Kahn: „Ja, wen stellen wir jetzt ins Tor?“
Torwart René Adler überzeugt gegen Südafrika. Oliver Kahn aber kritisiert Trainer Jogi Löw, der sich nicht festlegt.
LEVERKUSEN Plötzlich wurde Oliver Kahn ungeduldig, also fragte er einfach nach. Ganz direkt, wie ein Fan, wollte der ZDF-Experte nach dem 2:0 gegen Südafrika von Bundestrainer Jogi Löw wissen: „Ja, wen stellen wir jetzt ins Tor?“
Löw schmunzelte gequält. Er wusste, wie er die Frage zu verstehen hatte, nach diesem Spiel, in dem René Adler bei seinem Heimat-Abend in der Leverkusener BayArena überzeugen konnte. Ex-Keeper Kahn kann nicht nachvollziehen, was Löw mit seinen Torhüter-Rochaden (in den letzten drei Länderspielen durften drei verschiedene Torhüter von Beginn an ran) derzeit treibt. Löws knappe Antwort: „Am Mittwoch Robert Enke."
Enke ist der Quali-Torwart, darf in Hannover gegen Aserbaidschan ins Tor und auch in den Oktober-Partien in Russland und gegen Finnland, wenn es um das Ticket für Südafrika 2010 geht. Kahn ist das zu schwammig. Löw verteidigte sich: „Wir haben uns bis zum Ende des Jahres festgelegt und dann werden wir die Situation neu analysieren." Heißt: Alles ist vorläufig.
Schafft die DFB-Elf im Oktober die direkte Qualifikation dürfen sich Manuel Neuer (Schalke) und der diesmal nicht eingeladene Tim Wiese (Werder Bremen) in je einem Testspiel beweisen. Ein Art Torhüter-Hopping. Momentaner Zwischenstand des Jogimeters, des Keeper-Rankings: 1. Enke, 2. Adler, 3. Neuer, 4. Wiese – kann sich aber alles noch ändern. Und nur drei dürfen mit nach Südafrika.
Adler bekam Lob von Löw („Hervorragende Leistung") und Kahn („Absolut fehlerlos"), doch was hilft es ihm, wenn er erst wieder im Frühjahr 2010 ran darf? Kahn kritisiert Löw: „Diese Diskussion, die es seit Monaten gibt, entstand dadurch, weil man sich nicht festgelegt hat nach dem letzten Turnier wie das früher nach einer WM oder EM immer war. Nach der EM, nachdem Jens Lehmann aufgehört hat, hat sich auch keiner angeboten." Und Löw will niemandem weh tun, sich alle Optionen offen halten. Aus Kahns Erfahrung nicht der richtige Weg: „Das ist eine reine Philosophie-Frage. Dadurch können sich die Torhüter gegenseitig pushen und hochziehen. Aber es kommt der Moment, da muss ein Torwart wissen, dass er spielt, dass er die Nummer eins ist, das stärkt ihn. Er muss sich auf so ein Turnier ja auch vorbereiten können."
Löw antwortete verkniffen: „Wir werden rechtzeitig eine Entscheidung treffen." ps