Högschde Torpanik - Gomez und die verzweifelte Suche

Beim mauen 4:0 gegen Liechtenstein wird Mario Gomez vom Publikum verhöhnt. Die deutsche Nationalelf spielte zu zehnt - wegen Gomez. Aber Bundestrainer Löw bewies Größe und zählt weiter auf den Stürmer.
von  Abendzeitung
Stümperhaft: Mario Gomez halfen gegen Liechtenstein alle Verrenkungen nichts, selbst gegen den Zwerg blieb der Stuttgart-Stürmer torlos.
Stümperhaft: Mario Gomez halfen gegen Liechtenstein alle Verrenkungen nichts, selbst gegen den Zwerg blieb der Stuttgart-Stürmer torlos. © Rauchensteiner/Augenklick

LEIPZIG - Beim mauen 4:0 gegen Liechtenstein wird Mario Gomez vom Publikum verhöhnt. Die deutsche Nationalelf spielte zu zehnt - wegen Gomez. Aber Bundestrainer Löw bewies Größe und zählt weiter auf den Stürmer.

Er hätte Mario Gomez ausliefern können. Er hätte den Verzweifelten dem Leipziger Publikum zum Fraß, sprich: zur öffentlichen Hinrichtung durch ein spöttisches bis verachtendes Pfeifkonzert vorwerfen können. Doch Joachim Löw bewies Größe.

Der Bundestrainer wusste: Wenn er Gomez, den Glücklosen, der bei seinen Aktionen schon ausgelacht und ausgepfiffen wurde, auch noch ausgewechselt hätte, wäre dieser zur Zielscheibe geworden. Er tat es nicht. Er ließ Gomez weiterstümpern während des mauen 4:0 in der WM-Qualifikation gegen das harmlose Liechtenstein. Was Gomez zunächst wehtat. Doch die Folgeschäden wären bei einer vorzeitigen Feldverbannung weit größer gewesen.

Auswechseln? „Auf keinen Fall!", entgegnete Löw bestimmt auf Nachfrage. Rein sportlich wäre es natürlich sinnvoll gewesen, die DFB-Elf spielte wegen Gomez zu zehnt. Seine verzweifelte Suche nach einem Tor im Nationaltrikot barg Unvermögen und Slapstick. Über ein Jahr schon hat er nicht für Deutschland getroffen, als habe er eine Allergie. Im Dress des VfB Stuttgart trifft er wie kaum ein anderer landesweit, hat in dieser Saison insgesamt schon 25 Pflichtspieltore erzielt, allein 14 in der Bundesliga. Aber gegen die Halbprofis aus Liechtenstein ging nichts. Fußballersprech: An solchen Tagen triffst du selbst vom Strand aus das Meer nicht.

Hat aber keiner gesagt. Das After-Work-Programm: Gomez-Aufbaueinheit. Denn der 23-Jährige gestand den Schmerz der Pfiffe mit aschfahlem Gesicht: „Es ist sehr, sehr bitter. Jedem Menschen tut das weh." Zum Gegenangriff wollte er nicht übergehen: „Das sind unsere Fans. Man muss sie verstehen. Ich treffe Woche für Woche in der Bundesliga und hier dann nicht. Ich hatte mir viel vorgenommen, hatte auch viele Chancen und habe nicht getroffen. Ich weiß auch nicht, warum das so ist."

Sind höhere Mächte schuld? Gomez haderte: „Ich weiß nicht, was ich angestellt habe. Es ist unerklärbar. Ich mache eigentlich nichts anders als früher. Aber sobald ich auf den Platz gehe, ist es wie verhext." Die Bilanz der högschden Torallergie: Kein Treffer in 13 Spielen mit 643 Einsatzminuten.

„Irgendwann wird das zur Kopfgeschichte, dann verkrampfst du innerlich mehr", sagte Ex-DFB-Kapitän Oliver Kahn, „er kann's ja, er gehört zu den besten Stürmern der Bundesliga. Aber du musst immer dran glauben, irgendwann fällt dir der Ball wieder vor die Füße." Wie bei Miroslav Klose. Im Spätsommer hatte der Bayern-Stürmer eine längere Krise und traf dann beim 3:3 in Finnland gleich drei Mal. So soll es auch Gomez ergehen. Von Löw erhielt er nach Abpfiff die Einsatzgarantie für das Wales-Spiel. „Er läuft seiner Form hinterher. Aber mein Gefühl sagt mir, dass er am Mittwoch trifft", sagte der Bundestrainer, der die Pfiffe als „unglücklich" empfand. Löw hält also zu Gomez. Ob es sich schon in Cardiff auszahlt?

Patrick Strasser

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