Hammer und Watschn - DFB-Team schlägt Wales
CARDIFF - Ballacks Volltreffer und ein Aprilscherz sichern das 2:0 der Nationalmannschaft in Wales. Doch der Kapitän gerät mit Podolski aneinander – und kassiert eine Ohrfeige vom Bayern-Stürmer
Es war kein Fußball-Schmankerl. Geschenkt! Immerhin bleibt die deutsche Nationalmannschaft auf direktem WM-Kurs durch das 2:0 am Mittwoch in Wales.
Das Team von Bundestrainer Joachim Löw hat damit die Spitzenposition in der Qualifikations-Gruppe 4 souverän verteidigt, konnte die Russen, den schärfsten Rivalen um den Gruppensieg, auf Distanz halten. Die sind mit dem 1:0 gegen Liechtenstein haarscharf an einer Blamage vorbeigeschrammt. Löws Mannschaft hat durch einen Traumtreffer von Ballack und einem Eigentor der Waliser ihre Pflichtaufgabe erfüllt.
„Ich bin zufrieden, was die Punkte angeht“, analysierte Löw, kritisierte aber: „In der zweiten Halbzeit ist unser Spiel nur noch dahingeplätschert, das Tempo wurde nicht mehr hochgehalten.“
Mit dem Verlauf der WM-Qualifikation zeigte sich der Bundestrainer aber schon auch zufrieden. „Wir haben nun von möglichen 18 Punkten 16 erreicht, wir sind absolut im Soll.“
Kapitän Ballack meinte: „Es gab nicht viel zu gewinnen in den letzten beiden Spielen für uns. Aber wir haben gegen Liechtenstein und Wales die sechs Punkte geholt. Das zählt primär, auch wenn spielerisch noch viel Luft nach oben ist.“
ARD-Experte Günter Netzer lobte vor allem den Kapitan. „Er hat ein Klasse-Spiel gemacht, war immer präsent.“ Ballack wurde, bar aller Abwehraufgaben, mit allen Freiheiten im Mittelfeld ausgestattet. Die der Ex-Bayern gleich eindrucksvoll nutzte. Der Kapitän zog aus 31 Metern ab, unhaltbar sauste der Ball mit 108 Stundenkilometern in den Winkel des Waliser Tores – 1:0 fürs DFB-Team (11.). Ballacks 41. Treffer im 92 Länderspiel. Ein Hammer vom Boss. Wieder Ballack, wieder der Käpt’n, der schon gegen Liechtenstein den Führungstreffer erzielt hatte.
Die Waliser, erst geschockt, dann mit forschen Attacken. DFB-Keeper Robert Enke musste vor Earnshaw retten (21.). Dann hatte die deutsche Mannschaft Glück. Tasci brachte im Strafraum – mehr ungeschickt als bösartig – Ledley zu Fall, eigentlich ein klarer Elfmeter, doch der norwegische Schiedsrichter Terje Hauge pfiff nicht (27.).
Löws Kabinenpredigt zur Pause: „Wir dürfen uns nicht auf dem 1:0 ausruhen.“ Die Botschaft kam offensichtlich an. Mit neuem Schwung ging das DFB-Team die zweite Halbzeit an. Und wurde belohnt fürs Engagement. Eine Flanke von Mario Gomez, die eigentlich völlig harmlos im Nichts gelandet wäre, fälschte Ashley Williams ins eigene Tor ab. Deutschland jubelte über den 2:0-Aprilscherz (48.).
Es wurde immer mehr – wie von Löw prognostiziert – zum „Abnutzungskampf“. In dem die spielerisch arg limitierten Waliser Kampfkraft in die Waagschale warfen. Enke musste nochmal eine Weltklasse-Parade zeigen bei einem Schuss von Earnshaw (57.), um den Anschlusstreffer der Waliser zu verhindern.
Das Spiel war dann quasi schon gelaufen. Mächtig Aufregung gab’s allerdings noch um Podolskis Watschn-Skandal: Der Bayern-Stürmer, von Michael Ballack zusammengestaucht, gab dem Kapitän eine Ohrfeige, die noch ein Nachspiel haben wird (siehe Seite 28). „Darüber müssen wir reden“, kündigte Löw an.
Und Sorgen machte die Verletzung von Bastian Schweinsteiger – zumindest den Bayern. Schweinisteiger musste angeschlagen vom Platz (86.), er hatte sich bei einem Ausrutscher an den Adduktoren verletzt. Ob’s für Wolfsburg, bis zum Spitzenspiel am Samstag reicht?
F.M., ps