Joshua Kimmich: Löws leiser Leader

Joshua Kimmich nutzt den Confed Cup, um sich weiter in der deutschen Nationalmannschaft   festzuspielen und wird zum heimlichen Anführer. Rangnick: "Er bringt alles mit, um Kapitän zu sein."
von  az
Stehauf-Männchen: Nach einer für ihn enttäuschenden Saison im Verein blüht Kimmich in der Nationalmannschaft auf.
Stehauf-Männchen: Nach einer für ihn enttäuschenden Saison im Verein blüht Kimmich in der Nationalmannschaft auf. © dpa

Wer etwas über die besonderen Qualitäten von Joshua Kimmich erfahren will, könnte Joachim Löw oder Ralf Rangnick fragen, Miroslav Klose und Oliver Bierhoff. Er bekäme nur Gutes zu hören. Doch besser als Niklas Stark hat wohl noch keiner beschrieben, was den Fußballer Joshua Kimmich ausmacht.

Der Abwehrchef der U21 berichtete in der "Berliner Morgenpost" von einem gemeinsamen Lehrgang bei den DFB-Junioren, auf dem beide für eine Prüfung lernen sollten. Er, Stark, habe keine Lust gehabt, worauf Kimmich ihn ermahnte: "Es ist dumm, nicht zu lernen." Dumm, das ist Joshua Kimmich gewiss nicht. Sein Abitur hat er mit der Note 1,7 abgeschlossen, und auch bei der Nationalmannschaft fällt sein Eifer auf.

Sandro Wagner: Kimmich ist ein Flankengott!

Bundestrainer Löw traut dem 22-Jährigen eine "Riesenkarriere" zu. "Joshua ist eines der allergrößten Talente, die ich in den letzten zehn Jahren gesehen habe. Er hat diesen Hunger, in jedem Training an seine Grenze zu gehen", sagt er über seinen Musterschüler.

Lernwillig, ehrgeizig, meinungsstark: Für Löw ist Kimmich der Prototyp der neuen Spielergeneration. Doch aus seinem Jahrgang (1995) mit Talenten wie Leon Goretzka, Niklas Süle, Max Meyer, Stark oder Serge Gnabry sticht er noch heraus.

"Er bringt von seiner Persönlichkeitsstruktur alles mit, um Kapitän zu sein", sagt Rangnick, der ihn aus Kimmichs Leipziger Zeit kennt. Ist Kimmich also der leise, stille Leader in Löws Perspektivteam beim Confed Cup? "Still würde ich weglassen. Er geht voran, nimmt die Jungs mit, fantastisch", sagt Klose.

Seit seiner starken EM 2016 ist Kimmich für Löw unersetzlich. Seitdem er sich dort in der Vorrunde seinen Stammplatz erkämpft hat, spielte er in allen 17 folgenden Länderspielen der deutschen Auswahl über die volle Distanz. Auch in Russland bestritt der "Flankengott" (Sandro Wagner) als Einziger alle drei Spiele über 90 Minuten. Schon bei den beiden Länderspielen zuvor gegen Dänemark und San Marino war nur er 180 Minuten im Einsatz – dabei sind nur vier Spieler im Aufgebot jünger. "Er ist ein unglaublich positiver Typ, sehr aktiv, sehr wissbegierig. Er hat keine Angst, sich einzubringen", sagt Bierhoff.

Kehl: Er hat eine große Karriere vor sich

Kimmich selbst sieht sich trotzdem noch als Lehrling. "Für jeden, der hier dabei ist, ist es eine super Möglichkeit sich zu zeigen", sagt Kimmich über die Mini-WM. Löw hat er längst bewiesen, dass er rechts hinten unverzichtbar ist, ob in Dreier- oder Viererkette. Und beim FC Bayern? Unter Carlo Ancelotti hatte er dort in der vergangenen Saison zwar 40 Einsätze, aber nur zwölf über die volle Distanz.

"Er hat eine schwierige Saison bei Bayern hinter sich, aber die jetzige Phase wird ihm viel Auftrieb und Selbstvertrauen geben", sagte Sebastian Kehl der AZ. Der Ex-Profi, der beim Confed Cup als TV-Experte für das ZDF im Einsatz ist, ist sich jedenfalls sicher: "Er hat eine große Karriere vor sich, auch bei Bayern München."

Kimmich sagt über Ancelotti: "Für mich geht es nicht darum, dem Trainer was zu zeigen, er weiß, was ich kann." Ab Juli soll er in München den großen Philipp Lahm beerben. "Es ist ganz klar mein Ziel, mich bei Bayern durchzusetzen", sagt er. Vergleiche mit dem Weltmeister-Kapitän hört er aber nicht gerne. "Philipp ist eine absolute Legende, natürlich kann man sich an solchen Spielern orientieren", sagt er, "aber trotzdem möchte man seinen eigenen Weg gehen als junger Spieler."

Kimmich hat längst damit begonnen.

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