Hertha schmeißt Babbel raus – Kommt Skibbe?

Markus Babbel ist nicht mehr Trainer des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC. Der Berliner Verein stellte den Coach am Sonntag mit sofortiger Wirkung frei, teilte die Hertha mit.
von  SID

BERLIN,  18. Dezember (SID) – Die Uhr von Aufstiegstrainer
Markus Babbel bei Hertha BSC ist abgelaufen: Am Sonntag gab der
Berliner Fußball-Bundesligist die sofortige Trennung vom 39 Jahre
alten Chefcoach bekannt. Nach heftigen Dissonanzen zwischen Manager
Michael Preetz und Babbel am Samstag am Rande des Punktspiels
zwischen 1899 Hoffenheim und der Hertha (1:1) hatte sich der
Trainerwechsel bereits abgezeichnet. Durch seine Aussagen am Sonntag
hat sich Babbel endgültig ins Abseits gestellt.


Als Nachfolger Babbels bei der „alten Dame“ ist Michael Skibbe
im Gespräch. Der ehemalige DFB-Trainer Skibbe betreut derzeit noch
den türkischen Erstligisten Eskisehirspor. Für eine Freigabe müssen
die Berliner eine Ablöse zahlen. Letzte Station des 46 Jahre alten
Skibbe in Deutschland war Eintracht Frankfurt. Bei den Hessen wurde
er am 22. März dieses Jahres nach ausbleibenden Erfolgen entlassen.
Mit Skibbes Nachfolger Christoph Daum stieg die Eintracht ab.


Die gegenseitigen Schuldzuweisungen von Preetz und Babbel am
Samstag in Sinsheim waren derart heftig, dass sich ein Rauswurf des
Cheftrainers noch vor dem DFB-Pokalspiel am Mittwoch gegen den 1. FC
Kaiserslautern angedeutet hatte. Am Sonntag setzten sich
Klubpräsident Werner Gegenbauer und Manager Preetz zusammen und
berieten über mögliche Konsequenzen. Zuvor hatte Babbel auf seinen
Standpunkt beharrt und weitere Gespräche zu dem Thema mit Preetz
abgelehnt. Zudem ließ er verlauten: „Ich habe ein dickes Fell.“


Der Coach erklärte, dass er dem Verein bereits Anfang November
mitgeteilt habe, seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag nicht
verlängern zu wollen. Preetz betonte dagegen, dass er von Babbel
erst am vergangenen Dienstag darüber informiert worden sei. Für
Hertha-Präsident Werner Gegenbauer ist Babbel der Lügenbaron.

„Die Geschichte, die Babbel erzählt, ist nicht das, was Michael
Preetz Stein auf Bein schwört. Demnach hat Markus Babbel Michael
Preetz am Dienstagabend zum ersten Mal darüber informiert, dass er
den Vertrag nicht verlängern will. Wir sollten uns nicht durch
Baron-Münchhausen-Geschichten die Arbeit der letzten eineinhalb
Jahren kaputt machen“, sagte Gegenbauer, der am Sonntag noch immer
noch angefressen war: „Dass die sportliche Führung von Hertha BSC
als Lügner dargestellt wird, das ist ein Witz, ein schlechter.“
   

Babbel beharrte jedoch auf seiner Version. „Jeder, der mich
kennt, weiß: Wenn ich etwas sage, dann ist es auch so. Wenn jemand
eine andere Meinung hat, dann hat er vielleicht nicht richtig
zugehört“, äußerte der gebürtige Münchner. Der Konter von Preetz
ließ nicht lange auf sich warten. „Ich habe nichts überhört, ich
habe noch kein Problem mit den Ohren“, sagte der Sportchef: „Das
Ganze ist höchstärgerlich.“
   

Seit Wochen hatte Babbels Hinhaltetaktik für Unmut gesorgt.
Entgegen aller Erwartungen ließ der 39-Jährige Ende November auf der
Mitgliederversammlung die Chance ungenutzt, seine
Vertragsverlängerung anzukündigen. Stattdessen wollten sich Klub und
Trainer erst bis zum Start der Rückrunde am 21. Januar 2012 wieder
zu dem Thema äußern.
   

In den letzten Wochen verschärfte sich der Ton in der Debatte um
die ungeklärte Zukunft Babbels. Der Europameister von 1996
verspielte durch sein fehlendes Bekenntnis bei Medien und Fans
täglich an Kredit. Doch trotz aller Kritik blieb Babbel stur bei
seiner Linie. Er wolle sich Weihnachten erst mit seiner Familie in
München beraten und dann dem Verein seine Entscheidung mitteilen.
Erst am Samstag in Sinsheim machte er seinen Abschied am Saisonende
erstmals publik.
   

Seine Arbeit in Berlin konnte sich sehen lassen. Trotz der
riesigen Erwartungen führte Babbel die Mannschaft in der vergangenen
Saison zum sofortigen Wiederaufstieg in die Bundesliga und
etablierte sie in der Hinrunde im Mittelfeld. Durch Auswärtssiege
beim deutschen Meister Borussia Dortmund (2:1) und Ex-Meister VfL
Wolfsburg (3:2) hatten die Herthaner die Erwartungen sogar weit
übertroffen und in der Hauptstadt einen neuen Hertha-Boom ausgelöst.
In Sinsheim glichen die Herthaner einen 0:1-Rückstand durch Roman
Hubnik (90.+1) in der Nachspielzeit aus.

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