Gomez: Vier Tore für Bayern

Der VfB-Stürmer düpiert Tabellenführer Wolfsburg im Alleingang und macht sich weiter interessant für größere Klubs.
von  Abendzeitung
Der Matchwinner: Mario Gomez trifft gegen Wolfsburg viermal.
Der Matchwinner: Mario Gomez trifft gegen Wolfsburg viermal. © dpa

STUTTGART - Der VfB-Stürmer düpiert Tabellenführer Wolfsburg im Alleingang und macht sich weiter interessant für größere Klubs.

Bei Fragen nach dem FC Bayern grinst Mario Gomez immer und sagt wie es sich für einen braven Angestellten des VfB Stuttgart gehört entweder: „Ich schaue nur auf mich" oder „Wir schauen nur auf uns". Nachdem Gomez mit seinem Viererpack nicht völlig unbeteiligt daran war, den Tabellenführer VfL Wolfsburg mit 4:1 aus dem Stadion zu fegen, aber dürfte klar sein, dass die Bayern noch genauer auf diesen 23 Jahre alten Stürmer schauen, der nun mit 23 Saisontoren mit an der Spitze der Torjägerliste steht und im Ligaendspurt regelrecht explodiert.

Man könnte sogar die kühne These aufstellen: Gomez trifft so gut, damit er im Sommer gehen kann. Er werde im Sommer eine Entscheidung treffen, sagte er. Die zu gehen fällt ihm noch leichter, wenn er den VfB in die Champions League oder sogar zum Titel schießt. „Ich wäre sicher keiner, der sich verpisst, wenn wir es nicht schaffen und sagt, Jungs das war es für mich", meinte er nach seinen vier Toren gegen Wolfsburg. Vier Tore für die Bayern also waren das – weil er mit der Wolfsburger Demontage erstens die Münchner Titelchancen verbesserte (okay, die Stuttgarter auch) – und weil er sich so immer mehr zum FC Bayern schießt.

Es war sein Sieg, offiziell hieß es Stuttgart gegen Wolfsburg, auf dem Rasen sah es aus wie Gomez gegen Wolfsburg. Allein unter Wölfen fühlte sich Gomez pudelwohl und präsentierte sich als perfekter Teamplayer. Und ließ danach bei seinen Lobeshymnen keinen einzigen aus seiner Mannschaft aus.

Über sich und seine Zukunft wollte er dagegen weniger sprechen. Also müssen ein paar Indizien aus der Vergangenheit helfen. Die über Ottmar Hitzfeld zum Beispiel, der einmal als VfB-Profi sechs Tore schoss. Oder die über Jürgen Klinsmann, der als VfB-Profi einmal fünf Tore schoss. Und wo sind die beiden schließlich gelandet? Beim FC Bayern natürlich.

Nun ist es noch nicht ganz so weit bei Gomez, aber es spricht einiges dafür, dass Horst Held bald weitere Verhandlungen mit Uli Hoeneß führen muss und den mit seinen Forderungen von 25 Millionen Euro plus X zur Weißglut treibt. Heldt, das steht in Stuttgart mittlerweile so gut wie sicher fest, wird dem FC Schalke absagen, beim VfB bleiben und dort in den Vorstand aufrücken.

Neulich saß Heldt zusammen mit Gomez-Berater Uli Ferber in Barcelona beim Meinungsaustausch. Offiziell ging es um andere VfB-Kicker, aber das Thema Gomez dürfte eines der zentralen Punkte gewesen sein. An der Säbener Straße ist man nicht nur von den Qualitäten von Gomez überzeugt, man ist ihm nun auch noch dankbar. Mit seinem Torfestival gegen Ex-Bayern Magath hat Gomez dem FC Bayern die Tür zum Titel weit aufgestoßen. Man müsste nun nur noch das Problem lösen, dass Gomez mit dem VfB am letzten Spieltag in München (beim Endspiel?) nicht noch einmal so aufdreht.

Bei Gomez läuft es im Klub – ganz im Gegensatz zum Nationalteam – mehr als prächtig. Da ließ es sich sogar ertragen, dass es im Leben des Mario G. Sonntage gab, die entspannter abliefen. Diesmal musste die Fahrt zu Eltern und Freundin nach Unlingen am Fuße der schwäbischen Alb warten. Gomez lag auf der Massagebank und saß auf dem Fahrradergometer. Man pflegte seine schmerzende Wade. Anschließend musste der Vier-Tore-Mann mit dem Rest der Tabellenführer-Bezwinger zum Hauptsponsor-Familientag. In Bad Cannstatt ging es zu wie in der Mercedes-Benz-Arena. Es herrschte Volksfeststimmung. Die schwäbischen Anhänger zeigten mit Meisterschalen aus Pappe deutlich, wonach ihnen der Sinn steht.

Seit Wochen fühlt man sich am Neckar ans Meisterjahr 2007 erinnert als der VfB als Außenseiter zum Titel stürmte. Diesmal sind die Schwaben kein Außenseiter, die Lockerheit von damals ist trotzdem zurück. Selbst im Fall Gomez ist man entspannt. „Ach, der Gomez ist immer auf dem Schirm bei anderen Vereinen", sagte Manager Heldt. Er scheint sich schon fast damit abgefunden haben, dass Gomez geht. Man wird sich den Abschiedsschmerz gut bezahlen lassen.

Oliver Trust

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