Gomez: So vertreibt er Klose
Der Bayern-Torjäger trifft nun auch endlich bei der Nationalmannschaft – und drängt seinen Münchner Klubkollegen womöglich zum Wechsel. In Italien heißt es schon: „Er hat ja zu Lazio gesagt”
WIEN Am Schluss albern sie rum wie Sandkastenkumpels: Manuel Neuer schubst Thomas Müller, Mario Gomez klatscht grinsend Beifall. Was für ein Spaß, so ein 2:1 in der 90. Minute! Wenn derzeit einer Grund zum Jubeln hat, dann Gomez: Torschützenkönig in der Liga und endlich auch mal Schütze entscheidender Tore in Punkt- statt Testspielen der DFB-Elf. Ein anderer Bayer fehlte dagegen zuletzt, wenn es was zu jubeln gab: der nach Gerd Müller beste Torjäger der DFB-Geschichte, Miroslav Klose.
Das hat aktuell mit Kloses Rippenprellung zu tun, künftig aber auch mit Gomez. Wenn der weiterhin so selbstverständlich trifft, wird er seinen sieben Jahre älteren Kontrahenten auf die Bank oder gar zu einem anderen Klub vertreiben. Die italienische Zeitung „Corriere della sera” meldete bereits: „Klose hat Ja gesagt”. Angeblich hat Lazio Rom einen Zwei-Jahres-Vertrag für zwei Millionen Euro pro Saison angeboten, ein Jahr mehr als Bayern. Auch „La Repubblica” will von der baldigen Ankunft des „deutschen Panzers” wissen, zudem von dessen Verehrung des polnischen Papstes Karol Wojtyla und der Begeisterung Ehefrau Silvias über die ewige Stadt.
Andererseits würde Klose lieber in München bleiben: Seine Zwillingssöhne werden im Herbst eingeschult. In dieser Woche gibt es wieder Verhandlungen mit dem FC Bayern, der nach Nils Petersen wohl den nächsten Stürmer holt: den 19-jährigen Takashi Usami. Und dann ist da ja noch Ivica Olic...
An Mario Gomez werden sie alle nur schwer vorbei kommen. „Mario ist unheimlich selbstbewusst im Strafraum, wo er im Moment einfach instinktiv das Richtige macht”, lobte Bundestrainer Joachim Löw. Philipp Lahm meinte: „Mario hat vor drei Jahren auch schon seine Klasse gehabt, aber da lief es für ihn im Nationaltrikot nicht so rund. Es wird zwar schwer, an Miro vorbeizukommen, aber auch dieser Konkurrenzkampf ist gut für die Nationalmannschaft.”
Gomez wollte nach „einer schweren Zeit” nicht zu euphorisch sein. Es sei nicht so, „dass ich es schon komplett rumgerissen habe. Ich weiß, dass es erst zwei Spiele waren”, sagte er vorsichtig. Ist seine Trefferserie eine Kampfansage an Klose? „Nein, es gibt keine Kampfansage.”
Vom Depp des Abends am 16. Juni 2008 zum Matchwinner am 3. Juni 2010: „Heute hatte ich das Glück, was damals Pech war”, meinte der zweifache Torschütze von Wien und schob nach: „Wenn ich in allen Stadien, in den ich einmal nicht getroffen habe, nicht mehr spielen würde, dürfte ich nirgendwo mehr spielen.” Versöhnungskuss mit dem Pfosten, Trauma abgelegt, „Stein vom Herzen gefallen”: Gomez wird am Mittwoch sehr entspannt in den Urlaub gehen.