Kein Schimmer Schalke-Hoffnung unter Gross

Sieht so ein Retter aus? Christian Gross erweckt bei seinem Debüt für Schalke nicht den Eindruck, dass er das königsblaue Desaster abwenden kann. Sead Kolasinac ist nun der nächste letzte Hoffnungsträger im Revier. Stürmer Mark Uth fällt schon ein vernichtendes Urteil.
Von Arne Richter, dpa |
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Auch unter Trainer Christian Gross bleibt Schalke erfolglos.
Auch unter Trainer Christian Gross bleibt Schalke erfolglos. © Annegret Hilse/Pool via REUTERS/dpa
Berlin

Der FC Schalke 04 bleibt auch unter seinem vierten Trainer eine Null. Dem nächsten Fußball-Offenbarungseid im königsblauen Chaos ließ nach dem misslungen Debüt von Hoffnungsträger Christian Gross der total frustrierte Mark Uth eine Ansage folgen.

Mit seiner für einen Spieler nassforschen Forderung nach personeller Verstärkung beschrieb der Stürmer nach dem 0:3 bei Hertha BSC schonungslos die Krise beim in der Bundesliga 30 Spiele sieglosen Revier-Club.

"Die Verantwortlichen müssen auf dem Transfermarkt noch tätig werden. Wir brauchen Spieler, die uns sofort weiterhelfen können", forderte Uth. Sonst, so das klare wie ehrliche Urteil, sei man: "Nicht wettbewerbsfähig"! Auch der im kalten Olympiastadion als Wunderheiler ruckzuck entzauberte Trainer Gross gab in der Kakophonie des Untergangs erstaunlich offene Einblicke über die Grenzen seiner miserabel angelaufenen Rettungsmission und pfiff Uth für seine Einmischung in die Personalpolitik des Vereins nicht zurück.

Sportvorstand Jochen Schneider sei nun "Tag und Nacht gefordert", machte der Schweizer die personellen Unzulänglichkeiten im Kader klar. Schneider hat ihn gerade erst aus dem Rentner-Leben geholt. Aber: "Die finanzielle Situation ist kritisch", gestand Gross im ZDF.

Spielraum könnte Schalke durch Verkäufe schaffen. Der Trainer wies Spekulationen über einen bevorstehenden Abschied von Rabbi Matondo oder Ahmet Kutucu aber zurück. "Das ist völlig neu", sagte Gross. Matondo habe in Berlin wegen Magenproblemen gefehlt, für Kutucu gäbe es keine Anfrage eines anderen Vereins.

Mit weiteren Verstärkungen neben dem vom FC Arsenal aus London zurückgeholten Sead Kolasinac rechnet der Schweizer jedenfalls zumindest in der kommenden Wochen erstmal nicht. Und doch hofft der 66-Jährige inständig: "Dass wir den einen oder anderen Spieler noch verpflichten, der Persönlichkeit hat."

Es ist ein Indiz fast jeder Talfahrt Richtung Zweitklassigkeit, dass die letzte Hoffnung mit Einzelpersonen verknüpft ist. Da Gross dafür bei seiner Premiere nicht richtig taugte, ist nun der in Berlin noch nicht spielberechtigte Mittelfeldkämpfer Kolasinac dran. Der 27-Jährige war zuletzt bei Arsenal wie Kumpel und Ex-Schalker Mesut Özil aber schon lange aussortiert. "Jeder Zugang mit dieser Güteklasse tut uns gut", sagte Gross. "Ich freue mich jetzt auf Seo, weil er den Verein kennt und uns helfen kann", meinte Uth.

Die Frage nach der am kommenden Samstag drohenden Einstellung des Negativrekords von Tasmania Berlin mit 31 Bundesliga-Spielen in Serie ohne Sieg aus der Saison 1965/66 ließ Gross zunächst etwas beschämt zu Boden schauen. Nach kurzer Bedenkzeit konterte er: "Es wird nicht der Fall sein."

Seine propagierten Mittel klangen aber schon nach der Premiere nach Phrasen. Mehr "Effizienz" im Abschluss wolle er und schloss sein Sky-Interview mit der Standardfloskel "die Hoffnung stirbt zuletzt". Woher die Hoffnung kommen soll, bleibt fraglich. Einen Negativrekord hat Tabellen-Schlusslicht Schalke schon. 39 Gegentore nach 14 Spieltagen gab es noch nie in der so stolzen Club-Historie. Nach vier Punkten zu diesem Saisonzeitpunkt schaffte keiner mehr den Klassenverbleib.

Das Muster in Berlin glich vielen Schalke-Spielen. "Die ersten 30, 40 Minuten waren okay", stellte Gross zurecht fest. Jeder Gegentreffer wirkt aber wie ein K.o.-Schlag für die verunsicherte Mannschaft. Die Hertha-Torschützen Mattéo Guendouzi (36. Minute), Jhon Cordoba (52.) und Krzysztof Piatek (80.) trafen Schalke ins Mark.

Gross selbst stand mit seinem ganzen Habitus im Olympiastadion nicht für den ersehnten Aufbruch. Die Hände fast das ganze Spiel in den Hosentaschen vergraben wirkte er mehr wie ein grübelnder Beobachter, denn wie ein Kommunikator oder Motivator, den die Mannschaft sicher bräuchte. Ob sein Image als harter Hund reicht? Auch das von Gross verkündete Wochenprogramm klang nicht nach einem Wandel. Am Dienstag soll das Team wieder zum Training zusammenkommen. Veränderungen in den Abläufen plant Gross nicht.

© dpa-infocom, dpa:210103-99-881636/3

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2 Kommentare
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  • Heinrich H. am 03.01.2021 12:32 Uhr / Bewertung:

    Mir tun die Schalker leid, aber das größte Problem sitzt immer noch im Verein, Jochen Schneider, der nie eine Verbindung zu diesem Verein gefunden hat, noch diesen Verein versteht. Allerdings ist auch er nur einer aus einer Fehlerkette, die seit vielen Jahren, durch diesen Verein gezogen wurde. Eines ist sicher, mit diesem Team, egal wie der Trainer heißt, bleibt nur der Abstieg, leider. Aber wer zu Schwach ist, steigt ab....!

  • amateur am 06.01.2021 16:41 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Heinrich H.

    Schalke hat kein Team, sondern eine Ansammlung von Spielern! Da kann der Trainer heißen wie er will, er hat keine Chance. Ob Baum, ob Gross oder sonst wer, sie müssen ausbaden was in den Jahren zuvor, von wem auch immer, verbockt wurde. Wenigstens gibt es reichlich Schmerzensgeld. Irgendwie erinnert das an 1860 nach dem Abstieg aus Liga 1. Bleibt wohl nur ein radikaler Schnitt und Neustart mit jungen, unverbrauchten Leuten auf allen Ebenen.

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