Jogi Löw & Co: Spaßfrei in Shanghai

SHANGHAI - Der DFB will Chinas Markt erobern, doch das National-Team enttäuscht beim 1:1. Experte Oliver Kahn spottet.
Der Mann war völlig begeistert. „Es ist gigantisch, was man da erlebt, wie wissbegierig die Jungen sind, wie sie alles aufsaugen, sich verbessern wollen.“ Aber es war nicht Joachim Löw, der Bundestrainer, der da über seine Nationalelf-Frischlinge wie Gentner vom Meister Wolfsburg oder den eingewechselten VfB-Stürmer Cacau nach dem 1:1 im mauen Testländerspiel in Shanghai gegen China sprach. Es war Oliver Kahn, der Ex-Bayern-Keeper, jetzt Geschäftsmann.
In China sucht Kahn mittels einer Torwart-Talent-Show Nachwuchskeeper, sechs von zehn Folgen sind bereits produziert. Kahn weiß, wie das Business läuft in Asien – der DFB und die DFL versuchten, mit der Goodwill-Reise nebenbei ein paar Geschäfte zu machen. Stolz gab man die Verlängerung des Vertrages mit dem chinesischen Sender CCTV um drei Jahre bis 2012 bekannt. Dennoch: Lediglich 0,2 bis 0,3 Prozent beträgt der Marktanteil, den die Bundesligaspiele von Bayern oder Wolfsburg in China erzielen. „Die amerikanische Basketball-Liga hat es vorgemacht, wie's geht“, meinte Kahn: „Man muss erst einmal investieren und für eine dauerhafte Präsenz sorgen. Der Prozess ist nicht mit einem Freundschaftsspiel einmal im Jahr zu bewältigen.“
Und eine solche Leistung wie beim 1:1 gegen den 97. der Weltrangliste am Freitag trägt auch nicht gerade zur Wertsteigerung des deutschen Fußballs bei. Lukas Podolski glich nach gutem Pass von Bastian Schweinsteiger die Führung der Chinesen durch Hao Junmin (5.) drei Minuten später aus. Ansonsten war vieles Stückwerk, ein spaßfreier Kick nach Saisonende eben. Neu-Bayer Mario Gomez ging wieder einmal in einem Länderspiel unter und blieb ohne Tor – im 15. Länderspiel hintereinander. ARD-Experte Günter Netzer lästerte: „Das war seine beste Aktion, dass er bei Podolskis Schuss noch hochgesprungen ist.“
Bundestrainer Löw hinterher: „Unser Spiel war zu langsam. Die Spieler wollten, aber sie konnten nicht so wie wir uns das vorgestellt hatten.“ Es war eben nur ein Test. Und weil auch Capitano Michael Ballack fehlte, durfte Philipp Lahm in seinem 56. Länderspiel den Kapitän geben. Und das obwohl Schweinsteiger zehn DFB-Einsätze mehr hat. Er darf am Dienstag gegen die Vereinigten Arabischen Emirate in Dubai ran, so Löw. Das sind Sorgen. ps