Hildebrand zu Hoffenheim
HOFFENHEIM - Hoffenheim rüstet jetzt richtig auf. Der Tabellenführer der Bundesliga holt Ex-Nationalkeeper Timo Hildebrand. Schon am Mittwoch wurde er vorgestellt.
Die Mannschaft erfuhr vom neuen Mitspieler gestern vormittag um 10. Da erzählten Manager Jan Schindelmeiser und Trainer Ralf Rangnick den Spielern von 1899 von der Verpflichtung von Timo Hildebrand. Der Ex-Stuttgarter kommt ablösefrei vom spanischen Pokalsieger FC Valencia und unterschrieb in Hoffenheim einen Vertrag bis 2010 plus Option auf ein weiteres Jahr. Hildebrand ist bereits ab der Rückrunde spielberechtigt und kann im ersten Spiel gegen Energie Cottbus eingesetzt werden.
Jetzt darf er endlich wieder spielen. Nach seinem persönlichen Fiasko beim FC Valencia. Jetzt hat er wieder Lust statt Frust. „Timo Hildebrand bringt die absolute Bereitschaft mit, einen Neuanfang zu starten“, sagte Schindelmeiser. Dann „kam er ablösefrei und war bereit, erhebliche finanzielle Abstriche in Kauf zu nehmen", so der Manager.
Die Verpflichtung des 29-Jährigen bedeute keine Abkehr der Philosophie, mit jungen Spielern zu arbeiten. Er sei jetzt im Winter zu haben gewesen und wäre sonst bei einem anderen Klub gelandet. „Es gibt bei ihm sogar Parallelen zu unseren jungen Spielern, auch Timo kommt, um neu anzufangen und sich nach oben zu arbeiten.“ Hildebrand, berichtete Schindelmeiser, stelle sich dem „Wettbewerb" und sehe sich „nicht von vornherein als Nummer eins". Dabei scheint klar, dass sich der frühere Stuttgarter nicht mit einem Platz auf der Bank zufrieden geben will.
Der Transfer von Hildebrand aber zeigt, wie groß die Ambitionen in Hoffenheim geworden sind. Die anfänglichen Ziele von einem einstelligen Tabellenplatz sind längst den Träumen von der Champions League gewichen.
Für Hildebrand selbst dagegen ist der Wechsel ein grundlegenden Neustart seiner Karriere. Nach einem Jahr voller Enttäuschungen. Im Frühjahr strich ihn Bundestrainer Joachim Löw aus dem EM-Kader, auch beim FC Valencia wurde er ausgemustert. Sein letztes Pflichtspiel absolvierte er am 24. August gegen Real Madrid im spanischen Super-Cup. Hildebrand hatte sich Hoffnungen gemacht, die Nachfolge von Oliver Kahn und Jens Lehmann antreten zu können. Löw hatte bei seiner Entscheidung nicht nur sportliche Gründe geltend gemacht, sondern auch Hildebrands Berater-Umfeld einbezogen. Erst vor kurzem wechselte Hildebrand vom Spieleragenten Dusan Bukovac zur Agentur von Marcus Höfl, der auch eng mit Franz Beckenbauer zusammenarbeitet und machte so den weg für einen Transfer nach Hoffenheim frei. Im Sommer noch hatte Hoffenheim verzichtet. Jetzt hatten sich die Dinge geändert.
„Timo Hildebrand hat sein Umfeld neu geordnet“, sagte Schindelmeiser. Jetzt möchte Hildebrand wieder Spaß am Fußball haben. Und mit seinen 29 Jahren scheint sich der Kreis nun wieder zu schließen.
Fast zehn Jahre ist es her, als er sein erstes von bisher 221 Bundesliga-Spielen machte. Beim VfB Stuttgart. Der Trainer damals hieß Ralf Rangnick.
Oliver Trust