Gomez der Nächste: Löw mit Rekordzahl an „Legionären“ zur WM

Die Bundesliga boomt, aber immer mehr Nationalspieler suchen auch ihr Glück im Ausland. Bundestrainer Löw dürfte 2014 mit einer Rekordzahl an „Legionären“ zur WM nach Brasilien aufbrechen.
von  dpa
Bundestrainer Jogi Löw (l.) im Gespräch mit Mario Gomez.
Bundestrainer Jogi Löw (l.) im Gespräch mit Mario Gomez. © dpa

Die Bundesliga boomt in Europa, aber immer mehr Nationalspieler suchen auch ihr Glück im Ausland. Gomez folgt Torjäger-Rivale Klose nach Italien. Bundestrainer Löw dürfte 2014 mit einer Rekordzahl an „Legionären“ zur WM nach Brasilien aufbrechen.

Riva del Garda – Italien, England, Spanien – Joachim Löw wird in der WM-Saison noch häufiger ins Ausland reisen müssen. Nach dem fluchtartigen Wechsel von Torjäger Mario Gomez vom FC Bayern zum AC Florenz spielen nun schon acht Nationalspieler mit Ambitionen auf ein Brasilien-Ticket nicht mehr in der Fußball-Bundesliga. Vor Gomez war in diesem Sommer bereits André Schürrle aus Leverkusen zum FC Chelsea gewechselt. Damit zeichnet sich ab, dass Löw 2014 bei seinem vierten großen Turnier als Bundestrainer mit einer Rekordzahl an „Legionären“ um den Titel kämpfen dürfte.

„Für mich war klar: Wenn ich von Bayern München weggehe, dass ich ins Ausland wechseln werde. Dann gab es für mich die Optionen Spanien oder Italien“, hatte Gomez noch vor seiner überstürzten Abreise aus dem Trainingslager der Bayern am Gardasee berichtet.

Der sportliche Abstieg vom besten Team Europas zur Nummer vier der letzten Saison in Italien hat auch ein wenig mit Löw zu tun. Gomez möchte bei der WM für Deutschland stürmen. Dafür braucht er aber mehr Einsatzzeiten, als er sie im zurückliegenden Triple-Jahr in München erhalten hatte und sich für die erste Spielzeit unter dem neuen Trainer Pep Guardiola ausrechnen konnte. Der Spanier hatte kein Veto gegen den Gomez-Verkauf an Florenz eingelegt.

„Die Lust auf Fußball hat mich dazu gebracht, jetzt diesen Schritt zu machen“, sagte Gomez, der am Mittwoch 28 Jahre alt wird, zur schwierigen Entscheidung, „den besten Verein der Welt zu verlassen“. Es musste sein: „Ich liebe den Fußball und wollte mehr spielen“, begründete Gomez.

Das garantiert ihm sein neuer Club. Die Fiorentina muss bis zu 20 Millionen Euro locker machen für den Torjäger, der in seinen bislang 58 Länderspielen 25 Treffer für Deutschland erzielte. „Voller Vorfreude“ brach Gomez am Montag aus Riva del Garda nach Florenz auf, dort kann er sich wieder wichtig fühlen: „Sie haben einen Stürmer gesucht!“

Guardiola plant in München offensichtlich auch mit verkappten Spitzen wie Mario Götze oder Thomas Müller statt einem klassischen Stoßstürmer und Knipser, wie ihn Gomez verkörpert. Auch Löw dürfte angesichts der Rahmenbedingungen den Umzug von Gomez nach Italien befürworten.

Jetzt spielen im WM-Jahr seine zwei Topstürmer in der Serie A; Miroslav Klose schießt seine Tore schon seit zwei Jahren für Lazio Rom. „Es spricht für die Qualität des deutschen Fußballs, wenn unsere Spieler von großen Vereinen im Ausland wieder gefragt sind“, hatte Löw die Entwicklung kommentiert. Gomez und Klose in Italien, Mesut Özil und Sami Khedira bei Real Madrid, dazu die Londoner Per Mertesacker, Lukas Podolski (beide FC Arsenal), André Schürrle (Chelsea) und der in drei Länderspielen erprobte bisherige U 21-Kapitän Lewis Holtby (Tottenham Hotspur) sind überwiegend fixe WM-Kräfte.

„Das Ausland bringt Spieler in ihrer Persönlichkeit und sportlichen Entwicklung weiter“, urteilte Löw. Eine hohe „Legionärs“-Quote war in der Vergangenheit oft eng mit Erfolgen der Nationalmannschaft verbunden. Beim letzten WM-Triumph 1990 hatte Deutschland in Lothar Matthäus, Jürgen Klinsmann, Andreas Brehme (alle Inter Mailand), Rudi Völler und Thomas Berthold (beide AS Rom) fünf wichtige Auslandskräfte dabei. Bei Löws erstem großen Turnier, der EM 2008, spielten in Jens Lehmann (Arsenal), Michael Ballack (Chelsea), David Odonkor (Betis Sevilla) und Christoph Metzelder (Real Madrid) vier Akteure im Ausland – Deutschland kam ins Finale.

Bei der WM 2010 war nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Kapitän Ballack kein Auslandsprofi dabei. Im letzten Jahr bei der EM waren es dann wieder vier (Özil, Khedira, Mertesacker, Klose). „Ich freue mich auf den neuen Lebensabschnitt, der jetzt kommt“, sagte Gomez. Vielleicht schießt er Deutschland 2014 in Brasilien als Wahl-Italiener zum WM-Titel.

 

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