Generation "Sturm und Drang" soll bei der WM siegen

BERLIN - Kroos, Müller und Aogo heißen die neuen Hoffnungsträger von Joachim Löw für die Fußball- Weltmeisterschaft - die Routiniers Frings und Metzelder sind dagegen draußen. Mit der Berufung des Trios setzt Löw ein deutliches Zeichen. Vor allem den Sponsoren fehlt jedoch einer, der bisher Zugpferd war.
Mit dem Leverkusener Toni Kroos (20 Jahre), dem Münchner Thomas Müller (20) und dem Hamburger Dennis Aogo (23) holt der Bundestrainer zum Fitnesstest der Nationalmannschaft in der kommenden Woche gleich drei Länderspiel-Neulinge in seinen 30-köpfigen Kader, der praktisch einem vorläufigen WM-Aufgebot für Südafrika entspricht. Zwar gebe es noch minimale Chancen für andere, signalisierte Löw. «Aber es wird nur dann noch jemand eine Chance erhalten, wenn er bis zum Saisonende überragende Leistungen bringt», verdeutlichte der 49- Jährige am Donnerstag die Bedeutung seiner Vorauswahl.
Der Bundestrainer setzt mit der Berufung von Aogo, Kroos und Müller ein deutliches Zeichen dafür, dass er mit dem Einbau junger, ehrgeiziger Talente den Konkurrenzkampf Richtung WM-Endrunde in diesem Sommer weiter anheizen will. Auch der Hoffenheimer Andreas Beck (22), der Hamburger Jerome Boateng (21), die Stuttgarter Serdar Tasci (22) und Sami Khedira (22) sowie der Bremer Mesut Özil (21) gehören zur neuen Generation «Sturm und Drang», die schon bei der WM ab 11. Juni ihr erstes süßes Bonbon bekommen könnte.
Durchs Turnier geschleift
Bei der EM 2008 hatte Löw noch den angeschlagenen Metzelder trotz fehlender Fitness durch das Turnier geschleift. Das Finale gegen Spanien (0:1) war Metzelders 47. und bisher letztes Länderspiel. Nach dem Nationalmannschafts-Aus für Torsten Frings kann nun auch der 29- jährige Metzelder, der bei Real Madrid seit Monaten nur Ersatz ist, wie erwartet die WM im Sommer abhaken.
«Der 30er-Kader umfasst die Spieler, die in unserem Team in den vergangenen Monaten eine Rolle spielten, und jüngere Spieler, die über die WM 2010 hinaus eine Perspektive haben», erklärte Löw. Fehlen wird beim Leistungstest und den Werbeaufnahmen in Sindelfingen und Stuttgart von Montag bis Mittwoch Kapitän Michael Ballack. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte sich bei Ballacks Arbeitgeber FC Chelsea vergeblich um eine Freigabe bemüht. Die Londoner müssen in der Premier League am Mittwoch gegen Birmingham antreten, was allerdings lange bekannt war.
Abwesenheit des Zugpferds
Vor allem die DFB-Sponsoren dürften über die Abwesenheit des Zugpferdes Ballack wenig amüsiert sein, zumal der ursprünglich angesetzte Werbetermin im Januar schon abgesagt worden war. Wegen Verletzungen mussten der Kölner Lukas Podolski (Bandscheibenvorfall) und der Schalker Heiko Westermann (Meniskus-Operation) den DFB-Termin absagen. Die Mannschaft trifft sich schon am Sonntag in Stuttgart.
Überraschend dabei ist wieder England-Legionär Robert Huth und der Stuttgarter Christian Träsch, die zuletzt bei der Asien-Reise im Mai und Juni 2009 in der DFB-Auswahl zum Einsatz gekommen waren. «Diesen Kreis und die Spieler, die für das Treffen in Stuttgart absagen mussten, werden wir in den kommenden Monaten intensiv beobachten», kommentierte Löw die Veröffentlichung des 30-köpfigen Kaders, den er am Montag auf einer gemeinsamen Sitzung mit den Bundesliga-Trainern noch näher erläutern kann. Löw will seine Liga-Kollegen in seine WM- Pläne einweihen, zuvor ist am Sonntag der gemeinsame Besuch des Spiels Hoffenheim gegen Leverkusen geplant.
(Von Jens Mende, dpa)