Kahn, der Wahlkämpfer
Der Ex-Keeper hilft seinem Papa Rolf. Damit der Präsident beim KSC wird.
STUTTGART Im Stuttgarter Osten bot Oliver Kahn echten Service, Verkehrsfunk im Fernsehen. „So was hab ich noch nicht erlebt“, stöhnte der ehemalige Nationaltorwart. „30 Kilometer“. Auf der A8 von München nach Stuttgart. „Hier fünf, dort drei, wieder fünf, unglaublich“. Der Wahlkämpfer Kahn schlug Wege ein, die nah an der Wählerbasis vorbei geführt haben dürften und fuhr über die Landstraße zu „Sport im Dritten“.
Nach dem Auftritt wird seine Laune kaum besser gewesen sein. Man befragte ihn zur Krise bei Hertha („Das sieht nicht gut aus“) und zu Jens Lehmanns Rempler gegen einen Fotografen in Frankfurt („Da bist du völlig in dir“). Fast bekam man den Eindruck, der gebürtige Karlsruher sei aus alter Verbundenheit gekommen. Vor seinen 14 Jahren beim FC Bayern spielte er beim KSC. Kahn jedoch war als Wahlkämpfer für seinen Vater Rolf Kahn, der Präsident des KSC werden will, unterwegs. Jetzt kam er fast nicht mehr dazu seine Wahl-Botschaft loszuwerden. Plötzlich war die Sendezeit zu Ende. Kahn sah gereizt aus. Fußballkompetenz, das konnte er noch sagen, sei unabdingbar und Bayern der Beweis dafür. Beckenbauer, Rummenigge und Hoeneß nannte er „geballte Kompetenz“. Wie das in den Himmel gelobte FCB-Trio, könne das auch sein Vater bieten, der als Profi elf Spiele für den KSC machte, bevor ihn in den Sechzigern eine Verletzung stoppte.
Am Mittwoch auf der Mitgliederversammlung des KSC will Olli Kahn wieder reden. Länger und ohne Verkehrsfunk. Vor zwölf Tagen hat er sich als KSC-Mitglied eingeschrieben, um zu helfen, die Konkurrenz (Brettens Oberbürgermeister Paul Metzger und Ex-Bürgermeister Siegfried König treten gegen die Kahns an), in die Schranken zu weisen. Der Name Olli Kahn soll dem Vater Türen öffnen. „Moment“, stöhnte Kahn junior und warf die Hände hoch, „kein anderer aus unserer Familie wird im operativen Geschäft ein Amt übernehmen.“ Es folgte die nächste Wahlsendung, eine zur Bundestagswahl.
Oliver Trust