"Ich bin Basler, Effenberg, van Bommel"
Am Sonntag spielen die Bayern-Frauen um den Einzug ins Pokal-Halbfinale. Melanie Behringer träumt schon vom Finale in Berlin – und auch von Amerika.
AZ: Frau Behringer, die Bayern-Frauen sind das derzeit überragende Fußball-Frauenteam Deutschlands, Sie sind Herbstmeister und spielen am Sonntag um 14 Uhr in Aschheim gegen Duisburg um den Einzug ins Pokal-Halbfinale. Auch Ihretwegen. Sie kamen im September aus Freiburg. Wie waren die ersten Monate für Sie?
MELANIE BEHRINGER: Ich hatte mit dem Einleben gar keine Probleme, die Mädels haben es mir hier leicht gemacht. Ich habe auch gleich eine Wohnung gefunden, wohne mit der Tanja Wörle aus unserer Mannschaft in einer WG in Laim zusammen.
Sie haben sich ganz dem Fußball verschrieben, kicken für Bayern und arbeiten beim Bayrischen Fußballverband.
Ja, ich habe dort einen Praktikumsvertrag und schaue da den Leuten ein wenig über die Schultern, was man so neben dem Spielbetrieb alles noch macht wie Länderspielplanung etc.. Vielleicht arbeite ich da mal fest. Wir trainieren immer abends und wir Nationalspielerinnen zusätzlich noch zwei-, dreimal morgens, damit wir das Niveau halten können für die Nationalelf. Ich habe nur den Mittwoch trainingsfrei.
Was für ein Typ Fußballer sind Sie? Ein genialer Spaßkicker wie Ribéry oder einer, der Nestwärme braucht wie Podolski oder eher der Cheftyp?
Ich glaube ich bin ganz anders als Podolski, eher der Typ Basler oder Effenberg. Wenn ein Trainer Kritik ausübt, dann hat er meistens recht und da muss man als Fußballer damit umgehen, nicht schmollend in der Ecke sitzen. Nein, ich bin eher der Typ van Bommel.
Warum van Bommel?
Er ist mein Lieblingsspieler bei Bayern. Das ist ein Kämpfer auf ganzer Linie und der geht da hin, wo es weh tut. Wie er damit umgegangen ist, als er Mitte der Vorrunde ein paar Spiele draußen saß, hat mir imponiert. Er ist immerhin der Kapitän und musste auf die Bank. Außerdem glaube ich, dass der immer ehrlich und geradeaus ist. Ich hoffe, er verlängert.
Was für Ziele haben Sie mit dem FC Bayern? Ihr Trainer spricht von der Champions League.
Natürlich. Warum nicht? In der Meisterschaft sind wir ganz vorne. Meister zu werden wäre ein Traum, und jetzt, wo wir gegen Duisburg um den Einzug ins Pokal-Halbfinale spielen, will ich auch ins Pokalfinale kommen. Mein absoluter Traum wäre es, zusammen mit Klinsmanns Jungs in Berlin im Pokalfinale zu stehen und gemeinsam die Meisterschaft am Marienplatz feiern. Das wäre perfekt.
Auch weil die Männer ganz andere Arbeitsbedingungen haben. Waren Sie eigentlich schon mal in Klinsmanns Leistungszentrum?
Nein, bisher leider noch nicht. Das ist nur für Luca Toni und Co. (lacht), aber das wird im Januar nachgeholt. Jürgen Klinsmann hat uns persönlich eingeladen und will mit uns eine Führung durch alle Räume machen. Darauf freuen wir uns.
Ihr Vertrag läuft bis 2010. Welche Ziele gibt’s im Frauenfußball nach dem FC Bayern?
Eigentlich gilt ja Frankfurt als das Nonplusultra oder aktuell Duisburg, aber ich muss nirgendwo mehr hinwechseln, weil der FC Bayern schon das Ziel der Träume ist. Mich interessiert das Ausland mit Schweden oder Amerika. Da werden auch ganz andere Gehälter gezahlt. Die Profiliga in Amerika wäre schon sehr reizvoll und eine Überlegung wert. Aber das steht erst nach der WM in Deutschland an.
Interview: Reinhard Franke