Görlitz spielt groß auf – in der Winterpause

Zwischen Bank und Bühne – mehr Spaß als beim Fußball hat der bei Bayern überzählige Profi derzeit mit seiner Rockband „Room 77“
von  Abendzeitung
Andreas Görlitz, hier li. mit seinen Bandkollegen von Room 77.
Andreas Görlitz, hier li. mit seinen Bandkollegen von Room 77. © Petra Schramek

Zwischen Bank und Bühne – mehr Spaß als beim Fußball hat der bei Bayern überzählige Profi derzeit mit seiner Rockband „Room 77“

MÜNCHEN Auch Andreas Görlitz hat wieder auswärts gespielt. Natürlich nicht am Samstag in Bochum, sondern am Montag in Gräfelfing. Nicht mit seinem Verein FC Bayern, sondern mit seiner Rockband „Room 77“, und das Gastspiel fand auch nicht in einem Fußballstadion statt, sondern in einem Elektrofachmarkt.

Andreas Görlitz, ein Leben zwischen Ersatzbank und Konzertbühne.

Es war dem Ex-Nationalspieler natürlich klar, dass es schwer würde im Kampf um einen Stammplatz bei den Bayern. Doch so frustrierend hatte es der 27-Jährige nicht erwartet, als er im Sommer wieder nach München kam. Auf die Frage, ob er die Rückkehr aus Karlsruhe bereue, sagt er: „Ein bisschen schon.“

Stammspieler, das war er früher bei 1860. Nach dem Abstieg 2004 ging er zu den Bayern, im Herbst machte er unter Jürgen Klinsmann zwei Länderspiele, gegen Brasilien (1:1) und im Iran (2:0), er schien auf dem Weg in Richtung Heim-WM. Doch statt Sommermärchen 2006 erlebte er im November 2004 einen Albtraum. Kreuzbandriss in der Champions League gegen Juventus, zwei Jahre Pause. „Ich hatte schon fast aufgehört mit Fußball“, sagt er, „aber es ist und bleibt mein Job und macht mir nach wie vor viel Spaß.“ Auch wenn ihm der nach den zwei Jahren als Leihgabe in Karlsruhe – nun zurück in München – auch vergehen hätte können.

Nur ein einziges Mal ließ ihn Trainer Louis van Gaal spielen, im Pokal beim 5:0 gegen Oberhausen kam er eine Viertelstunde vor Schluss rein, als die Bayern schon viermal getroffen hatten. Eine Zukunft hat Görlitz nicht bei den Bayern. Wohin der Weg geht, weiß er noch nicht. Zurück zu 1860 auf keinen Fall. „Wenn du siehst, dass du gut genug bist für die erste Liga“, sagt er, „dann willst du auch nicht mehr weg.“ Vorerst ordnet er sich noch brav ein. „Der Trainer weiß, dass ich in meiner Situation keine großen Sprüche raushaue und meckere“, sagt er. Görlitz ist keiner, der beim Verein Krach macht.

Bei seiner Band schon.

Seine Karriere als Musiker begann Görlitz in der Verletzungspause. Reha-Trainer Oliver Schmidtlein riet ihm zum Musizieren. Als Therapie gegen den Frust. So kaufte sich Görlitz eine Gitarre, brachte sich das Instrument bei und gründete an seinem Heimatort in Rott am Lech die Band „Room 77“. Mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Markus und drei Kumpels.

Nun brachte die Rock-Combo eine neue Scheibe heraus (siehe links oben), in der viele Titel klingen, als seien sie das derzeitige Lebensmotto des Bayern-Profis. „Dead End Street“, „Don’t give up“, „New Beginning“. Sackgasse. Gib nicht auf! Neuanfang. „Die Musik ist eine Ablenkung, aus der ich Energie ziehe“, sagt Görlitz. Und mit der er auch noch Gutes tut.

Denn die Erlöse gehen an das SOS-Kinderdorf am Ammersee, erst vergangene Woche schaute er wieder in Dießen vorbei, mit dabei vier neue Laptops, die nun für die schulische Förderung der Kinder eingesetzt werden.

Zu sehen ist „Room 77“ auch bald. In der Winterpause. Live am 26. Dezember im Karlsruher Musik-Club „Radio Oriente“ und zuvor nächsten Montag bei „Blickpunkt Sport“ im Fernsehen. Da präsentieren sie ihren neuen Video-Clip. Der Titel des Songs ist das, was Görlitz in seiner Fußballer-Karriere wohl nie aufgeben wird: „Hope“. Die Hoffnung. F. Kinast, R. Franke

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