„Glaubt an euch!“

Weltmeister wollen den vierten Stern: Heute erklärt der 74er-Champ Paul Breitner, wie Löw den Titel holt.
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Weltmeister  1974: Paul Breitner (ganz rechts) schaut auf Franz Beckenbauer mit dem Pokal.
dpa Weltmeister 1974: Paul Breitner (ganz rechts) schaut auf Franz Beckenbauer mit dem Pokal.

Weltmeister wollen den vierten Stern: Heute erklärt der 74er-Champ Paul Breitner, wie Löw den Titel holt.

AZ: Herr Breitner, beim ersten WM-Gegner der deutschen Mannschaft sagten Sie uns, Australien sei so etwas wie Arminia Bielefeld. Was ist dann Argentinien?

Dann ist Argentinien wie Real Madrid. Das wird ein Spiel, das nur von der besseren Tagesform entschieden wird.

Sie sagten bei Turnierbeginn an, die deutsche Mannschaft könnte nur Erfolg haben, wenn sie von Anfang an marschiert.

Ja, und genauso hat es sich entwickelt. Unsere Mannschaft war dann erfolgreich, wenn sie von der ersten Minute ins Rollen kam. Wenn Euphorie und Begeisterung ausgespielt wurden über schnelles Spiel, direkte Kombinationen. In dem Moment, wo das Spiel vom Gegner unterbunden wird, haben wir aber ein Problem. Das war gegen Serbien so und gegen Ghana teilweise auch. Gegen England funktionierte es aber auch wieder.

Mit Verlaub, um im Bild zu bleiben, England war ja so etwas wie die SpVgg Plattling.

Da bin ich völlig anderer Meinung. Wir haben gegen England gewonnen, weil wir so stark waren und nicht die so schwach. Du kannst auch diese englische Mannschaft aufbauen, dazu bringen, dass sie besser spielt. Es kommt nicht auf die Stärke des Gegners an, nur auf die eigene. Da kann ich von jedem Gegenspieler den Namen der Urgroßmutter wissen und mit welchem Hax er aufgestanden ist: Wenn ich schlecht drauf bin, nützt mir das gar nix. Ich muss nur an mich glauben. Also: Glaubt an Euch!

Das Mir-san-Mir-Gefühl. Aus Ihren erfolgreichen Siebziger Jahren ist überliefert, dass sich die Bayern-Spieler samstags nach dem Aufstehen erst einmal fragten, gegen wen gespielt werde. Um dann zu sagen: „Wurscht, die hauma eh weg.“

Übertrieben gesagt: Ja, das ist der richtige Weg. Beim Franz hat sich das immer so angehört: „Geht’s naus und spuit’s Fuasboi.“

Und wie sie das tun. Sind Sie überrascht von der Spielfreude der Mannschaft?

Warum sollte ich? Zum einen haben sie schon vor der WM so gespielt, im Test gegen Bosnien. Da hat jeder gesagt: „Mei, was willst denn mit Bosnien.“ Aber gegen die muss man genauso spielen wie gegen Australien, England oder eben Argentinien.

Und plötzlich staunt die Welt, dass der Teutone nicht nur Panzer-Fußball spielen kann.

Das tut dem Image sehr gut, wenn nicht nur erfolgreich gespielt wird, sondern auch begeisternd. Da sagen die Fans, hey, super, die können ja richtig schön spielen. Es hat sich einfach die ganze Mannschaft enorm entwickelt. Wie brillant unsere Spieler auftreten! Es hat doch niemand Arne Friedrich zugetraut, dass er jetzt in der Form seines Lebens spielen würde. Und so ergänzt sich ein Mosaiksteinchen mit dem anderen.

Und keiner vermisst Michael Ballack. Ist für den in dieser Mannschaft überhaupt noch Platz, wenn er nach der WM wieder gesund ist?

Dahinter steht ein riesiges Fragezeichen. So wie sich viele vor der WM fragten, was passiert mit unserer Mannschaft ohne Ballack. Nur im Vergleich dazu ist das Fragezeichen jetzt noch viel größer.

Was würden Sie antworten? Soll der da noch mitspielen?

Ehrlich gesagt, im Moment interessiert mich das überhaupt nicht. Ballack ist im Moment eine Randnotiz, eine Randerscheinung. Darüber braucht man sich keine Gedanken machen. Jetzt zählt nur die WM.

Können die Deutschen Weltmeister werden?

Ja. Wenn sie Spanien schlagen.

An denen als Favorit halten Sie demnach weiter fest.

Richtig.

Interview: Florian Kinast

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