Kahn: Enke muss gehen

Ex-Nationaltorwart rät seinem Nachfolger, Hannover zu verlassen. Er empfiehlt einen Wechsel ins Ausland – oder zum FC Bayern.
von  Abendzeitung
Kann sich mit Ribérys Verhalten nicht anfreunden: Oliver Kahn.
Kann sich mit Ribérys Verhalten nicht anfreunden: Oliver Kahn. © firo/Augenklick

Ex-Nationaltorwart rät seinem Nachfolger, Hannover zu verlassen. Er empfiehlt einen Wechsel ins Ausland – oder zum FC Bayern.

LEIPZIG Oliver Kahn muss in eine Strafvollzugsanstalt. Und nicht nach Schalke. Das hat er selbst so gewollt und so entschieden. Sepp-Herberger-Stiftung statt FC-Schalke-Rettung. Am Samstag wurde der Ex-Bayern-Kapitän in Leipzig als neuer Botschafter der Stiftung des Weltmeister-Trainers von 1954 vorgestellt. Nun steht er in einer Linie mit Uwe Seeler, Horst Eckel und Helmut Haller, allesamt im Dienste der Stiftung.

Besuche in Schulen, Gefängnissen, die soziale Betreuung von Aktiven und Mitarbeitern - Kahns neue Welt. „Ich war selbst als Jugendlicher nicht das größte Talent, aber ich habe mit Ausdauer, Hartnäckigkeit und Leistungsbereitschaft an meinen Zielen gearbeitet. Diese Erfahrung möchte ich den Jugendlichen weitergeben“, sagte Kahn und betonte: „Sie müssen sich ihre Ziele selbst stecken, nur so können sie ihre Träume und Wünsche aus eigener Kraft erreichen.“ Im Herberger-Kahn-Sinne heißt das: Der Ehrgeiz ist rund, ein Spiel dauert manchmal 93 Minuten.

Und wer zu früh kommt wie die Schalker mit ihrer Offerte für den Manager-Posten, den bestraft der Kahn. „Das Angebot kam vielleicht sechs Monate zu früh", meinte Kahn, „Schalke braucht einen Manager, der sofort zu 100 Prozent bereitsteht. Mit 60 oder 70 Prozent hätte ich den Job nicht machen können.“ Die Casting-Show der Schalker geht weiter, Kahn hat ja bald seine eigene in China. Dort sucht er den Super-Torwart.

"Bei Enke ist das Problem, dass er nur im unteren Liga-Mittelfeld spielt"

„Es bietet sich momentan keiner an, bei dem man sagt: Der ist die absolute Nummer eins." Sprach Kahn. Und meinte nicht die chinesischen Torhüter, sondern die Situation in Deutschland. Dort herrscht ein Dreikampf um den Stammplatz im Tor, momentan hat wieder Robert Enke einen Vorsprung, doch das ist nur eine Momentaufnahme. René Adler war im Herbst einen Tick vorne.

Die Suche nach der Nr. 1 ähnelt momentan einer Segelregatta. Für wen sich der Wind günstig dreht (und sich der Konkurrent wie nun Adler verletzt), der ist vorne. Bis zur nächsten Böe. „Die Entwicklung, die mir nicht gefällt, ist, dass bei den Torhütern alle in ein kleines Loch gefallen sind und nicht mehr die höchste Konstanz haben", sagte Kahn und hat speziell bei Enke ein Problem ausgemacht, seine fehlenden internationalen Einsätze: „Bei Enke ist das Problem, dass er mit Hannover nur im unteren Liga-Mittelfeld spielt.“

Keine Mannschaft hat in der Bundesliga mehr Gegentore kassiert als Hannover 96 mit Enke. Im ZDF beantwortete Kahn die Frage, ob der 31-Jährige nach der Saison deshalb zum FC Bayern oder ins Ausland wechseln sollte, klar und bestimmt mit „Ja". Und damit Michael Rensing ablösen? Bayern-Manager Uli Hoeneß hatte angekündigt, dass der Kahn-Nachfolger die ganze Saison auf dem Prüfstand stehe, im besonderen in den Champions-League-Duellen mit Barcelona (8./14. April): „In Barcelona werden wir unter Druck stehen. Da kann sich Michael richtig beweisen."

Enke selbst hat sein Problem erkannt. „Man kritisiert immer nur meinen Arbeitgeber, nie meine Leistung oder mein Torwartspiel." Umgekehrt wäre ungünstig. Enke weiß: Ein Wechsel zu einem Top-Klub könnte ihm die einmalige Chance einbringen, bei einer WM im Tor zu stehen. Und wenn nicht? Nichts ist unmöglich. Schließlich wurde Andreas Köpke 1996 Europameister, als Keeper der Frankfurter Eintracht.

Patrick Strasser

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