Joachim Löw und das DFB-Puzzle: So könnte der vorläufige WM-Kader aussehen
Am Dienstag nominiert Bundestrainer Joachim Löw seinen vorläufigen WM-Kader. Mario Götze, Final-Siegtorschütze 2014, ist nicht der einzige Härtefall.
München - Als ihm seine letzte Chance auf Eigenwerbung verwehrt geblieben war, stapfte Mario Götze lustlos und mit hängendem Kopf zurück zur Ersatzbank. Dortmunds Trainer Peter Stöger bereitete in der Nachspielzeit bei der Niederlage in Hoffenheim (1:3) lieber Ersatztorhüter Roman Weidenfeller ein Abschiedsgeschenk, statt den WM-Helden von 2014 drei Tage vor der Kadernominierung durch Bundestrainer Joachim Löw noch einmal vorspielen zu lassen.
Götze bleibt damit ein Wackelkandidat - der 25-Jährige ist aber nicht der einzige Härtefall. Mario Gomez oder Sandro Wagner? Was wird mit Manuel Neuer? Löw muss einen Monat vor Beginn der WM in Russland (14. Juni bis 15. Juli) knifflige Fragen beantworten. Wahrscheinlich wird er diesen am Dienstag im Dortmunder Fußballmuseum aber noch einmal aus dem Weg gehen.
Entscheidung für Götze aus "Bauchgefühl" heraus?
Der Bundestrainer, der am letzten Bundesliga-Spieltag keine neuen Erkenntnisse sammeln konnte, dürfte für die historische Mission Titelverteidigung erst einmal auf Zeit spielen und einen größeren Kreis an Spielern in sein vorläufiges Aufgebot berufen. Erst am 4. Juni muss Löw beim Weltverband Fifa seinen endgültigen 23-Mann-Kader angeben.
Für Götze wird es allerdings eng, auch wenn sich Löw auf seine Intuition verlässt. "Manchmal entscheidet auch mein Bauchgefühl. Ich nehme vielleicht einen Spieler mit, wo ich das Gefühl habe, dass er bei der WM explodieren kann", sagte Löw.
Trifft das auf den Final-Siegtorschützen von 2014 zu? Bei den WM-Härtetests gegen Spanien (1:1) und Brasilien (0:1) im März war der BVB-Offensivspieler nicht dabei. Im Verein betrieb er danach nur wenig Eigenwerbung. Daher ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass Löw auf Götzes Teamkollegen Marco Reus setzt.
DFB-Angriff: Gomez oder Wagner?
Im Sturm wird sich der Weltmeistercoach zwischen dem Stuttgarter Gomez und dem Münchner Wagner entscheiden müssen. "Beide sind in einer guten Form und haben Selbstbewusstsein", sagte Löw. Der letzte Spieltag brachte Löw aber auch in dieser Frage nicht weiter: Gomez fehlte beim Sieg in München (4:1) wegen der Geburt seines ersten Kindes, Wagner wurde erst in der 68. Minute eingewechselt.
Wie zuvor angekündigt, musste Manuel Neuer die gesamte Begegnung wieder tatenlos zusehen. Der Wettlauf mit der Zeit wird für den Kapitän immer schwieriger. Löw dürfte neben Neuer noch Marc-Andre ter Stegen, Bernd Leno und Kevin Trapp mit ins Trainingslager nach Südtirol (23. Mai bis 7. Juni) nehmen und dann eine Entscheidung treffen.
Ter Stegen steht als Neuer-Ersatz bereit
Sollte Neuer auch beim Länderspiel am 2. Juni in Klagenfurt gegen Gastgeber Österreich nicht zum Einsatz kommen, dürfte sich das Thema WM für ihn erledigt haben. "Ich denke nicht, dass es vorstellbar ist, dass ich ohne Spielpraxis in so ein Turnier gehe", sagte der 32-Jährige zuletzt.
Ter Stegen steht als guter Ersatz bereit. Ebenso hat Löw auf vielen anderen Positionen im wohl härtesten Konkurrenzkampf der deutschen WM-Geschichte die Qual der Wahl. "Die Positionen müssen möglichst doppelt besetzt sein", sagte Löw. Dies würde beispielsweise für eine Nominierung des Linksverteidigers Marvin Plattenhardt von Hertha BSC oder flexibel einsetzbaren Spielern wie Matthias Ginter von Borussia Mönchengladbach sprechen. Eine Überraschung wie David Odonkor (2006) oder Shkodran Mustafi (2014) gibt es höchstwahrscheinlich nicht.
Ein vorläufiger WM-Kader mit 27 Spielern könnte so aussehen...
Tor (4): Neuer, ter Stegen, Trapp, Leno
Abwehr (8): Kimmich, Boateng, Hummels, Rüdiger, Süle, Ginter, Hector, Plattenhardt
Mittelfeld (12): Kroos, Khedira, Müller, Özil, Draxler, Reus, Gündogan, Goretzka, Sané, Götze, Rudy, Brandt
Angriff (3): Werner, Gomez, Wagner