Helmut Haller: Ein Fußball-Verrückter wird 70

Die Augsburger Legende Helmut Haller wird 70 und sucht die Ruhe. Die kubanische Frau hat ihn verlassen, demnächst muss er zur Herz-OP.
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Helmut Haller als Torschütze bei der WM 1966 gegen die Schweiz.
dpa Helmut Haller als Torschütze bei der WM 1966 gegen die Schweiz.

AUGSBURG - Die Augsburger Legende Helmut Haller wird 70 und sucht die Ruhe. Die kubanische Frau hat ihn verlassen, demnächst muss er zur Herz-OP.

Gestern war Helmut Haller dann mal weg. Ein Ausflug, ins Blaue, mit seiner Schwester, die ja sonst in Florida lebt und vor ein paar Tagen herüberkam in die alte Heimat. „Er braucht diese Ruhe“, sagt Karin Haller, die Tochter, „sonst wird es für ihn zu viel Aufregung.“ Und Aufregung hat er in der nächsten Zeit eh mehr als ihm lieb ist. Am kommenden Sonntag die Eröffnung des neuen Augsburger Stadions, kurz danach die anstehende Herz-OP, und davor noch die ganzen Feierlichkeiten zum Geburtstag.

Er kickte mit Helmut Rahn und Gerd Müller - selbst Weltmeister war er nie

  Denn an diesem Dienstag wird Helmut Haller 70. Einer, der eigentlich genau zur falschen Zeit spielte, der nie selbst Weltmeister wurde, der noch mit Helden von ’54 spielte und schon mit denen von ’74, mit Helmut Rahn und mit Gerd Müller. Einer, der dennoch zur Legende wurde. Der Balldieb von Wembley. Das Hemad aus dem Hettenbachviertel.

Dort, im Norden Augsburgs, wuchs Haller auf, und Hemad nannten sie ihn, weil er beim Straßenkicken rund um den Stadtteilbahnhof Oberhausen der Schmächtigste war. Doch wenn das Hemad spielte, mussten sich die anderen bald warm anziehen. Mit 19 schon Nationalelf, 1962 dann der Wechsel nach Italien. Vom BC Augsburg zum AC Bologna.

„Il Biondo“ nannten sie ihn dort, den Blonden, bald war er einer der beliebtesten Tedeschi südlich vom Brenner, auch wegen seiner Schlagfertigkeit außerhalb des Platzes. Als ihn ein Zuschauer einmal mit „Heil Hitler“ begrüßte, brüllte er nur zurück: „Heil Mussolini!“ Dreimal war er Meister, 1964 mit Bologna, zweimal dann noch mit Juventus in seinen letzten beiden Jahren in Italien, 1972 und 1973. Dann ging er wieder zurück, spielte beim FC Augsburg noch bis zum Karriereende 1979.

Seine dritte Ehefrau war 42 Jahre jünger - inzwischen lebt sie in Paris

  Er eröffnete eine Mode-Boutique, aber es wurde ruhig um ihn, bis zur EM 1996, da nämlich erklärten Englands Krawallblätter Deutschland den Ballkrieg. Denn 30 Jahre nach dem WM-Finale von Wembley forderten sie die Auslieferung jenes Balles, der beim berühmten dritten Tor natürlich nicht hinter der Linie war, den sich Haller dann nach dem Schlusspfiff schnappte und mit nach Hause nahm. Haller brachte den Ball schließlich zurück, und es herrschte wieder Frieden. Schon da aber war aus dem Il Biondo eher Il Bianco geworden; viele graue Haare dürften ihm aber vor allem in seinem Privatleben gewachsen sein.

Seine drei Ehen scheiterten allesamt, auch die letzte mit der Kubanerin Noraimy, die für viel Aufsehen sorgte, weil sie 42 Jahre jünger war als er. Inzwischen lebt sie getrennt von ihm in Paris. So wirklich gut geht es Helmut Haller nicht mehr, er ist immer noch geschwächt von seinem Herzinfarkt an Weihnachten 2006. Am heutigen Jubeltag zeigt er sich natürlich, wenn ihn die Stadt Augsburg mit einem Empfang ehrt, und auch am Sonntag, bei der Einweihung des neuen Stadions, wird Haller dabei sein. Denn aus dem alten Rosenaustadion, wo auch Haller so lange spielte, ist der FC Augsburg nun ausgezogen. Anfang August dann geht Haller wieder in die Klinik. Sie müssen ihn noch einmal operieren am Herzen. Danach, so ist ihm zu wünschen, sollte er bald zu Kräften kommen. Das Hemad kann wieder etwas Stärke gebrauchen.

Florian Kinast

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