"Im ersten Moment ein wenig geschluckt": DFB-Boss Rettig verrät Pläne mit Nagelsmann und Wagner
München - Es war ein ziemlich forscher Auftritt von Bundestrainer Julian Nagelsmann unmittelbar nach dem bitteren Aus im EM-Viertelfinale gegen Spanien im Sommer 2024 – so überraschend, dass sogar Nagelsmanns Vorgesetzte erstmal baff waren.
"Dass man zwei Jahre warten muss, dass man Weltmeister wird, tut weh", hatte der DFB-Coach damals in den Katakomben des Stuttgarter Stadions gesagt: "Natürlich wollen wir Weltmeister werden, das will jede Mannschaft."
DFB-Wende, "weil wir solch mutige und glaubwürdige Personen hatten"
Logisch – aber so offensiv formuliert es eben nicht jeder. Er habe bei der Nagelsmann-Aussage "im ersten Moment ein wenig geschluckt", verriet DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig nun im "Kicker"-Interview: "Aber mit der Zeit wird mir der Gedanke immer sympathischer."
Schließlich sei es besonders diese Geradlinigkeit, Angriffslust und Authentizität, die Nagelsmann auszeichne, ergänzte Rettig. Die Wende vor der Heim-EM sei nur gelungen, "weil wir solch mutige und glaubwürdige Personen wie Julian Nagelsmann und Rudi Völler hatten."
Und deshalb soll es in dieser Konstellation weitergehen. Nagelsmann besitzt noch einen Vertrag bis zum Ende der WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada, der DFB würde gern darüber hinaus mit dem Cheftrainer verlängern.
Nagelsmann-Verlängerung? "Alle Ampeln auf Grün"
Die Wertschätzung für Nagelsmann sei so groß, "dass alle Ampeln auf Grün stehen. Aber gleichzeitig befinden wir uns auch noch eineinhalb Jahre vor der WM und dem Vertragsende, wir müssen uns auch nicht selbst überholen", sagte Rettig. Nagelsmann hatte seinen Job im September 2023 übernommen und eine neue Begeisterung um die deutsche Nationalmannschaft ausgelöst. Es gebe aus seiner Sicht "etwas Entscheidenderes als diese Frage nach dem Zeitpunkt", ergänzte Rettig.
Zunächst stehen andere Aufgaben an, etwa das Viertelfinale in der Nations League gegen Italien (20. und 23. März). "Ich muss gestehen, dass ich vor meiner Tätigkeit beim DFB dachte: Was soll eigentlich dieser Wettbewerb? Ich hatte dazu eher eine kritische Distanz. Aber unser Trainer hat es im Verbund mit der Mannschaft geschafft, dass die Nations League nun eine Relevanz besitzt", sagte Rettig.
Im Erfolgsfall gegen Italien würde der DFB das Final Four der Nationenliga im Sommer ausrichten. Wie schon bei der EM würde das Team von Nagelsmann bei Partner Adidas in Herzogenaurach Quartier beziehen. "Wir würden uns sehr freuen, die tolle Zeit aus dem EM-Sommer in Herzogenaurach noch einmal aufleben lassen zu können", sagte Rettig.
Rettig über Wagner: "Ich wüsste nicht, wo er vorzeitig hin wechseln sollte"
Ebenfalls wichtig: Der bei vielen Vereinen begehrte Nationalelf-Co-Trainer Sandro Wagner bleibt weiter an Nagelsmanns Seite. "Ich wüsste nicht, wo er vorzeitig hin wechseln sollte. Natürlich wird er irgendwann mal das Klavier allein tragen wollen. Aber sicher nicht jetzt und nicht vor 2026", führte Rettig aus.

Wagner, einst auch Profi beim FC Bayern, war Ende vergangenen Jahres unter anderem als Kandidat auf den Trainerposten bei der TSG 1899 Hoffenheim gehandelt worden. Sein Name fiel zuletzt auch im Zusammenhang mit Borussia Dortmund, wo Nuri Sahin um seinen Job bangen muss.
"Zunächst einmal wird Sandro die Fußballlehrerausbildung auf dem DFB-Campus in Frankfurt beginnen. Dies schafft ja erst die formale Voraussetzung, einen Verein zu übernehmen", erklärte Rettig in dem Interview weiter: "Hinzu kommt: Auch Sandro ist ein Überzeugungstäter."