Klinsmann: „Letzte Chance für Ballack“
Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann über die WM, die Nationalmannschaft, seinen Nachfolger Joachim Löw – und warum er selbst nicht mehr in die Bundesliga zurückkehren wird.
BRÜHL Nach seinem Rauswurf bei Bayern am 27. April 2009 war Jürgen Klinsmann lange abgetaucht aus der Öffentlichkeit, hat seinen Wohnsitz auch wieder nach Kalifornien verlegt. Zur WM 2010 taucht der ehemalige Bundestrainer wieder auf. In der Experten-Viererkette von RTL mit Jürgen Klopp, dem Dortmunder Coach sowie den Moderatoren Günther Jauch und Florian König. Bei der Präsentation im Phantasialand Brühl sprach Klinsmann mit Nachrichten-Agenturen über:
seinen Seitenwechsel: „Man ist happy, bei einer WM dabei zu sein. Es ist wesentlich entspannter, TV-Mann als Trainer zu sein. Ich sehe mich auch nicht als Experte, der Spieler kritisiert. Ich fiebere mit wie ein Fan und versuche, die Begegnungen zu lesen und zu analysieren.“
seinen Nachfolger Jogi Löw: „Meiner Ansicht nach ist er die ideale Besetzung für diesen Posten. Er bringt alles mit, was man braucht. Da muss man ein breites Kreuz haben. Aber Jogi hat das und er wird es durchziehen.“
den Kontakt zum Ex-Assistenten: "Wir telefonieren regelmäßig. Wir diskutieren, etwa über die Entwicklung von Spielern. Die neuen Nationalspieler Thomas Müller und Kroos habe ich bei den Bayern hochgezogen. Es freut mich, dass sie einen Schritt weitergegangen sind.“
Löws Zukunft: „Ich hoffe, dass er weitermacht. Wir haben vor sechs Jahren gemeinsam mit dieser Arbeit begonnen und er macht einfach einen Super-Job.“
Deutschlands 0:1 im Test gegen Argentinien: „In dieser Phase, zwischen Bundesliga- und Europacup-Hektik und kurz bevor man in die WM-Vorbereitung geht, ist es immer schwer, Leistungen zu beurteilen. Dass zu diesem Zeitpunkt nicht alles rundläuft, ist normal.“
Podolskis Krise: „Auf Lukas und einige andere junge Spieler ist nach der WM 2006 eine Menge eingestürzt. Sie wurden zu etwas gemacht, was sie gar nicht sein konnten in diesem Alter. Ich wünsche Lukas, dass er die Begleitmusik etwas runterdrehen kann. Das sind Lernprozesse, die hat er in den vergangenen dreieinhalb Jahren erlebt.“
die WM-Perspektiven des DFB-Teams: „Wir haben ein stabiles Team, das gewachsen ist. Der Kern ist die Mannschaft, die 2006 gespielt hat. Dazu kamen noch junge Spieler. Für einige Spieler wie Ballack ist die Südafrika-WM vielleicht die letzte Chance.“
die WM-Favoriten: „Derzeit sind die Spanier sehr stark. Aber das WM-Turnier ist eine Momentaufnahme. Brasilien spielt stabil und sehr diszipliniert, Argentinien verbreitet viel Elan und Spielfreude. Auch England hat eine richtig gute Chance.“
sein Engagement plus Scheitern bei Bayern: „Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, und es war eine wichtige Lebenserfahrung. Die 18 Monate in München waren eine unheimlich schöne Erfahrung, vor allem familiär. Aber wir haben uns entschlossen, zurückzugehen, und Amerika wird in den nächsten Jahren auf jeden Fall der Lebensmittelpunkt bleiben. Man kann die Kinder nicht permanent aus dem gewohnten Umfeld herausreißen.“
ein Comeback als Trainer in der Bundesliga: „Man kann nicht in die Zukunft blicken, aber ich denke, dass Amerika in den nächsten Jahren Vorrang hat.“