Jenö Konrad: Auseinandersetzung mit der dunklen Vergangenheit
Nürnberg - Dass der 1. FC Nürnberg stolz auf seine sportliche Vergangenheit sein kann, ist weit über die Grenzen der Noris hinaus bekannt. Aber es gibt auch weniger ruhmreiche Zeiten, mit denen sich der FCN, der Verein in der Stadt der Menschenrechte, auseinandersetzt. Hier wird vor allem das Verhalten des Club in der Nazi-Zeit nicht ausgeklammert. In der Zeit von 1933 bis 1945 wurden etliche jüdische Mitglieder vom Verein ausgeschlossen. All derer soll heute Abend am Valznerweiher im Rahmen einer Podiumsdiskussion gedacht werden.
Unter den Gästen der Runde wird auch Evelyn Konrad sein. Die 84-Jährige ist die Tochter des ehemaligen Club-Trainers Jenö Konrad. Der Ungar kam 1930 als neuer Coach nach Nürnberg, um die alternden Meistermannschaft der 1920er-Jahre aufzufrischen. Aber nur zwei Jahre nach seiner Ankunft verließ Konrad zusammen mit seiner Frau und Tochter Evelyn den FCN in einer Nacht-und-Nebel-Aktion wieder, nachdem das antisemitische Blatt "Der Stürmer" gegen Nürnbergs jüdischen Trainer Hetze betrieben hatte. Nach weiteren Stationen in Europa flüchtete er 1940 vor den Nazis in die USA, wo er im Juli 1978 verstarb. Ein anderes Beispiel ist der Kaufmann Franz Salomon aus Nürnberg. Er bekam wie viele andere jüdische Vereinsmitglieder den unrühmlichen Kurs des FCN zu dieser Zeit zu spüren: Vereinsausschluss. Zuvor war am 27. April 1932 beim FCN der Beschluss ergangen, alle jüdischen Anhänger aus der Mitgliederliste zu streichen.
Neben Jenö Konrads Tochter Evelyn heute Abend werden auch Club-Historiker Bernd Siegler und Christian Mössner von den Ultras Nürnberg 1994 an der Diskussion teilnehmen. Die Ultras hatten bereits im Heimspiel gegen den FC Bayern München am 12. Spieltag mit einer aufwendigen Choreografie in der Nordkurve Jenö Konrads gedacht. Beginn der Diskussion ist um 19 Uhr in der Turnhalle am Valznerweiher. Der Eintritt ist frei.
- Themen:
- 1. FC Nürnberg
- FC Bayern München