Gesucht in der Nationalmannschaft: Lahms Klon
Der Ausfall von Kapitän Philipp Lahm und die verzweifelte Fahndung nach anderen Außenverteidigern zeigen, wie schwer man sich auf dieser Position tut. Joachim Löws Aussagen über Dortmunds Marcel Schmelzer sorgen für Irritation.
DUBLIN Irgendwann musste es ja mal passieren. 92 Länderspiele hat Philipp Lahm geschafft, ohne je so viele Verwarnungen zu schaffen, dass er für das nächste gesperrt wurde. Beim 93. war es so weit: Der Kapitän kassierte seine zweite Gelbe Karte in der WM-Qualifikation und fehlte Bundestrainer Joachim Löw und Co. beim Qualispiel gegen Giovanni Trapattonis Iren am Freitag (Spiel bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht begonnen) darum.
Löw musste darum einen Mann in die Viererkette nehmen, der wohl keine Rolle beim DFB spielen würde, wenn es mehr gäbe von der Sorte Lahms. Am Freitag war dies Marcel Schmelzer, doch die Namen sind austauschbar. Denn eigentlich sucht Löw nach dem Lahm-Klon. Fast schon resignierend sagte Löw am Donnerstag: „Ich kann sie (die Außenverteidiger, die Red.) mir im Moment auch nicht schnitzen.”
Seit Beginn seiner Amtszeit nach der WM 2006 fahndet Löw auf den Außenverteidiger-Posten nach einem passenden Gegenstück zur einzigen Fixgröße Lahm. Den Kapitän hat er in der Nationalmannschaft schon mehrfach von links nach rechts und wieder zurück verschoben - teilweise sogar mitten in einem Turnier.
In den 86 Länderspielen bis zur Irland-Partie hat Löw viel probiert. Rechts durften sich 13 Männer versuchen. Viele sind schnell gescheitert wie Gonzalo Castro, Roberto Hilbert, Andreas Hinkel, Clemens Fritz, Sascha Riether, Andreas Beck oder Christian Träsch.
Nicht anders links, wo sich elf teilweise längst vergessene Akteure wie Malik Fathi, Thomas Hitzlsperger, Christian Pander, Marvin Compper, Marcell Jansen, Marcel Schäfer oder Dennis Aogo erfolglos auf dem höchsten internationalen Niveau abmühten.
„In der Bundesliga gibt es in der Tat auf den Außenverteidiger-Positionen ganz wenige Alternativen”, klagte Löw. Dabei ist die Not links noch größer als rechts, wo Lahm wie beim FC Bayern derzeit spielt.
Der aktuelle Proband Schmelzer spielt zwar beim zweimaligen Meister Dortmund meist ordentlich, doch so richtig überzeugt ist Löw von ihm nicht. „Zuletzt in Österreich hat er kein gutes Spiel gemacht”, sagte Löw. Zuspruch klingt anders.
Dem 23-Jährigen schenkt Löw mehr notgedrungen auch weiterhin das Vertrauen: „Viel mehr Alternativen gibt es links im Moment nicht die nächsten ein, zwei, drei, vier, fünf Monate”, sagte er: „Also müssen wir mit Marcel Schmelzer weiterarbeiten, das werden wir auch machen.” MÜSSEN mit ihm weiterarbiten? Notgedrungen? Solche Aussagen sorgten für Wirbel. So sehr, dass Löw eilig eine DFB-Mitteilung hinterherschickte, um die Äußerungen über Schmelzer klarzustellen. Er habe „nach wie vor großes Vertrauen” in den Linksverteidiger, versicherte er. Das habe er dem Spieler „auch nochmal in einem persönlichen Gespräch so mitgeteilt”.