Khedira oder Gündogan: Löw sucht den zweiten DFB-Sechser neben Kroos

Gündogan ist zurück, Khedira muss um seinen Platz bangen. „Ilkay wird für unser Spiel in Zukunft sehr wichtig“, sagt Löw.
von  Maximilian Koch
Sami Khedira (l.) und Ilkay Gündogan (r.) befinden sich im direkten Duell um einen Platz in der Startelf des DFB-Teams.
Sami Khedira (l.) und Ilkay Gündogan (r.) befinden sich im direkten Duell um einen Platz in der Startelf des DFB-Teams. © az, firo/Augenklick

München - Als am Samstagabend im Hamburger Volksparkstadion plötzlich die grüne Nummer 21 aufblinkte, war das nicht nur für Ilkay Gündogan „die pure Freude“, wie der Rückkehrer später betonte. Der Mittelfeldspieler von Manchester City hatte wegen Verletzungen ja fast ein Jahr lang nicht für die deutsche Nationalmannschaft gespielt. Nun, in der Schlussphase des längst entschiedenen Duells gegen Tschechien, wechselte Bundestrainer Joachim Löw Gündogan für Toni Kroos ein. Und vor allem ein Mitspieler des 25-Jährigen schien nur darauf gewartet zu haben: Mesut Özil.

Kaum stand Gündogan auf dem Platz, ließ sich Özil tiefer ins Mittelfeld fallen. Er wollte offenbar in der Nähe seines begabten Kollegen sein, spielte ihm fortan jeden Ball zu. Es war wie bei zwei alten Kumpels, die sich lange nicht gesehen und nun einiges nachzuholen haben.

Eine Plauderei mit Füßen. Und mehr als 50 000 Zuschauer in der Hamburger Arena durften dabei zusehen.

An diesem Dienstag werden Özil und Gündogan ausreichend Gelegenheit haben, sich auf dem Platz weiter auf ihre Weise zu unterhalten. Löw hat angekündigt, den Rückkehrer im dritten WM-Qualifikationsspiel gegen Nordirland von Beginn an spielen zu lassen. Sami Khedira wird dafür wohl auf die Ersatzbank rotieren, Gündogan mit Kroos und Özil das neue deutsche Traum-Dreieck bilden. „Ilkays Comeback bedeutet nochmal eine Qualitätssteigerung“, sagt Löw. Dessen Technik, Übersicht, Spielintelligenz und Kreativität seien außergewöhnlich: „Er wird für unser Spiel in Zukunft sehr wichtig werden.“

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Starke Worte, die verdeutlichen, wie sehr Löw den Spielgestalter schätzt. Wegen Verletzungen hatte Gündogan sowohl die WM 2014 als auch die EM 2016 verpasst. In fittem Zustand hätte er wohl jeweils zur deutschen Stammelf gehört. „Mir ist am liebsten, wenn ich viel Konkurrenz auf den einzelnen Positionen habe“, sagt Löw. Besonders im zentralen Mittelfeld dürfte sich dieser Machtkampf bis zur WM zuspitzen.

Kroos ist auf der Doppelsechs gesetzt, das Duell heißt: Khedira gegen Gündogan. „Die Diskussion interessiert mich 0,0. Wir haben so viel Qualität, dass auch alle spielen können“, meint Khedira (67 Länderspiele) selbstbewusst. Er habe auch in den vergangenen Jahren immer seine Einsätze bekommen. Stimmt: Seit der WM 2010 war er Stammkraft bei jedem großen Turnier. Löw setzt auf Khediras Verlässlichkeit. Aber sicher ist der Stammplatz des Juventus-Stars nicht mehr. Und das liegt an Gündogan.

„Das Spiel wird mir als etwas Besonderes in Erinnerung bleiben“

„Es ist extrem schön, wieder dabei zu sein“, sagt der: „Ich genieße es hier.“ Am Samstag gegen Tschechien sei ihm „viel durch den Kopf“ gegangen. „Das Spiel wird mir als etwas Besonderes in Erinnerung bleiben. Nicht allein wegen meiner Leistung, sondern weil der Moment der Rückkehr sehr schön war. Das gibt mir weiteres Selbstvertrauen, das ich mit in die nächsten Spiele nehmen werde.“

Vertrauen und Spielfreude hatte er schon in der vergangenen Woche in Manchester unter Guardiola wiedergefunden. Nach einer schweren Zeit, in der er sich selbst nicht sicher war, ob er nach seinen komplizierten Verletzungen (Rücken, Knie) nochmal das höchste Niveau erreichen könne, wie er jüngst verriet. Doch die Zusammenarbeit mit Guardiola, der ihn einst schon zum FC Bayern holen wollte, aber sich dort nicht gegen die Zweifel der Klubspitze durchsetzen konnte, tut ihm offenbar gut. „Er ist so gut, so intelligent, so großartig, so gefährlich, so wunderbar“, sagt Guardiola über Gündogan. Dabei hat der erst fünfmal für seinen neuen Klub gespielt.

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Im Nationalteam steht Gündogan heute erst vor seinem 18. Länderspiel. Es hätten so viele mehr sein können, bei der EM wäre der Ex-Dortmunder als Ballbeschleuniger extrem wichtig für das bisweilen zu langsame deutsche Spiel gewesen. Sei’s drum, dann eben beim nächsten Turnier. „Ich will mein Spiel durchziehen“, sagt Gündogan.

Beim DFB haben sie darauf nur gewartet. Vor allem sein Spielpartner Mesut Özil.

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