Jogis magisches Dreieck

Die deutsche Nationalmannschaft liefert beim 3:0 gegen Holland einen eindrucksvollen Beweis dafür, dass sie EM-Favorit Nummer eins ist. Und hat mit Özil – Müller – Klose ein neues Traum-Trio.
HAMBURG - Die Spielmaschine läuft wieder, die DFB-Jungs machen schon jetzt richtig Lust auf die EM: Das 3:0 im letzten Länderspiel des Jahres in Hamburg gegen die Niederlande geriet zur Lehrstunde für die Elftal, immerhin der amtierende Vize-Weltmeister. Bundestrainer Joachim Löw konnte hinterher sogar begeistert – und völlig zurecht – feststellen: „Wir haben die Holländer mit unseren schnellen Kombinationen und ganz viel Spielfreude überfordert.“
Tatsächlich spielten Jogis Jungs die holländischen Kämpen um Ex-Bayer Mark van Bommel und Superstar Wesley Sneijder immer wieder schwindlig. Vor allem das Trio Thomas Müller, Mesut Özil und Miroslav Klose begeisterte durch ihre Spiel- und Torlust: Die drei schossen jeder ein Tor – und bereiteten sich die anderen mit tollen Kombinationen selbst vor. Jogi Löw scheint ein magisches Dreieck gefunden zu haben. „Das war wie aus einem Guss“, freute sich Müller. „Ich weiß nicht, ob man viel besser spielen kann“, meinte Toni Kroos, der wie Sami Khedira im defensiven Mittelfeld ebenfalls ein sehr gutes Spiel gezeigt hatte.
„Aber es war ja nur ein Freundschaftsspiel“, merkte Kroos an. Allerdings ein Freundschaftsspiel gegen die Holländer, die ähnlich begeisternd wie Deutschland durch die EM-Qualifikation gestürmt waren. „Dieses Spiel sagt viel über die Stärke von Deutschland aus“, gab auch Bondscoach Bert van Marvijk an, „für uns war das ein peinliches Spiel, das tut weh. Lahm und Schweinsteiger waren sogar nicht mal dabei – und trotzdem waren sie überragend. Deutschland gehört für mich so zu den Topfavoriten.“
Auch Ex-Kapitän Oliver Kahn geriet angesichts des Potentials der DFB-Elf ins Schwärmen. „So wie wir spielen sonst nur die Spanier“, sagte er im ZDF, „und das Tolle ist, dass auch auf der Bank viel Qualität ist. Du kannst im Prinzip zwei Mannschaften aufstellen und du hast keinen Qualitätsverlust.“ Was aber zunächst auffiel, war, wie sehr die Stammelf das angestammte 4-2-3–1-System, zu dem Löw zurückgekehrt war, mittlerweile wie im Schlaf zu beherrschen scheint. Die DFB-Elf agierte kompakt im Mittelfeld, sicher in der Abwehr, unheimlich kreativ auf den Flügeln – und um die Angriffskombinationen richtig zu beschreiben, müsste man wohl neue Superlative erfinden.
Es war ein voetbal total teutonischer Art, Deutschland spielte so wie Holland früher: mitreißend, begeisternd, torgefährlich. In einer sehr guten Mannschaft glänzten gestern aber vor allem Müller, Özil und Klose. Nach 14 Spielminuten sorgte Müller für die deutsche Führung. Der Bayer nutzte die geniale und uneigennützige Ablage Kloses nach Toni Kroos’ herrlicher und genauer Flanke und versenkte den Ball im Tor. Herrlicher Teutonen-Fußball – eigentlich holländischer Prägung, gelernt unter Ex-Bayern-Coach Louis van Gaal (beim FC Bayern) und verfeinert von Joachim Löw.
Nicht weniger sehenswert als der erste Treffer war nämlich auch das 2:0 durch Klose, der eine präzise Flanke von Mesut Özil mit seinem platzierten Kopfball verwerten konnte. Die Aktion eingeleitet hatte dieses Mal Müller durch einen kurzen Pass in Özils Lauf. Özil – Müller – Klose: Fußball-Deutschland hat ein neues magisches Dreieck. Beim dritten Treffer durch Özil in der zweiten Halbzeit glänzte der Neu-Römer dann als Vorlagengeber. Nach einem doppelten Doppelpass mit dem Ex-Bayern, musste Özil den Ball nur noch ins Tor schieben. Dass die Flanke von Thomas Müller gekommen war, braucht wohl nicht erwähnt zu werden. Das Euro-Jahr 2012 kann kommen.