Gomez trifft und küsst: den Pfosten!
Der Bayern-Stürmer befreit sich auch in der Nationalmannschaft von einem Trauma und jubelt ausgerechnet in Wien, wo er einst versagte. „Ich hab’ immer dran geglaubt. Es ist sehr schön“
München - Als Mario Gomez unter den Pfiffen der Zuschauer in die Halbzeitpause ging, bekam er das Grinsen nicht aus dem Gesicht. Ein Lausbubengrinsen. Dazu noch ein Kopfschütteln, das sagte: 'Mann, was für 'ne Gurke!'
Der Bayern-Torjäger ging gerade noch mal seinen 17. Treffer im DFB-Trikot durch: Das 1:0 gegen Österreich im Ernst-Happel-Stadion war für ihn ein Sieg über ein Trauma. Vor drei Jahren bei der EM 2008 hatte Gomez an selber Stelle gegen Österreich eine Großchance auf absurde Weise vergeben: Anstatt den Ball aus kürzester Distanz ins Netz zu schicken, sauste dieser fast senkrecht empor – und übers Tor.
Peinlich war das und tat der Nationalmannschaftskarriere des damaligen Stuttgarters nicht gut. Allein vor der jetzigen Partie musste er zu dieser Szene unzählige Male Stellung nehmen. Kein Wunder, dass er nach getaner Tat am Pfosten verharrte und das Gestänge dankbar küsste. Es war dasselbe Tor, an dem er damals gescheitert war.
„So schließt sich der Kreis“, bemerkte später Bundestrainer Joachim Löw. „Es ist schon klasse, wie sich der Mario aus dem Wellental herausgezogen hat.“ Dabei hat der bei Bayern in dieser Saison mit 28 Bundesligatreffern überragende Gomez im DFB-Trikot noch einiges nachzuholen: Bis zu den Top-Ten-Torjägern fehlen ihm noch 20 Treffer.
Platz zehn hält derzeit sein Chef: Karl-Heinz Rummenigge. Der hätte aber sicher nichts dagegen, demnächst mal auf Platz elf zu rutschen - hinter Gomez. Es war ja nicht der letzte Treffer, der Gomez an diesem Abend gelang. Nach dem Ausgleich der Österreicher erzielte der Bayern-Torjäger kurz vor Schluss den Siegtreffer: Als der Ball in der Luft lag, wusste ich schon: Geil!“
Das sagte er über den zweiten Streich. Und über den ersten, die Befreiung vom Trauma? „Fußball ist verrückt“, meinte Gomez nach Abpfiff und zitierte eine alte Oli-Kahn-Weisheit: „Man muss immer nur weitermachen. Ich habe keine Angst gehabt vor diesem Spiel. Ich hab immer dran geglaubt, aber es war eine schwere Zeit für mich, Es ist sehr schön jetzt. Mehr kann ich nicht sagen.“
Tat er dann doch – und stellte jetzt erstmals Ansprüche auf den einen Platz im Zentrum: „Ich hab’s noch nicht komplett rumgerissen. Aber ich will so weitermachen – und dann hat der Bundestrainer die Qual der Wahl.“
Nämlich Gomez oder Klose: „Ich wünsch dem Miro keine Verletzung“, sagte Gomez, „sondern ich will einen fairen Wettkampf.“ Wer da derzeit vorne liegt, weiß nicht nur ARD-Experte Mehmet Scholl: „Was Mario macht, ist derzeit einfach nur magisch.“