraum verhaspelte und der Ball Szczesny direkt in die Arme kullerte. Vier Minuten vor dem Wechsel scheiterten dann erst Podolski und später Klose im Nachschuss am 21 Jahre alten Arsenal-Keeper. Auf der Gegenseite ging der Kölner Miso Peszko ähnlich arglos mit seinen Chancen um. Drei Mal tauchte er – jeweils allein gelassen von Rolfes und der gesamten Abwehr – völlig frei vor Tim Wieses Tor auf, drei Mal scheiterte er.
Nach dem Wechsel kommt der Wandel
Etwas zielstrebiger agierten beide Mannschaften dann nach dem Wechsel. Erst durfte ein Deutscher wieder verschießen – Cacau konnte Götzes beste Vorlage des Abends nicht verwerten –, dann waren die Gastgeber plötzlich in Führung. Dortmunds Robert Lewandowski traf zum 1:0 (55.). Wieder war dem Tor ein Konter vorangegangen. Die DFB-Elf hinten, spätestens ab da drohte eine mittlere Blamage.
Dann wurde der eingewechselte Müller im Strafraum gefällt, Kroos schnappte sich den Ball und verwandelte sicher (68.) – das erste Länderspieltor für den Bayern. Kurz vor Schluss fällte Keeper Wiese Broszek. Den Strafstoß verwandelte Kuba Blaszcykowski. Mit dem Schlusspfiff traf dann noch Cacau – 2:2. Zumindest zum Ende wurde es amüsant. „Das Remis kann man stehen lassen“, meinte Kroos, „beim Gegentor haben wir uns blöd angestellt. Aber gut, dass wir zurückgekommen sind.“
Richtig Freude über das Spiel konnten sich allenfalls noch die Löwen: Weil Lars Bender am Ende noch sein Debüt in der DFB-Elf feiern durfte, bekommt der TSV 1860 einen finanziellen Nachschlag im hohen fünfstelligen Bereich von Leverkusen.