Klopp nimmt’s auf seinen Pöhler

Die Kappe dürfte bald ausgedient haben. Denn seit Samstag, seit der ersten Heimpleite der Dortmunder seit mehr als 13 Monaten, ist das schwarz-gelbe Accessoire der Double-Saison auf dem Haupt des Trainers mit Schuld behaftet. „Die Niederlage nehme ich auf meine Kappe“, sagte Coach Jürgen Klopp, der Mann mit der Pöhler-Kappe, kleinlaut nach dem 1:2 seiner Elf im Revier-Derby gegen Schalke. Er hatte es aber doch nur gut gemeint: „Ich wollte der Mannschaft helfen.“
Verzockt. Verpöhlt. Zum ersten Mal in seinen mehr als vier Jahren beim BVB bot Klopp eine Dreierkette in einem 3-5-2-System auf. „Das wirkte wild“, gestand er ein und korrigierte nach 30 Minuten – da stand es schon von 0:1 durch Afellay (14.). Es wurde wieder auf das bewährte 4-2-3-1-System umgestellt. Half auch nichts. Denn, so Klopp: „Die Jungs, die normalerweise vier Leute ausspielen können, sind heute nicht an einem hängen geblieben, sondern schon vorher zusammengebrochen.“
Wie symbolhaft. War es das mit den Titelambitionen? Nach acht Spieltagen bei zwölf Punkten Abstand auf Bayern? Ist nicht Schalke der wahre Bayern-Konkurrent? Oder kann die Eintracht mehr als fleißig Punkte sammeln für den Nichtabstieg? Da ist mit 19 Zählern schon die halbe Miete für den Aufsteiger eingefahren. Die AZ macht den Check: Hat Bayern noch Konkurrenz?
Dortmund: Wenn Spieler wie Götze, Blaszczykowski, Gündogan und Schmelzer fehlen, wirkt der Kader dünn besetzt. Auffällig ist, wie sehr der Fokus dieses Jahr auf die Champions League gerichtet ist (am Mittwoch kommt Real Madrid). In der Liga lässt man es schleifen. „Es kann sehr schnell gehen, wenn wir in Form kommen“, meinte Abwehrchef Mats Hummels. Man mag ihm nicht recht glauben, es fehlen Effektivität und unbedingter Wille – und nun macht auch noch Klopp Fehler. Dazu kommen Nachlässigkeiten: Schon fünf Gegentreffer nach Kontern – in der gesamten letzten Saison waren es lediglich drei. Tapfer sagt Klopp: „Zwölf Punkte Rückstand auf den FC Bayern interessieren uns nicht, weil wir es nicht beeinflussen können. Es stört mich aber, dass wir nach acht Spielen nur zwölf Punkte haben.“
Schalke: Es war der erste Derby-Sieg für die Königsblauen nach zuvor drei Pleiten und einem Remis. Schalke zog nun schon fünf Punkte davon und ist die von den Fans vielbesungene „Nummer eins im Pott“. Doch Manager Horst Heldt mahnte: „Das ist schön, und das werden wir genießen. Aber es ist eine Momentaufnahme.“ Für Schalke spricht, dass der erfahrene Trainer Huub Stevens eine eingespielte Truppe hat und Neuzugänge wie Affelay und Neustädter perfekt passen. Die Champions-League-Gruppe der Schalker raubt nicht zu viel Energie, mit dem Trip nach London zum FC Arsenal geht es am Mittwoch gegen den schwersten Gegner.
Frankfurt: Die Sensation der Liga. Weil die Hessen nicht einbrechen, weil sie weiter ein offensives Spektakel bieten, als würden sie noch in Liga zwei spielen – siehe das 3:1 gegen Hannover. Dazu kommen Talente wie Rode, Jung und Oczipka sowie die Top-Zugänge Zambrano, Inui und Ex-Löwe Aigner. Trainer Armin Veh lässt die Euphorie zu, gibt nicht den Spielverderber. Ganz nebenbei: Mit dem VfB wurde Veh 2007 Meister. Er wird doch nicht...