Jetzt ein Finale gegen Ghana! Löw: „Wir schaffen das“
PORT ELIZABETH - Klose fliegt vom Platz, Podolski patzt beim Elfer – und alle ärgern sich über den Schiedsrichter: Deutschland verliert 0:1 gegen Serbien und steht im letzten Gruppenspiel massiv unter Druck.
Da wurden sie schon gefeiert wie die Weltmeister nach dem 4:0 beim WM-Auftakt gegen Australien. Doch die Serben holten die jungen Gipfelstürmer von Bundestrainer Joachim Löw (Altersdurchschnitt: 25 Jahre) auf den harten Boden der Realität zurück. 0:1 verlor Deutschland die zweite Vorrunden-Partie in Südafrika gegen Serbien. Dazu noch Miro Klose durch Gelb-Rot.
Jetzt wird’s ein Endspiel gegen Ghana am Mittwoch (20.30 Uhr) um den Einzug ins Achtelfinale. Löw machte gleich Mut: „Wir haben ein gutes Torverhältnis, wir haben alles noch selbst in der Hand. Die Mannschaft hat eine gute Moral und genügend Qualität. Ich gehe davon aus, dass wir das schaffen gegen Ghana.“ Kapitän Philipp Lahm analysierte: „Eine bittere Niederlage, auch wenn wir nicht so gut angefangen haben. Mit zehn Mann war’s dann natürlich schwer, aber wir haben uns auch dann noch Chancen erarbeitet, das ist positiv!“
Franz Beckenbauer hatte sich „das auch anders vorgestellt – aber es hat halt nicht sein sollen. Es gibt Tage, da brichst du dir beim Nasenbohren den Finger.“ Dabei waren die Vorzeichen gut gewesen. Löw hatte von Neuer bis Klose die Australien-Bezwinger aufgestellt. Das DFB-Team kontrollierte auch zunächst das Spiel, aber ohne zählbaren Erfolg. Dann der Doppelschock innerhalb von 60 Sekunden.
Erst flog Miro Klose nach einer eher harmlosen Attacke von hinten gegen Stankovic per Gelb-Rot vom Platz (37.). „Sehr kleinlich“, kritisierte Beckenbauer. Dann schoss Jovanovic nach einer Kombination über Krasic und Zigic – und kollektiver Verwirrung der DFB-Abwehr inklusive Keeper Neuer – die Serben 1:0 in Führung (38.).
„Das war eine perfekte Situation für die Serben“, meinte Beckenbauer. „Lahm mit seinen Einszwanzig hatte gegen Zwei-Meter-Mann Zigic beim Kopfball keine Chance, dann zögern Torwart Neuer und Friedrich in der Mitte zu lange, Torschütze Jovanovic kann den Ball sogar noch mit der Brust annehmen.“ Khedira hatte noch vor der Pause die Ausgleichs-Chance, doch der Stuttgarter hämmerte den Ball aus 14 Metern an die Latte (45.).
Nach der Pause änderte der Bundestrainer erstmal nichts. Sein Team bäumte sich auf. Schweinsteiger scheiterte mit seinem 18-Meter-Knaller an Serben-Keeper Stojkovic (55.). Dann das unglückliche Podolski-Triple: Dreimal hatte der Ex-Bayer die Chance zum Ausgleich auf dem (linken) Fuß. Doch nach einem Weltklasse-Pass von Özil schoss er zunächst vorbei (57.), traf kurz darauf (59.) das Außennetz – und versagte schließlich sogar beim Elfmeter (60.). Nach Handspiel von Vidic schob Podolski den Ball flach in die Arme des Serben-Torwarts. Beckenbauer: „Schwach geschossen! Der Elfer hätte die Wende bringen können.“
Bundestrainer Löw gab an der Seitenlinie das Rumpelstilzchen, musste noch den Pfostentreffer von Jovanovic mitansehen (67.). Und entschloss sich nach 70 Minuten für einen Doppel-Wechsel: Müller machte Cacau Platz, Marin ersetzte Özil. Gomez kam noch für Badstuber (77.). Doch auch die Joker konnten die Pleite nicht mehr abwenden. Hinterher herrschte allenthalben Frust – auch über den Schiri. Schweinsteiger: „So macht Fußball keinen Spaß mehr.“ Bis zum Ghana-Spiel sollte der aber zurück kommen, bitte.
ps, F.M.