Jogi kriegt Nachwuchs: Hrubeschs Helden

Wie die U21 ihren EM-Triumph feiert – und wer schon für die WM 2010 taugt
von  Abendzeitung
Perspektive Kap: Mezut Özil, Benedikt Höwedes udn Sebastian Boeni (von links).
Perspektive Kap: Mezut Özil, Benedikt Höwedes udn Sebastian Boeni (von links). © dpa

Wie die U21 ihren EM-Triumph feiert – und wer schon für die WM 2010 taugt

MALMÖ Der am meisten gefeierte Held von Malmö ist rückfällig geworden. Noch ehe U21-Trainer Horst Hrubesch (58) den EM-Pokal stemmte, griff er zur Zigarette, obwohl er sich das Rauchen eigentlich abgewöhnt hatte. „Nach diesem Spiel“, sagte Hrubesch entschuldigend, „musste ich mir erst mal eine anstecken.“

Vielleicht war das sein einziger schwacher Moment in diesem Turnier. Hrubesch hat das U21-Nationalteam zum ersten EM-Sieg geführt, und nach dem 4:0 im Finale gegen England wurde er dafür hymnisch gefeiert: von DFB-Chef Theo Zwanziger („ein herausragender Trainer“), von Bundestrainer Jogi Löw („eine Klasseleistung“) und von den Spielern. Schalke-Torhüter Manuel Neuer „Er war für uns nicht nur ein Trainer, sondern ein Freund. So etwas habe ich noch nie erlebt. Er ist ein Supertyp, ein Supermensch.“

Nun wird Hrubesch degradiert: Aus dem U21-Coach wird der U20-Trainer – immerhin darf er nun im September/Oktober in Ägypten ein WM-Turnier bestreiten.

Nur wenige der Helden von Malmö werden dann dabei sein. Erstmal aber kosteten sie ihren einmaligen Triumph reichlich aus. Noch gegen 5.30 Uhr zogen die Jungstars singend durch die Straßen. Auf dem Sieger-Bankett im Restaurant „Hipp“ hatten sie singend ihre Prämie gefordert: „Theo, pack die Scheine aus!“ Und Verbandschef Zwanziger versprach: „Die Kohle wird’s geben, der DFB ist noch flüssig.“ 12000 Euro gibt es pro Mann.

Und eine Menge Hoffnung. „Jogi geht guten Zeiten entgegen“, meinte Hrubesch in Richtung des Bundestrainers.

Denn nun – nach dem historischen EM-Triple der U17, U19 und U21 – hat Löw reichlich Auswahl an jungen Alternativen für seinen A-Kader. Doch wer schafft den Sprung von den Junioren in die Nationalmannschaft, von Schweden nach Südafrika zur WM 2010? Die AZ prüft Hrubeschs Kader auf Jogi-Tauglichkeit.

SICHER DABEI AM KAP

Manuel Neuer, der Torhüter, debütierte im Juni in der A-Elf beim 7:2 gegen die Emirate. Fraglich ist, ob er bei Löw Nummer eins, zwei oder drei sein wird. „Wir haben uns früh festgelegt, dass er dazugehört. Wir stellen keine Rangfolge auf, aber Manuel gehört die Zukunft“, sagte der Bundestrainer nach dem Coup von Malmö und sprach Neuer ein Extra-Lob aus: „Was er bei diesem Turnier gehalten hat, war phänomenal. Er war fast unüberwindbar.“

Dazu kommen der Bremer Spielmacher Mesut Özil (Löw: „Wenn Mesut sein Potenzial ausschöpft, ist er einfach genial. An solch guten Tagen tut er Dinge, die nur wenige Spieler können“) und Marko Marin, der bereits sechs A-Länderspiele hat. Der künftige Bremer gilt als eine dribbelstarke Alternative für Pjotr Trochowski auf der linken Seite.

NOCH MIT CHANCEN

Der Kreis derer, die sich Hoffnungen auf ein WM-Ticket machen dürfen, ist relativ klein: Andreas Beck (Hoffenheim), der Rechtsverteidiger, hat schon drei Länderspiele absolviert. Gonzalo Castro (Leverkusen/5 A-Einsätze) und U21-Kapitän Sami Khedira. Kandidaten, die mit einer starken Saison noch ins Blickfeld rücken könnten: Die Innenverteidiger Jerome Boateng (HSV) und Mats Hummels (Dortmund), der in der Jugend beim FC Bayern ausgebildet wurde.

WOHL OHNE CHANCE

Trotz seiner zwei Final-Tore ist der gebürtige Münchner Sandro Wagner (machte als Joker vier Ligaspiele für Bayern, jetzt in der Zweiten Liga beim MSV Duisburg) nicht auf der Liste der Südafrika-Kandidaten. Wie der Rest des Kaders – inklusive (Noch-)Löwe Fabian Johnson. Sie alle können sich wenigstens über ein Pauschallob von Löw freuen: „Individuell war das die beste Mannschaft seit langem.“ ps, caf

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