Gelb-schwarzer Lothar im Heiligen Land
Lothar Matthäus nimmt seinen Job bei Maccabi Netanya auf. Zwar ist der neue Arbeitsplatz des ersten deutschen Trainers in Israel noch nicht ganz fertig ist - doch die Erwartungen an den eistigen Weltmeister sind enorm.
TEL AVIV Na gut, wie die Ankunft des Messias im gelobten Land wirkte die Szenerie nicht unbedingt.
Als die Maschine von Lothar Matthäus auf dem Ben-Gurion-Flughafen bei Tel Aviv gelandet war, wurde der deutsche Rekordnationalspieler von gerade 100 Fans seines neuen Klubs Maccabi Netanya und 20 Journalisten begrüßt. Immerhin starteten die Anhänger des Vizemeisters „Lothar“-Sprechchöre und überreichten dem ersten deutschen Coach in Israel einen schwarz-gelben Vereinsschal.
In Zukunft soll allerdings Matthäus die Fans beschenken. Die Anhänger des Klubs aus der 180000-Einwohner-Stadt zwischen Tel Aviv und Haifa setzen große Hoffnungen in Matthäus: Er soll den Verein in den Uefa-Cup führen und Meister Beitar Jerusalem an der Spitze ablösen.
„Ich bin schon lange ein Fan von Israel, ich mag Land und Leute und habe dort viele Freunde. So ist der Wechsel nach Netanya nicht nur sportlich, sondern auch privat eine gute Sache für mich“, befand Matthäus. Klubbesitzer Daniel Jammer, ein Frankfurter Geschäftsmann und Lothar-Spezl, hat ihn angeheuert.
2006 hatte Jammer den fünfmaligen Meister, der seinen bisher letzten Titel im Jahr 1983 holte, übernommen. Seitdem wurde der 1934 gegründete Klub zweimal Vizemeister. Doch die jüngsten Erfolge können über die Schwierigkeiten des Vereins im Bereich der Infrastruktur nicht hinwegtäuschen.
Zuletzt musste das Team seine Punktspiele in der Liga („Ligat Ha'al Israel“) noch im heruntergekommenen Sar-Tov-Stadion vor nicht einmal 4000 Zuschauern im Schnitt absolvieren. Das wird zunächst auch so bleiben, da die neue Arena vor den Toren der Stadt, deren Bau rund 25 Millionen Euro kostet und die 12000 Besuchern Platz bieten soll, noch nicht fertig ist.
Von diesen Problemen wollte sich Matthäus, der Anfang Mai seine Fußballlehrer-Lizenz nach einem Sonderlehrgang erworben hatte und in Israel geschätzt eine halbe Million Euro im Jahr verdienen soll, aber nicht abschrecken lassen: „Ich weiß, dass der Klub gut aufgestellt ist und vernünftige Strukturen geschaffen hat.“
Zuletzt hatte Matthäus, der ehemalige Nationalcoach von Ungarn, bis Juni 2007 als Co-Trainer von Giovanni Trapattoni bei Red Bull Salzburg gearbeitet. Bei seinem neuen Arbeitgeber sieht Matthäus, der mit seiner Mannschaft am 26. Juli ein Testspiel gegen Werder Bremen bestreiten wird, großes Potenzial: „Natürlich wird der israelische Fußball derzeit noch belächelt, aber man ist dort auf dem richtigen Weg, was auch schon die vielen israelischen Profis zeigen, die im Ausland spielen, besonders in England. Es ist durchaus denkbar, dass die israelische Nationalmannschaft bei Turnieren – und auch die Vereinsmannschaften im Europapokal – eine wichtige Rolle spielen werden.“
Dabei will er helfen.
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