Hochprozentig nach Kiew

Mit drei Siegen hat die DFB-Elf die Vorrunde gemeistert. Jetzt kommt Griechenland. Doch für den EM-Titel muss sich die Löw-Truppe steigern. Wer schon in Finalform ist – und bei wem es hapert.
DANZIG - 14 Pflichtspiele hintereinander hat die DFB-Elf nun schon gewonnen – was für eine Bilanz. Die drei Vorrunden-Erfolge gegen Portugal (1:0), Holland (2:1) und Dänemark (2:1), dazu die makellose EM-Qualifikation mit zehn Siegen. Und Nummer 14? Das Spiel um Platz drei bei der WM in Südafrika gegen Uruguay (3:2), beinahe vergessen. So ein Ananas-Match gibt es bei einer EM nicht. Ist aber für die deutsche Nationalelf sowieso uninteressant, das Finale ist das Ziel, sonst nichts.
„Wir sind unseren Ruf als Mitfavorit erst mal gerecht geworden“, bilanzierte Thomas Müller. Nun startet die K.o.-Runde, die Spiele der Wahrheit, beginnend mit dem Viertelfinale am Freitag (20.45 Uhr, ZDF live) in Danzig gegen Griechenland. Kein Experte, kein Fan – außer er ist Grieche – sieht die deutsche Elf nicht als Favoriten. Ein ungleiches Duell und zugleich ein gefährliches Spiel.
„Wir haben die Qualität, um weit zu kommen“, sagte Mats Hummels und schränkte ein: „Aber wir wissen, dass wir uns steigern können und steigern müssen.“ Gegen Griechenland dürfte es im Vorrunden-Modus noch reichen, in einem möglichen Halbfinale am 28. Juni gegen den Sieger der Partie Italien – England bedürfte es einer deutlichen Verbesserung.
Die AZ zeigt in der Bilderstrecke, welcher Spieler bislang bei wie viel Prozent seines Leistungsvermögens steht und wo im Einzelnen das Steigerungspotenzial verborgen liegt.
Nahe 100 Prozent müsste jeder der Stammelf erreichen, um etwa Welt- und Europameister Spanien im möglichen Endspiel am 1. Juli in Kiew im dritten Versuch vom Thron zu stoßen.
Die nahezu bestmögliche Leistung haben bisher der Dortmunder Mats Hummels (95 Prozent), der erst zwei Tage vor EM-Start den Vorzug vor Routinier Per Mertesacker erhielt, und Sami Khedira (90%) erbracht. Dagegen haben Thomas Müller (60%), Lukas Podolski (55%) und vor allem Spielmacher Mesut Özil den größten Nachholbedarf.
Der Real-Star blieb bisher weit unter seinen Möglichkeiten, ist also in der Bringschuld. „Die große Explosion von Özil kommt noch, ich spüre das“, sagte Bundestrainer Joachim Löw. Für Bayerns Ehrenpräsidenten Franz Beckenbauer steht fest:
„Die Mannschaft lässt sich das Viertelfinale gegen die Griechen nicht nehmen, sie ist in einer guten Verfassung und noch steigerungsfähig.“ Eben. Was will man mehr? Schon gar nicht widersprechen. Drei Siege – und trotzdem Luft nach oben. Wahrhaft schöne Aussichten.