Kampf dem Auswärtsfluch
Werder in der Champions League - die Truppe von Trainer Thomas Schaaf steht unter Druck. Wie Bremen bei Inter Mailand punkten will.
MAILAND Ungefähr 1000 grün-weiße Gleichgesinnte gibt es, die sich am Mittwoch im nicht einmal halbvollen Giuseppe-Meazza-Stadion das zweite Gruppenspiel zwischen Inter Mailand und Werder Bremen (20.45 Uhr, Sat.1 live) vor Ort anschauen. Werder hatte schon mal eine größere Schar Sympathisanten im Schlepptau.
Vielleicht liegt das ja auch daran, dass die Auswärtsauftritte der Bremer auf dieser Bühne nicht wirklich sehenswert sind. Seit drei Spielzeiten heißt es in der Königsklasse nämlich: außer Spesen nicht viel gewesen. Die Bilanz: neun Spiele, sieben Niederlagen, ein Unentschieden (1:1 bei Udinese Calcio, 2005), ein Sieg (3:0 bei Levski Sofia, 2006). Vor allem im Vorjahr war der Ertrag in der Fremde desaströs: 1:2 bei Real Madrid, 1:2 bei Lazio Rom, 0:3 bei Olympiakos Piräus. Vor allem letztere Schmach schmerzte. Am 11. Dezember vergangenen Jahres hätte den Grün-Weißen bei den Griechen ein Sieg gereicht, um ins Achtelfinale einzuziehen. „Wir haben vieles nicht abgerufen, haben nicht dagegengehalten“, konstatierte Klaus Allofs damals enttäuscht.
Am gestrigen Morgen stand der 51-jährige Sportchef vor dem Charterflug FHE 6908 tapfer am Abfertigungsterminal des Bremer Flughafens und gelobte Besserung: „Wir müssen auswärts stärker unsere Möglichkeiten ausnutzen - das haben wir in den vergangenen Jahren nicht getan.“ Mutiger wolle man auftreten, „es besteht doch kein Anlass zu Angst oder Verkrampftheit.“
Merkwürdig ist in der Tat, dass ein national ertragreich stürmendes Ensemble international seine ureigensten Stärken verleugnet. „Ich kann mir das auch nicht erklären“, sagt Torwart Tim Wiese, „wir müssen in Mailand mit dem gleichen Elan und Power wie in München spielen.“ Seine Hoffnung: „Es ist ein neues Jahr und eine neue Saison.“ Fakt ist nur, dass sich in den vergangenen Jahren die farblosen Gast-spiele gehäuft haben; auch das Ausscheiden 2007 und 2008 im Uefa-Cup war ursächlich auf frappierende Fehlleistungen in der Fremde zurückzuführen. Ein 0:3 bei Espanyol Barcelona ließ sich im Weserstadion ebenso nicht mehr reparieren wie im Vorjahr das 0:2 bei den Glasgow Rangers. Trainer Thomas Schaaf entgegnet nun trotzig: „Wir nehmen das Selbstvertrauen aus zehn Toren in zwei Bundesligaspielen mit nach Mailand.“
Vielleicht liegt es auch gar nicht allein am Zutrauen. Bei Real Madrid (1:2), FC Chelsea (0:2), FC Barcelona (0:2 und 1:3), aber auch bei Panathinaikos Athen (1:2) stießen gerade auch Spielmacher Diego oder Stürmer wie Markus Rosenberg an individuelle Grenzen. Werders Abwehr-Ass Per Mertesacker weiß: „Wir müssen dringend weitere Punkte holen, wo, bleibt uns überlassen.“
Wie wäre es auswärts?
Frank Hellmann