Grüße aus Danzig: Und der kleine Oskar trommelt auf der Bank
Der erste spielfreie Tag nach zwölf Vorrunden-Tagen EM. Zeit für eine Spurensuche auf historischem Pflaster, in Danzig, der Geburtsstadt von Günter Grass, Nobelpreisträger und umstrittenste Figur des Jahres, in Polen zwiespältig gesehen.
Der erste Taxifahrer macht auf unwissend, beim zweiten hilft „Güntera Grassa“, so heißt er auf Polnisch. Ich lasse mich zum Geburtshaus des Schriftstellers fahren, in den Stadtteil Langfuhr/Wrzeszcz. Im Kastanienweg, der heutigen Lendziona-Straße 5a, kam Grass 1927 zur Welt, dort ließ er seine Romanfigur Oskar Matzerath aufwachsen.
Hier, außerhalb der bunten, vierwöchigen Uefa-Kunstwelt ist Danzig grau und düster, man glaubt, die Blechtrommel zu hören. Eine triste Hausfassade, marode Bürgersteige, doch keine Erinnerungstafel, kein Denkmal. Das findet man etwas weiter am Wybickiego-Platz, dort sitzt der kleinwüchsige Oskar auf einer Parkbank. Er trommelt. Stumm.
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