Immer wieder Spanien! In der näheren DFB-Historie schmerzen vor allem drei Pleiten besonders

Herzogenaurach - Es steht 31:32 zwischen Deutschland und Spanien. Nein, nicht im Handball. Im Fußball. Nach insgesamt 26 Begegnungen dieser beiden Nationen gegeneinander - es reicht also dieses eine Tor mehr am Freitag in Stuttgart, im EM-Viertelfinale, zum Ausgleich und - viel wichtiger - zum Erreichen des Halbfinals. Die Bilanz im Sinne der Endergebnisse spricht jedoch für den DFB: Neun Siege, neun Unentschieden, aber nur acht Niederlagen. In den Turnieren, ob EM oder WM, kommen die Rivalen auf je drei Erfolge.
Und eben dort sind die größten Spiele zu verorten, mit den spektakulärsten Momenten und den größten Dramen. Eine Reise durch die Historie einiger ausgewählter Duelle:
Das Last-Minute-Aus in Paris (1984)
Als Titelverteidiger und Vize-Weltmeister angetreten, strebte die Mannschaft von Bundestrainer Jupp Derwall 1984 in Frankreich nach dem erneuten EM-Triumph. Im letzten Gruppenspiel ging es ums Weiterkommen ins Halbfinale. Toni Schumacher hielt einen Elfmeter, die Deutschen waren überlegen, nutzten aber ihre Chancen nicht. Ein 0:0 hätte gereicht. Die Strafe folgte durch den Kopfball von Libero Antonio Maceda in der 90. Minute - 0:1, das plötzliche Aus nach der Vorrunde. Stürmer Karl-Heinz Rummenigge sprach von "einer Schmach für den deutschen Fußball". Bundestrainer Derwall musste gehen, Franz Beckenbauer wurde zur Nachfolge gedrängt.
Der Völler-Doppelpack in München (1988)
Wieder das letzte Gruppenspiel, diesmal in München, wieder ging es für beide ums Weiterkommen. Im Olympiastadion legte Jürgen Klinsmann einmal vor, einmal Lothar Matthäus per Hacke - beide Mal verwandelte der zuvor 666 Minuten lang torlose Mittelstürmer Rudi Völler. Das Halbfinale war erreicht, da ging es allerdings gegen die Niederlande schief (1:2), Der Erfolg von München ist bis heute der letzte deutsche Pflichtspiel-Sieg gegen Spanien - 36 Jahre sind eine lange Zeit.
Der Torres-Schock von Wien (2008)
20 Jahre später sah man sich wieder, im EM-Finale. Der Abend im Ernst-Happel-Stadion von Wien - zum Vergessen für das Team von Bundestrainer Joachim Löw, das chancenlos war gegen das Tiki-Taka der Spanier von Coach Luis Aragonés, der vier Wochen und einen Tag vor seinem 70. Geburtstag als ältester EM-Siegertrainer in die Geschichte einging. Das goldene Tor zum 1:0 erzielte Fernando Torres, der im Laufduell Philipp Lahm keine Chance ließ, Torhüter Jens Lehmann ebenso wenig. Spaniens zweiter EM-Titel nach 1964 war fix.
Der Puyol-Kopfball von Durban (2010)
Die Generation um die Bayern-Stars Lahm und Bastian Schweinsteiger spielte sich bei der WM in Südafrika furios bis ins Halbfinale vor und prallte dann erneut an der spanischen Wand ab. Das beste Team jener Zeit ließ auch unter dem neuen Trainer Vicente del Bosque dem Löw-Team keine Chance, diesmal köpfte Barça-Haudegen Carlos Puyol eine Ecke in Manuel Neuers Tor - 0:1, das erneute Ende aller Träume.
Die Blamage von Sevilla (2020)
Zwar nur Nations League, aber das Ergebnis von 0:6 war eine historische Schmach: Die höchste Niederlage einer deutschen Mannschaft seit 1931, nur 1909 (0:9 gegen England) hatte ein DFB-Team krasser versagt. Mit Neuer, Gündogan, Kroos und Sané standen vier (Stamm-)Spieler des aktuellen EM-Kaders auf dem Platz, dazu der heutige Reservist Robin Koch. Alle spanischen Torschützen von damals - nämlich Ferran Torres (3), Álvaro Morata, Rodri und Mikel Oyarzabal - stehen auch am Freitag im Kader. Löw, der das Spiel versteinert an der Seitenlinie verfolgte, gab wenig später bekannt, dass die EM im Sommer darauf sein DFB-Abschied werden würde.
Die Füllkrug-Geburt in Katar (2022)
Das zweite Gruppenspiel in Al-Khor und schon war mächtig Druck auf dem Team von Bundestrainer Hansi Flick nach der abenteuerlich zustande gekommenen 1:2-Pleite zum Auftakt gegen Japan. Nach der Führung durch Morata (62.) drohte der DFB-Mannschaft das erneut historische, weil vorzeitige Turnier-Aus bereits nach zwei WM-Partien. Der eingewechselte Niclas Füllkrug erzielte in seinem dritten Länderspiel sein zweites Tor - 1:1 (83.). Dennoch wurde es nichts mit dem Achtelfinal-Einzug, weil Japan im Gruppenfinale Spanien mit 2:1 besiegte.