Kein Verlass auf Werder

Bremen, Wolfsburgs Gegner im Bundesliga-Finale, verliert das Uefa-Cup-Endspiel und macht Bayern und Stuttgart für Samstag nur wenig Hoffnung.
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Traurige Zweite: Werder, dass ohne seinen gesperrten Superstar Diego (M.) spielen musste, verlor das Uefa-Cup-Finale gegen Donezk mit 1:2 nach Verlängerung.
sampics/AK Traurige Zweite: Werder, dass ohne seinen gesperrten Superstar Diego (M.) spielen musste, verlor das Uefa-Cup-Finale gegen Donezk mit 1:2 nach Verlängerung.

Bremen, Wolfsburgs Gegner im Bundesliga-Finale, verliert das Uefa-Cup-Endspiel und macht Bayern und Stuttgart für Samstag nur wenig Hoffnung.

ISTANBUL Bitte keine Tränen. Klaus Allofs mochte keine mehr sehen. Nicht beim Katerfrühstück im Hotel neben der Blauen Moschee, nicht beim Einchecken am Flughafen und erst recht nicht bei der Landung in Bremen. Dort war die Polizei nicht traurig, dass es mit Werders Sieg Uefa-Cup-Finale nichts wurde. Denn den Kirchentag abzusichern und gleichzeitig einen offenen Doppeldeckerbus durch die Stadt zu geleiten, galt als Ding der Unmöglichkeit.

So erfolgte die Rückkehr in aller Bescheidenheit. Und die Andacht hatte Klaus Allofs noch am Bosporus gesprochen: „Eine Nacht darf man weinen, dann geht das Leben weiter. In einem Endspiel hat man keine Garantie zu gewinnen." Leicht gepredigt für einen, der im reifen Alter von 35 einer bewegten Karriere per Europapokalsieg das Sahnehäubchen aufsetzte. Allofs, 52, war es, der im Mai 1992 aus Lissabon einen Henkelpott mit in die Hansestadt brachte: den Pokal der Pokalsieger.

17 Jahre später fehlte seinen Nachfolgern beim 1:2 nach Verlängerung gegen Schachtjor Donezk so alles, was man für einen historischen Coup braucht: Mut und Mumm, Kraft und Konsequenz, Finesse und Esprit. Eigenschaften, für die vier Profis hätten stehen können, die in dem Moment, als Donezk-Kapitän Darijo Srna den Uefa-Cup emporreckte, einen Kreis der Ausgeschlossenen bildeten. Per Mertesacker und Daniel Jensen hielten sich an Krücken fest. Diego hatte wie Hugo Almeida die Hände in den Hosentaschen. Das zur Untätigkeit verdammte Quartett der Gesperrten und Verletzten stand abseits - und so sagte Allofs: „Das war nicht das wahre Werder. Ich bin sicher, dass wir klar gewonnen hätten, wären wir komplett gewesen."

Darüber kann man streiten, aber etwas mehr zum Unterhaltswert dieses niveauarmen Spiels hätte ein komplettes Werder-Team sicher beigetragen. Im Sükrü-Saracoglu-Stadion schien es, als hätte nicht der Bergarbeiterverein aus dem Donbass-Becken, sondern der Sportverein von der Weser die Handwerker entsendet. Diego-Nachfolger in spe Mesut Özil zerbrach unter der Last der Erwartungen; Leistungsträger wie Naldo und Tim Wiese sahen bei den Treffern von Luiz Adriano (25.) und Jadson (97.) nicht gerade blendend gut aus. Für Naldo, dem mit Hilfe von Torwart Andriy Pyatov das 1:1 per Freistoß glückte (35.), war das zu viel: Weder Theo Zwanziger noch Michel Platini vermochten den enthemmt flennenden Hünen zu trösten. Der 26-Jährige ahnte wohl, dass so eine Chance so schnell nicht wiederkommt.

Noch auf dem Platz sammelte Thomas Schaaf seine Spieler wie ein Hirte entlaufene Schafe, um eine Rede zu halten. Tenor: Blick voraus auf Berlin, Pokalfinale gegen Leverkusen. Von Wolfsburg sprach der Trainer nicht, obwohl dort das Meisterschaftsfinale steigt, bei dem Werder nichts gewinnen kann außer einem Dankeschön von Bayern oder dem VfB. Allofs sieht dem Ausflug in Niedersachsens Osten skeptisch entgegen: „Wir müssen sehen, wie wir das kräftemäßig verarbeiten. Wir müssen schauen, was bis Samstag noch möglich ist. Im Moment weiß ich das selbst noch nicht." Klingt nicht so, als wollten sie den Bayern Schützenhilfe leisten am Samstag.

Frank Hellmann

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