„Ich hoffe, wir sehen uns im Finale wieder!“
Die Kanzlerin jubelt auf der Tribüne so ausgelassen mit, dass DFB-Präsident Wolfgang Niersbach über lädierte Schultern klagt. Und Bastian Schweinsteiger verpasst ihre Kabinenrede, weil er in der Dusche steht.
Als das vierte Tor für die deutsche Mannschaft gefallen war, hatte der DFB-Präsident kurzfristig Angst um seine Gesundheit. „Ich war eingequetscht zwischen der Bundeskanzlerin und dem Innenminister“, berichtete Wolfgang Niersbach – und beide setzen ihm jubelnd zu. So sehr, dass Niersbach sich im Scherz beschwerte: „Ich weiß gar nicht, welche Schulter mehr lädiert ist.“ Und dann lachend anfügte: „Es war einfach die helle Freude.“
Etwas mehr als 100 Tage ist der neue Präsident jetzt im Amt, doch solch einen grandiosen Abend wie beim 4:2 gegen die Griechen auf der Tribüne von Warschau, wo auch die Spielerfrauen um Schweinsteiger-Freundin Sarah Bradner und Bundestrainer-Gattin Daniela Löw (extrem selten im Stadion) mitfieberten, hat Niersbach in dieser Zeit noch nicht erlebt – mit Bundeskanzlerin Angela Merkel als mitreißender Sitznachbarin, die er nach dem Abpfiff voller Stolz in die deutsche Kabine führte. „Es war ein tolles Spiel. Glückwunsch, weiter so“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ja seit der WM 2006 so etwas wie das regierende Maskottchen der deutschen Fußballer ist und für die Nationalelf ein ganz spezieller Glücksbringer. „Wenn sie in die Kabine kommt“, erinnerte sich Ex-Kapitän Oliver Kahn im ZDF, „dann blüht unter den Spielern der Flachs und die Aufregung, dass da einer splitternackt aus der Dusche kommt. Da zieht man sich dann schnell ein Handtuch um, so viel Anstand muss sein.“
Dieses Mal traf es Bastian Schweinsteiger, Merkels Lieblingsspieler. „Ich hab ihre Rede leider verpasst: Ich stand in der Dusche, unterm kalten Wasser“, erzählte Schweinsteiger. „Ich hab’ mich dann entschuldigt, dass ich zu spät gekommen bin.“ Was Merkel gesagt hatte, mussten ihm die Mitspieler berichten: „Sie hat uns allen gratuliert. Sie findet es schade, dass sie beim nächsten Spiel nicht dabei sein kann. Aber sie hofft, uns dann im Finale wiederzusehen“, berichtete Andre Schürrle. Was Merkel noch sagte: „Es ist immer wieder aufregend. Anfangs habe ich gebibbert, dann habe ich den Eindruck gehabt, sie waren überlegen.“
So überlegen, dass sich Niersbach trotz lädierter Schulter zu Jubelstürmen hinreißen ließ: „Wir stehen zum vierten Mal in Folge unter den letzten Vier bei einem großen Turnier, das ist eine Klasseleistung, und es ist noch nicht zu Ende. Dieser Mannschaft ist so alles zuzutrauen.“