Hickersberger sagt Servus

Seine Bilanz als Nationaltrainer Österreichs ist wenig berauschend: nur fünf Siege in 27 Spielen. Dennoch kommt der Abschied von Nationaltrainer Josef Hickersberger den ÖFB-Verantwortlichen ungelegen.
von  Abendzeitung
Nimmt Abschied: Josef "Pepi" Hickersberger
Nimmt Abschied: Josef "Pepi" Hickersberger © dpa

Seine Bilanz als Nationaltrainer Österreichs ist wenig berauschend: nur fünf Siege in 27 Spielen. Dennoch kommt der Abschied von Nationaltrainer Josef Hickersberger den ÖFB-Verantwortlichen ungelegen.

Das Hickhack um Josef Hickersberger ist beendet: Der 60-Jährige sagt nun doch als Nationaltrainer von EM-Mitgastgeber Österreich Servus. Allerdings zur Verwunderung und auch zum Unwillen des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB), dessen Präsidenten Friedrich Stickler der 60-Jährige seine Entscheidung mitgeilt hat. Man sei überrascht, teilte der Verband am Montagabend mit, Hickersberger würde bestehende Zusagen nicht einhalten, nachdem der Coach auch via Zeitung seinen Rückzug erklärt hatte. «Ich höre auf», zitierte ihn «Der Standard» auf seiner Internetseite.

Wankelmütiger Pepi

Fünf Siege in 27 Länderspielen, EM-Aus in der Vorrunde mit nur einem Punkt. «Das Kapitel ist abgeschlossen, die Mission wurde erfüllt», meinte der in den vergangenen Tagen scheinbar wankelmütige Hickersberger. Er hätte sich schon nach der 0:1-Niederlage gegen Deutschland, nach der für die Österreicher die EM gelaufen war, eine Bedenkzeit nehmen sollen. Gleich danach hatte er aber gesagt: «Die EM ist vorbei, jetzt beginnt ein neues Kapitel. Zwischen Mannschaft und Trainer besteht eine Vertrauensbasis, auf der man gut weitermachen kann.» Sowohl von einigen aus dem Verband - das Präsidium tritt an diesem Dienstag zusammen, um die Trainerfrage zu besprechen - als auch vonseiten der Mannschaft hatte es Zustimmung für eine Verlängerung der Zusammenarbeit mit Hickersberger gegeben.

Nun die Wende - und das Ende. «Ich bin leer, ich brauche eine Auszeit, muss die Batterien aufladen», wurde er von der Zeitung zitiert. Er habe sich dies reiflich überlegt. «Die Geschichte hatte ja immer ein klares Ablaufdatum.» Dass er sich an der Bar zum Weitermachen habe überreden lassen, sei ein Fehler gewesen, räumte Hickersberger ein. «Ich habe auf Emotionen gehört und bin dann mit der Willenserklärung in die Öffentlichkeit gegangen», sagte der 39-malige Nationalspieler, der nach seiner ersten Amtszeit von 1988 bis 1990 den Posten am 1. Januar 2006 wieder übernommen hatte. Einen Rücktritt vom Rücktritt schloss Hickersberger nun laut der Zeitung aus.

Alpen-Maradona als Nachfolger

Damit dürfte wohl der ehemalige Bundesliga-Legionär Andreas Herzog früher als erwartet zum Chefcoach aufsteigen. Der einstige Werder-Profi - derzeit noch Co-Trainer - sollte in der Zeit bis zur WM in Südafrika als Nachfolger Hickersbergers aufgebaut werden. Seine Feuertaufe erlebt Herzog ohnehin bereits am 6. September im WM-Qualifikationsspiel gegen Frankreich. Denn da wäre Hickersberger gesperrt wegen der Hinausstellung im Spiel gegen die deutsche Mannschaft. Die Strafe, die auch seinen Kollegen Joachim Löw getroffen hatte, bezeichnete Hickersberger rückblickend als unwürdig. «Man behandelt uns wie Tanzbären. Ich will kein Tanzbär mehr sein.»

Trotz mancher Demütigung und des ausgebliebenen sportlichen Erfolgs zog Hickersberger eine zufriedene Bilanz. «Die Mannschaft wurde verjüngt, diesen Weg sollte man beibehalten», forderte er. Die österreichische Liga müsse dem Nationalteam mehr Zeit geben. Indes sei die Europameisterschaft für alle ein gigantisches Erlebnis. «Auch für mich.» Einer generellen Rückkehr ins Trainergeschäft steht Hickersberger offen gegenüber. (dpa)

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.