Heimspiel für Klose und Podolski

Für Bundestrainer Joachim Löw ist es nur ein Testspiel in Polen, für die Stürmer Miroslav Klose und Lukas Podolski „das besondere Spiel“ – im Land ihrer Eltern.
Thomas Becker |
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Witam! Willkommen daheim! Lukas Podolski (li.) und Miroslav Klose spielen erstmals in ihrem Heimatland.
Rauchensteiner Witam! Willkommen daheim! Lukas Podolski (li.) und Miroslav Klose spielen erstmals in ihrem Heimatland.

Lukas Podolski begrüßt seine Fans international: „Willkommen! Welcome! Witam!“, leuchtet es auf der Homepage, in deutsch, englisch und polnisch. „110 % szczerego serca online. Lukas Podolski, gracz z przekonania na boisku poza nim“, heißt es da: „110 Prozent ehrliche Haut online. Lukas Podolski, Überzeugungstäter auf dem Platz und neben dem Platz.“ Die Site funktioniert auch mit .pl am Ende – so viel Heimatverbundenheit muss sein bei Podolski, der als Lukasz Josef auf die Welt kam. Bei Miroslaw Marian Kloze sähe das kaum anders aus, doch seine Website wird gerade überarbeitet.

Wenn die deutsche Nationalmannschaft heute (20.45 Uhr, ARD) auf Polens Auswahl trifft, ist das nicht nur ihr erstes Gastspiel in Danzig, sondern für die zwei erfolgreichsten DFB-Torjäger der Neuzeit auch das so genannte „besondere Spiel“. Podolski und Klose sind in Polen geboren, in Schlesien, gar nicht weit voneinander entfernt. Auch ihre Lebenswege sind recht ähnlich verlaufen.
Beide Mütter: Handballnationalspielerinnen. Beide Väter: Profi-Fußballer. Waldemar Podolski spielte Ende der 70er im Mittelfeld des Erstligisten TS Szombierki Bytom, wechselte in die 2. Liga, wurde Dritter der Torschützenliste. Josef Klose begann in den 60ern als Stürmer bei Energetyk Slawiecice, wechselte 1978 zu AJ Auxerre und ließ beim Viertligisten FC Châlons-sur-Saône die Karriere ausklingen.

Podolski war zwei, als seine Eltern in Bergheim bei Köln eine neue Heimat fanden, die Kloses landeten im pfälzischen Kusel, als Mirek acht war, was ihm in der Schule eine Rückversetzung von der vierten in die zweite Klasse bescherte – wegen mangelnder Deutschkenntnisse. Als Kinder schlesischer Spätaussiedler hatten beide Anspruch auf einen deutschen Pass, da die Großeltern vor dem Zweiten Weltkrieg Reichsbürger waren. Podolski entschied sich mit 15 für das deutsche Trikot, Klose mit 18. Im Januar 2001 war Polens Nationaltrainer in die Pfalz gereist, um den Stürmer zu überreden, für Polen zu spielen – vergebens.

Die Bindung zur Heimat ist gelieben, bei Podolski mehr als bei Klose. Während der Neu-Römer seit fünf Jahren nicht mehr daheim in Opole war, besucht der „Köllsche Prinz“ regelmäßig die Oma in Gliwice, lässt sich bekochen und freut sich über polnischen HipHop. Nach der standesamtlichen Trauung in Köln gab er Freundin Monika Puchalski am 11. Juni im Dörfchen Kamionna bei Warschau das Ja-Wort. Ihre Vorzüge? „Sie kommt aus Polen – wie ich.“ Die Glückwunsch-SMS nach Toren schreibt sie ihm auf Polnisch. Kollege Klose heiratete vor acht Jahren seine Sylwia – eine Polin, logisch.

Beide werden sich noch mehr auf das Spiel freuen als Joachim Löw, der seinen 50. Sieg als Bundestrainer feiern könnte. Noch keine der bislang 16 Partien in den letzten 78 Jahren hat die DFB-Elf verloren. Polen-Coach Franciszek Smuda meinte: „Ich habe mein ganzes Leben auf dieses Spiel gewartet. Ich werde um den Sieg kämpfen.“ Doch dass Klose und Podolski ihre Tor-Statistiken ausbauen wollen, versteht sich von selbst. Bleibt zu hofffen, dass die „Liga polnischer Familien“ nicht wieder auf die Idee kommt, ihm die Staatsbürgerschaft zu entziehen. So geschehen, als Podolski bei der EM 2008 zwei Treffer gegen sein Heimatland erzielt hatte. Podolski nahm’s gelassen: Er besitzt keinen polnischen Pass.

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