Hitzfeld liefert die Sieg-Taktik

Mit der Schweiz hat der frühere Bayern-Trainer die Spanier bei dieser WM schon besiegt.Er erklärt, wie der Europameister zu bezwingen ist – und warum das DFB-Team sich steigern muss.
ZÜRICH Ottmar Hitzfeld (61) war bisher der erste. Und der einzige. Mit seiner Schweiz hat der Nationaltrainer den Spaniern ihre (vorerst) einzige Niederlage zugefügt, gleich im ersten Gruppenspiel. Das 1:0 durch ein Tor von Gelson Fernandes war die erste Sensation des Turniers.
Ex-Bayern-Coach Hitzfeld, geboren in Lörrach, drückt nun der deutschen Mannschaft die Daumen gegen Spanien (20.30 Uhr, ARD und Sky). Was bleibt ihm auch anderes übrig: Sein eigenes Team ist trotz des furiosen Auftakts nach der Vorrunde ausgeschieden. Immerhin, Hitzfeld weiß, wie man Europameister Spanien bezwingt. Er sagt: „Deutschland muss stärker spielen als die Schweiz.“ Im „Blick“ hat er das erläutert.
SPANIENS STÄRKEN
Die sieht Hitzfeld vor allem in der mannschaftlichen Geschlossenheit. „Die Spanier sind auf allen Positionen mit internationalen Top-Spielern bestückt. Jeder ist einzeln überragend, und rennt trotzdem für den anderen."
SPANIENS SCHWÄCHEN
Hitzfeld hat sie ausgemacht – und mit den Schweizern auch ausgenutzt. Et sagt: „Die ergeben sich, wenn man mit sieben, acht Leuten angreift. Vor allem, wenn die Außenverteidiger Druck machen, bekommen sie Mühe. Dann sind die Innenverteidiger Puyol und Piqué (beide vom FC Barcelona, d. Red.) öfter überfordert, weil sie nicht richtig unterstützt werden.“
DIE GEEIGNETE TAKTIK
Hitzfelds Schweizer nervten die Spanier mit einer extrem defensiven Ausrichtung. Das sei aber nicht der richtige Weg für Jogis Jungs, meint der frühere Bayern-Coach. Er sagt: „Die Deutschen werden anders spielen. Sie haben in der Offensive mehr Durchschlagskraft als wir. Mich beeindruckt, wie schnell die Deutschen umschalten. Sie ziehen sich zurück, machen die Räume eng, und wenn sie den Ball haben, gehen sie nach vorne. Ich bin sehr angetan. Die Art und Weise, diese Konterstärke, hat mich positiv überrascht."
DIE CHANCEN
Hitzfeld sieht sie 50:50, dem „Blick“ sagt er aber, dass er „die Deutschen stärker einschätze im Moment. Um Weltmeister zu werden, brauchst du elf Spieler in Topform. Fernando Torres ist nicht in Form. Aber vielleicht explodiert er plötzlich, dann ist auch für Spanien alles möglich.“
DIE VORBEREITUNG
Hitzfeld: „Ich habe mir sechs Spiele der Spanier auf DVD angeschaut. Etwa zehn Seiten über den Gegner geschrieben. Am Tag vor dem Spiel habe ich die Stärken und Schwächen der Mannschaft in einem Video gezeigt. Man darf sich nicht zu früh mit dem Gegner beschäftigen, sondern muss die eigenen Automatismen schulen."
DIE SYMPATHIEN
„Ich bin in SMS-Kontakt mit Chefscout Urs Siegenthaler und meinem Trainer-Freund Jogi Löw“, sagt Hitzfeld, „Ratschläge braucht keiner. Man gratuliert und wünscht viel Glück.“
Oliver Trust