Im Schatten der Schanze: Die AZ stellt das DFB-Camp in Seefeld vor

Trainieren zwischen Wetterstein und Karwendel – und dazu noch viel frische Tiroler Bergluft: Der DFB-Tross hat seine Vorbereitungszelte in Seefeld aufgeschlagen. Die AZ hat sich vor Ort umgeschaut.
von  Patrick Strasser
Trainieren und logieren mit Ausblick: Im frisch renovierten Wellness-Hotel Nidum residiert der Nationalelf-Tross zur Vorbereitung auf die EM. Nach dem DFB zieht dann die österreichische Nationalmannschaft ein.
Trainieren und logieren mit Ausblick: Im frisch renovierten Wellness-Hotel Nidum residiert der Nationalelf-Tross zur Vorbereitung auf die EM. Nach dem DFB zieht dann die österreichische Nationalmannschaft ein. © picture alliance/dpa/Nidum Casual Luxury Hotel

Seefeld - Leroy Sané, Serge Gnabry, Joshua Kimmich – sie sind alle schon da. Überlebensgroß. Auf den Planen, die rund um das Trainingszentrum des DFB gezogen sind, damit Kiebitze und Spione keine Chance haben, die Einheiten zu verfolgen. Abgeriegelt und abgeschottet.

Kai Havertz und Co sind schon seit Tagen vor Ort. Zumindest auf den Planen, die das Trainingsgelände abschirmen sollen.
Kai Havertz und Co sind schon seit Tagen vor Ort. Zumindest auf den Planen, die das Trainingsgelände abschirmen sollen. © Patrick Strasser

Die Nationalelf begibt sich in Seefeld zwischen Wetterstein und Karwendel in eine Blase, lebt zwischen Lockerungen und Corona-Ängsten. In der Gemeinde Seefeld (rund 3.500 Einwohner) gab es - Stand Donnerstagnachmittag - lediglich drei aktive Corona-Fälle.

Die frische Tiroler Bergluft soll die Vorbereitung für die EM, das letzte gemeinsame Turnier von Bundestrainer Joachim Löw und seinen Auserwählten, begünstigen. Seefeld liegt auf 1.200 Metern, am Donnerstag schauerte es bei acht Grad.

Hotel Nidum in Seefeld: Das DFB-Camp wurde komplett saniert

Für die finale Mission vor seinem Rücktritt reiste der 61-Jährige mit seinem Trainerstab und mit neuer Entschlossenheit ("Alles wird dem Erfolg untergeordnet") bereits am Donnerstag an. Einen Tag vor der Mannschaft.

Spätester Check-In für die Nationalspieler im Vier-Sterne-Hotel Nidum in Telfs, Ortsteil Mösern, ist am Freitagmittag um 12 Uhr. Im komplett geblockten Hotel (53 Zimmer) hat der DFB-Tross für acht Nächte reserviert.

Erst im Frühjahr wurde das gesamte Hotel inklusive des 1.500 Quadratmeter großen Wellnessbereichs saniert. Gut gelaufen. Schließlich wollte man ursprünglich im Mai/Juni 2020 vorbeikommen. Nun ist der DFB der erste Gast nach der Wiedereröffnung.

Entspannung am Pool? Irgendwann in der kräftezehrenden Vorbereitung wird sich dazu schon Möglichkeit für die DFB-Stars finden.
Entspannung am Pool? Irgendwann in der kräftezehrenden Vorbereitung wird sich dazu schon Möglichkeit für die DFB-Stars finden. © picture alliance/dpa

Die Zufahrt und die Wanderwege zum Hotel sind unter Beobachtung der DFB-Security. An der Zufahrtsstraße "Am Wiesenhang 1" hängt ein Plakat der Seefelder Nachbargemeinde Telfs mit neun Kindern in Trikots und dem Gruß: "Wir wünschen Euch eine gute Zeit in Telfs/Mösern und Seefeld und drücken Euch die Daumen!"

Die DFB-Stars dürfen die Hotel-Blase nicht verlassen

Direkt unterhalb des Hangs kann man im Restaurant-Café Alt Mösern speisen - in Österreich mit negativem Corona-Test, Impfung oder überstandener Infektion auch drinnen! - und auf die luxuriöse DFB-Herberge blicken. Über der Speisekarte, die heimischen Klassiker wie Tiroler Gröstl oder Topfenobersgratin bietet, steht: Willkommen bei Freunden! 2006 lässt grüßen.

Anzeige für den Anbieter Sky Fluid über den Consent-Anbieter verweigert

Den Nationalspielern ist es freilich nicht vergönnt, außerhalb ihres Hotels (ob Gröstl aufgetischt werden?) zu essen. Der Kreislauf der nächsten neun Tage: Hotelblase, ab in den Bus, Fahrt zum nur drei Kilometer entfernten Trainingsplatz – und zurück im Bus ins Hotel. Geht nicht anders.

Für den Tourismus in Seefeld ist das EM-Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft dennoch "extrem wichtig" nach dem monatelangen Corona-Lockdown. "Es ist ein Ritterschlag für die Region, dass man so wieder starten darf in den Sommer. Es geht für uns von null auf hundert", sagt Elias Walser, der Geschäftsführer der Olympiaregion Seefeld. Man erhofft sich vom Aufenthalt des DFB-Trosses Werbung für Seefeld "als sichere Urlaubsregion" in Zeiten der Pandemie.

Nach der DFB-Elf zieht die österreichische Mannschaft ein

Walser findet: "Die Mannschaft ist ideal dafür." Wenn der DFB am 6. Juni im Hotel Nidum auscheckt, ziehen die Österreicher mit Nationaltrainer Franco Foda ein, richten hier ihr Turnier-Quartier ein.

Alles im Zeichen des Adlers, sogar die Sonnenterrasse des Hotels.
Alles im Zeichen des Adlers, sogar die Sonnenterrasse des Hotels. © picture alliance/dpa

Trainiert wird auf den zwei Plätzen unterhalb der "Toni-Seelos-Olympiaschanze", benannt nach einer österreichischen Ski-Alpin-Legende der 30er Jahre. Auf der Skisprunganlage und in den Loipen der Umgebung fand im Februar 2019 die Nordische Ski-WM statt (zuvor schon 1985), außerdem die Sprungwettkämpfe der Normalschanze während der Olympischen Winterspiele 1964 und 1976, Hauptaustragungsort jeweils Innsbruck. Das "Gesamtkonzept der kurzen Wege mit besten Trainingsbedingungen", so DFB-Direktor Oliver Bierhoff, gab den Ausschlag für die Buchung von Seefeld.

Fitnessraum, na klar! Ohne geht's heutzutage ja nicht mehr.
Fitnessraum, na klar! Ohne geht's heutzutage ja nicht mehr. © picture alliance/dpa

Löw von den Voraussetzungen im Trainingslager überzeugt

"Die Voraussetzungen haben mich absolut überzeugt. Das Trainingslager ist ein wichtiger Schlüssel für ein erfolgreiches Turnier", meinte Löw, der drei Punkte auf seinem To-do-Zettel hat: "Die Intensität hochfahren, Standards und taktische Details einstudieren, sowie sich als Team finden".

Als Schlüsselfiguren gelten die Rückkehrer Thomas Müller und Mats Hummels. "Sie sollen führen", wünscht sich Löw. Für Freitag ist Sonne angesagt. Geht doch – leiwand.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.