Helden-Geburt: Müller macht’s!
BLOEMFONTEIN - Das DFB-Team zieht mit 4:1 gegen England ins Viertelfinale ein. Der Schiedsrichter hilft dabei munter mit, ehe Thomas Müller zweimal trifft. Franz: „Wir haben sie auseinander genommen!“
Was für ein Spiel, welch ein Triumph! 4:1 hat die deutsche Mannschaft die Engländer abgefieselt im WM-Achtelfinale. Eine Gala von Schweinsteiger und Co.
Mit Treffern von Miro Klose und Lukas Podolski – und dann dem entscheidenden Doppelschlag von Thomas Müller! Und mit einem umgekehrten Wembley-Tor. Phantastisch! So brauchen sich die Jungs von Bundestrainer Jogi Löw im Viertelfinale (Sa., 16 Uhr) vor Argentinien (oder Mexiko) nicht zu fürchten.
Aufatmen vor dem Anpfiff. Löw, der im gleichen Outfit (blauer Babycashmere-Pulli unterm Sakko) wie beim 4:0 gegen Australien auf der Bank sitzt, kann seine beiden Sorgenkicker Bastian Schweinsteiger (Muskelverhärtung im Oberschenkel) und Jerome Boateng (Muskelverhärtung in der Wade) einsetzen. ARD-Experte Günter Netzer: „In einem solchen Spiel werden Helden geboren.“ Ob er da schon an Thomas Müller gedacht hat, den 20-Jährigen Bayern aus Pähl am Ammersee?
Auf der VIP-Tribüne drängelte sich die Prominenz, neben Fifa-Boss Blatter nahm Mick Jagger Platz. Satisfaction bereitete dem Rolling-Stones-Boss das Spiel der Engländer nicht. Deutschland hatte die erste Riesenchance. Nach Schweinsteigers Pass taucht Özil allein vor James auf, der Briten-Keeper kann Özils Schuss aber parieren (5.). Und die 20. Minute dürfte Jagger gar nicht gefallen haben. Nach einem Riesenabschlag von Neuer kämpft sich Miro Klose gegen Upson durch, schiebt den Ball an James vorbei zum 1:0 ins Briten-Tor. „Phantastisch, wie Klose da seinen Körper eingesetzt hat“, lobt Sky-Experte Franz Beckenbauer.
Der Bayern-Stürmer hat sogar das zweite Tor auf dem Fuß, scheitert aber nach einem Traumpass von Müller an James (31.). Zauberfußball von Jogis Jungs. Nach Traumkombination über Özil und Müller tunnelt Podolski den englischen Torwart zum 2:0 (32.).
England am Ende? Von wegen! Upson verkürzt zum 2:1 (37.), Neuer und Boateng sehen da schlecht aus. Dann der Aufreger, das Wembley-Tor von Bloemfontein. Der Heber von Lampard (38.): ganz klar hinter der Linie (anders als beim Schuss von Hurst beim 1966-Finale), bevor der Ball wieder rausspringt, doch weder Schiedsrichter Jorge Larrionda noch sein Assistent Mauricio Espinosa (beide Uruguay) haben die Szene richtig gesehen. „Deutlicher kann’s kaum sein, der Ball war ja einen halben Meter hinter der Linie“, meint Beckenbauer.
Was für ein Glück für das DFB-Team. Und das Glück ist ihnen hold geblieben. Ein Freistoß vom Lampard aus 34 Metern klatscht an die Latte (52.).
Die Engländer verschärfen das Tempo, erspielen sich Chancen (Upson, Rooney). Doch auch Müller (59.) und Schweinsteiger (63.) schießen knapp daneben. Und machen es im Zusammenspiel schließlich viel besser. Schweinsteigers Vorarbeit vollendet sein Bayern-Kollege Müller mit einem satten Schuss zum 3:1 (67.). Und es müllert weiter: Eiskalt wie sein Vorbild, Bomber Gerd Müller, macht Thomas (nach Vorbereitung von Özil) das 4:1 (70.).
Ein Wahnsinns-Triumph! Und Beckenbauer sagt: „Gottseidank haben wir sie am Ende auseinander genommen. Sonst würde die Debatte um das nicht gegebene Tor noch endlos weitergehen.“
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